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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

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I. Teil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Aus der Bildnerwerkstatt der Renaissance: Fragmente zur Geschichte der Renaissanceplastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0109
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Aus der Bildnerwerkstatt der Renaissance.

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Unsere Reliefserie hat, abgesehen davon, daß sie das Werk eines namhaften Künstlers der Früh-
renaissance bereichert, auch einen nicht unerheblichen historischen Hintergrund. Die in der Antike so
häufige und einen Gegenstand eifriger Forschung bildende Erscheinung, daß ein bestimmter Bildtypus
sich in zahlreichen Repliken verfolgen läßt, ist in der Geschichte der neueren Kunst unvergleichlich
seltener zu belegen. Die besprochenen Reliefs gestatten uns einen lehrreichen Einblick in die Art, wie
sich dergleichenWiederholungen eines bestimmten Motivs in denWerkstätten fortpflanzen. Insbesondere

Fig. 24. Atelier des A. I.ombardo, Helle mit dem Widder.
München, Nationalmuseum.

muß sich das Eurydikerelief besonderer Gunst und Nachfrage erfreut haben; das auf Bologna zurück-
weisende Exemplar in Neapel zeigt, wie dergleichen Dinge im Leben eine Rolle spielen, als Hochzeits-
oder Ehegaben. Vor allem ist aber wichtig, daß derlei leicht zu transportierende Kunstwerke für Stil-
übertragungen in die Weite geeignet waren, ein Thema, das übrigens noch im letzten Kapitel dieser
Studien gestreift werden soll. Auch dafür ergeben sich hier schon schöne Beispiele: nicht nur daß ein
Exemplar der Reihe sich sehr frühe, schon zu Beginn des Cinquecento, in einer der bedeutendsten fürst-
lichen Kunstsammlungen des Nordens nachweisen läßt, es hat auch schon die Künstler dieser Region
zur Nachahmung gereizt, wie die Ubersetzung ins Nürnbergische von 1532 dartut. Wir sehen einen
der Kanäle vor uns, durch den die Übertragung südlicher Formprobleme in den Norden vermittelt ward,
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