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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

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I. Teil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Aus der Bildnerwerkstatt der Renaissance: Fragmente zur Geschichte der Renaissanceplastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0101
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Aus der Bildnerwerkstatt der Renaissance.

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Wir haben bisher, die deutsche Kopie inbegriffen, schon drei Exemplare des gleichen Typus
kennen gelernt; ein viertes, das manchen neuen Aufschluß bringt, fand ich vor Jahren, damals
seltsamerweise in der Raccolta Cumana untergebracht, im Museum von Neapel (heute im Depot des-
selben). Dem dermaligen Direktor
dieser herrlichen Sammlung Cav.
Vittorio Spinazzola, verdanke ich
nicht nur eine Photographie sondern
auch wertvolle Notizen über dieses
Exemplar (Tafel XIX, 1.)

Auch in diesem Relief ist, wie
bei dem Berliner Stücke, die Figur
in weißem Marmor auf einer schwar-
zen Schieferplatte aufgelegt; die
Maße entsprechen aber beiläufig
denen des Reliefs in der einstigen
Sammlung Piot (40: 28 cm); die Pro-
venienz ist nicht festzustellen. Eine
Vergleichung beider Stücke ergibt,
daß es sich nur um eine Variante
handelt. Auch hier bildet den Ab-
schluß eine ovale Plinthe, die aber
ohne Inschrift ist. Manche Details
sind verändert, so der Kandelaber;
auch die Formenbehandlung ist an-
ders, trotz mancher Flüchtigkeiten
weicher und gefälliger. Schon hier
wird man sich viel eher an die ma-
lerischen Tendenzen Oberitaliens,
besonders seiner östlichen Hälfte er-
innert finden als an die strengere
und kühlere Formensprache Toska-
nas; der schwere Frauenkörper zeigt
deutlich das flemma der venetischen
Rasse und ist nicht allzuweit von
Palma und Tizian entfernt. Tatsäch-
lich führt auch eine Widmungs-
inschrift an der Marmorplatte:

GASP FANT BON
SVAVISSIMO
CONIVGII
FOEDERI
AMORI

QVE Fig. 16. Agostino Veneziano, Kleopatra.

D Wien, Hofbibliothek.

die die Rückseite der Schiefertafel deckt, in der Lokalisierung um einen Schritt weiter.

Diese Inschrift, die ihrem Duktus nach sicher ins XVI. Jahrhundert gehört, führt also nach
Bologna. Der Name ist wohl Gasparo Fantuzzi zu lesen; es handelt sich um einen Angehörigen der
alten senatorischen Familie dieses Namens, deren schöner Renaissancepalast (jetzt Cloetta) sich noch bei

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