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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Weixlgärtner, Arpad: Ungedruckte Stiche: Materialien und Anregungen aus Grenzgebieten der Kupferstichkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0379
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Ungedruckte Stiche.

367

Hauptblatt, der Maria von Einsiedeln (ß. 35), ist die Dreifaltigkeit mit Engeln im Initial oben auf S. 628
kopiert. — Max Lehrs verzeichnet Entlehnungen aus dem Figurenalphabet des Meisters ES, und zwar
aus dessen Buchstaben <}, }), 0 und t auf S. 438, 460, 463 und 632 der Handschrift.1

d. Auf Teppichen.

Die Darstellungen eines kleinen deutschen Gobelins vom Anfang des XVI. Jahrhunderts (Inv.7
Nr. 20) gehen, wie Max Lehrs freundlichst aufmerksam gemacht hat, auf Wolgemut-Pleyden wurff-
sche Holzschnitte in der Schedeischen Weltchronik (Nürnberg, Anton Koberger, 1493) zurück, und
zwar auf Blatt VI v. (Erschaffung der Eva), VII r. (Ver-
treibung aus dem Paradiese und Sündenfall) und IX r.
(Adam bearbeitet die Erde und Eva obliegt ihren Mutter-
pflichten).

3. Plastische Nachbildungen.

a. In Edelmetall.

Hier wären zuerst Goldschmiedearbeiten anzufüh-
ren, die nach Kupferstichentwürfen geschaffen sind. Lei-
der ist in der kunstindustriellen Sammlung bisher kein
einziges solches Stück nachzuweisen. Daß der Kupfer-
stich, aus den Werkstätten der Goldschmiede hervor-
gegangen, schon in seinen frühesten Zeiten Entwürfe für
dieses Kunstgewerbe auf den Markt brachte, ist längst
und allgemein bekannt. Heutzutage lassen sich dank der
rastlosen Forschertätigkeit von Max Lehrs und Max Geis-
berg mit leichter Mühe alle jene deutschen Kupferstecher
des XV. Jahrhunderts aufzählen, von denen man mit grö-
ßerer oder geringerer Bestimmtheit sagen kann, daß sie
auch als Goldschmiede tätig waren. Die in Kupfer ge-
stochenen Entwürfe für die Goldschmiedekunst spielen
natürlich bei solchen Konstatierungen eine wichtige Rolle.
Meines Wissens ist es aber bis auf den heutigen Tag
noch nicht möglich gewesen, ein Goldschmiedewerk
namhaft zu machen, das nach einem in Kupfer gestoche-
nen Entwurf ausgeführt worden wäre; dafür aber ist es,
was ja noch viel wichtiger ist, Max Geisberg gelungen,

zwei Goldschmiedearbeiten als Schöpfungen eines Kupferstechers, nämlich Israhels von Meckenem, nach-
zuweisen, der bis dahin bloß als Kupferstecher bekannt war.

Da diese beiden Stücke von prinzipieller Bedeutung sind, seien sie auch hier angeführt. Das eine
ist die schon erwähnte gravierte Agnus-Dei-Kapsel im Münchener Nationalmuseum. Sie wurde laut
Inschrift 1470 für Konrad Leen, genannt Warmut, der Vikar am Nikolausaltar in der jüngeren Marien-
kirche zu Theuerstadt im Bezirke der Stadt Bamberg war, angefertigt. Das zweite Stück ist das Schützen-
kleinod der Gilde des hl. Hermetus in dem kleinen, zwischen Emmerich und Cleve gelegenen Dorf
Warbeyen. Das Kleinod befindet sich heute im Musee Cluny.2

Es ist zu hoffen, daß sich derlei Feststellungen, ist erst das große Werk von Max Lehrs, das ja
das gesamte Wissen der Gegenwart um den deutschen, niederländischen und französischen Kupferstich

Fig. 42. Kopie nach dem Capitan zerbino
auf Callots Radierung, Meaume 652.

Wien, Hofmuseum.

1 Geschichte und kritischer Katalog II (Wien 1910), S. 3"6.

2 Geisberg, Die Anfänge des deutschen Kupferstiches und der Meister E. S., S. 124, 125, Abbildungen auf Tafel 70
unten und Tafel 71 rechts.
 
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