Ungedruckte Stiche.
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Fig. 40. Franz Brun, Der Monat April. Kupferstich B. 28.
lieh auf eine Komposition des Giulio Romano zurück. Derselbe Stich, aber im Gegensinn, ist für ein
Gemälde benützt, das an seinem Aufbewahrungsort dem Polidoro da Caravaggio zugeschrieben ist und
sich auf der Außenseite einer Rotella di gala im Museo civico zu Turin (Saal XVI) befindet. Hier soll
die Komposition darstellen, wie sich im Jahre 1512 der Herzog von Urbino, Giovanni Maria della
Rovere, auf Geheiß seines Oheims, des Papstes Julius IL, der Stadt Pesaro bemächtigt.1
Auf den Gründen zweier anderer Stücke der kaiserlichen Sammlung, zweier Majolika-Bacini aus
Urbino (Inv.-Nr. 3i38 und 3144), sind das Parisurteil nach dem Stich des Marc Anton (B. 245) und
der Mannaregen aus der Bibel des Raffael, gestochen von Agostino Veneziano (B. XIV, S. 10,
Nr. 8), kopiert (schon im Inventar von 1896 bemerkt).
b. In Email.
Das «niederländische Schmelzwerk» auf zwei silbernen Deckelbechern des XV. Jahrhunderts zeigt
als Grisaillen verschiedene natürliche und erfundene Tierfiguren, von denen Lehrs etliche als Kopien
nach dem Kartenspiel des Meisters der Spielkarten nachgewiesen hat.2 Auf dem einen Becher (Inv.-
Nr. 85) sind drei Vögel von der Acht des Kartenspiels (Nr. 67) kopiert, nämlich nach dem in der Mitte
der Karte rechts, dem unten links und dem in der Mitte oben. Die beiden ersten sind auch auf dem
zweiten Becher (Inv.-Nr. 88) kopiert. Ferner sind auf dem ersten Becher, der sich am Kopf kratzende
Hirsch von der Drei (Nr. 75) und das sich nach rechts umblickende Rottier von der Sieben (Nr. 78)
kopiert. Das letzte kommt auch auf dem zweiten Becher vor.
Unter dem Limusiner Email des XVI. Jahrhunderts, von dem die kunstindustrielle Sammlung
nicht viele, aber durch ihre Erhaltung ausgezeichnete Stücke besitzt, ist der Triumph der Diana auf
einer großen, von 1558 datierten Schüssel Pierre Raymonds (Inv.-Nr. 3201) nach den Fonds de coupes
Ducerceaus kopiert. Auf dieselbe Vorlage geht die Darstellung auf der unbezeichneten und undatier-
ten Cuppa einer Fruchtschale zurück, deren Fuß fehlt (Inv.-Nr. 323g). Zwei Salzfässer, die beide das
Monogramm Raymonds tragen, sind mit Kopien von Marc Antons «Quos ego» (B. 352) geschmückt,
das eine (Inv.-Nr. 3217) mit folgenden Szenen: Juno auf ihrem Pfauenwagen, Aneas und Achates und
die in eine Jägerin verwandelte Venus, das andere (Inv.-Nr. 3219) mit folgenden: Venus auf ihrem
Taubenwagen, vor ihr Amor und vier Amorine, Äneas und Dido, Achates und eine Hofdame derDido.
Der Grund einer von 1550 datierten Fruchtschale Pierre Raymonds (Inv.-Nr. 3204) zeigt die Kopie
von Marc Antons Parisurteil (B. 245). (Auf diese Entlehnungen hat M. Marquet de Vasselot freund-
lichst aufmerksam gemacht.)
c. Auf Gemälden.
Beispielshalber müssen hier kurz auch die Gemälde erwähnt werden, die nach Stichen kopiert
sind. Die kunstindustrielle Sammlung besitzt, sieht man vorläufig von etlichen Miniaturen in ihren
Handschriften ab, unter ihren wenigen Tafelbildern deren keines; in der Gemäldesammlung aber,
1 Auf der bedeutend besser erhaltenen Innenseite des Schildes ist in goldgehöhtem Chiaroscuro die Geschichte von
Cephalus und Procris zu sehen. Diese Rückseite abgebildet in der Publikation über das Museo civico di Torino, Torino
1905, Tav. 45.
2 Zuerst im Jahrbuch der kgl. preußischen Kunstsammlungen XVIII (1897), 47, und jetzt in dem Werke: Geschichte
und kritischer Katalog I (1908), 147 f.
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Fig. 40. Franz Brun, Der Monat April. Kupferstich B. 28.
lieh auf eine Komposition des Giulio Romano zurück. Derselbe Stich, aber im Gegensinn, ist für ein
Gemälde benützt, das an seinem Aufbewahrungsort dem Polidoro da Caravaggio zugeschrieben ist und
sich auf der Außenseite einer Rotella di gala im Museo civico zu Turin (Saal XVI) befindet. Hier soll
die Komposition darstellen, wie sich im Jahre 1512 der Herzog von Urbino, Giovanni Maria della
Rovere, auf Geheiß seines Oheims, des Papstes Julius IL, der Stadt Pesaro bemächtigt.1
Auf den Gründen zweier anderer Stücke der kaiserlichen Sammlung, zweier Majolika-Bacini aus
Urbino (Inv.-Nr. 3i38 und 3144), sind das Parisurteil nach dem Stich des Marc Anton (B. 245) und
der Mannaregen aus der Bibel des Raffael, gestochen von Agostino Veneziano (B. XIV, S. 10,
Nr. 8), kopiert (schon im Inventar von 1896 bemerkt).
b. In Email.
Das «niederländische Schmelzwerk» auf zwei silbernen Deckelbechern des XV. Jahrhunderts zeigt
als Grisaillen verschiedene natürliche und erfundene Tierfiguren, von denen Lehrs etliche als Kopien
nach dem Kartenspiel des Meisters der Spielkarten nachgewiesen hat.2 Auf dem einen Becher (Inv.-
Nr. 85) sind drei Vögel von der Acht des Kartenspiels (Nr. 67) kopiert, nämlich nach dem in der Mitte
der Karte rechts, dem unten links und dem in der Mitte oben. Die beiden ersten sind auch auf dem
zweiten Becher (Inv.-Nr. 88) kopiert. Ferner sind auf dem ersten Becher, der sich am Kopf kratzende
Hirsch von der Drei (Nr. 75) und das sich nach rechts umblickende Rottier von der Sieben (Nr. 78)
kopiert. Das letzte kommt auch auf dem zweiten Becher vor.
Unter dem Limusiner Email des XVI. Jahrhunderts, von dem die kunstindustrielle Sammlung
nicht viele, aber durch ihre Erhaltung ausgezeichnete Stücke besitzt, ist der Triumph der Diana auf
einer großen, von 1558 datierten Schüssel Pierre Raymonds (Inv.-Nr. 3201) nach den Fonds de coupes
Ducerceaus kopiert. Auf dieselbe Vorlage geht die Darstellung auf der unbezeichneten und undatier-
ten Cuppa einer Fruchtschale zurück, deren Fuß fehlt (Inv.-Nr. 323g). Zwei Salzfässer, die beide das
Monogramm Raymonds tragen, sind mit Kopien von Marc Antons «Quos ego» (B. 352) geschmückt,
das eine (Inv.-Nr. 3217) mit folgenden Szenen: Juno auf ihrem Pfauenwagen, Aneas und Achates und
die in eine Jägerin verwandelte Venus, das andere (Inv.-Nr. 3219) mit folgenden: Venus auf ihrem
Taubenwagen, vor ihr Amor und vier Amorine, Äneas und Dido, Achates und eine Hofdame derDido.
Der Grund einer von 1550 datierten Fruchtschale Pierre Raymonds (Inv.-Nr. 3204) zeigt die Kopie
von Marc Antons Parisurteil (B. 245). (Auf diese Entlehnungen hat M. Marquet de Vasselot freund-
lichst aufmerksam gemacht.)
c. Auf Gemälden.
Beispielshalber müssen hier kurz auch die Gemälde erwähnt werden, die nach Stichen kopiert
sind. Die kunstindustrielle Sammlung besitzt, sieht man vorläufig von etlichen Miniaturen in ihren
Handschriften ab, unter ihren wenigen Tafelbildern deren keines; in der Gemäldesammlung aber,
1 Auf der bedeutend besser erhaltenen Innenseite des Schildes ist in goldgehöhtem Chiaroscuro die Geschichte von
Cephalus und Procris zu sehen. Diese Rückseite abgebildet in der Publikation über das Museo civico di Torino, Torino
1905, Tav. 45.
2 Zuerst im Jahrbuch der kgl. preußischen Kunstsammlungen XVIII (1897), 47, und jetzt in dem Werke: Geschichte
und kritischer Katalog I (1908), 147 f.
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