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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

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I. Teil: Abhandlungen
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Fröhlich-Bum, Lili: Andrea Meldolla, genannt Schiavone
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0150
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Lili Fröhlich-Bum.

rieht. Keiner der folgenden Autoren berichtet darüber und es hat sich auch kein Bild gefunden, das man
damit identifizieren könnte. An der Tatsache zu zweifeln, sehe ich keinen Grund; was sollte Vasari be-
wogen haben, eine derartige Angabe zu erfinden? Vermutlich aber hatte er sich um ein Jahr geirrt; denn

er war erst 1541/42 in Venedig.1



In einem Brief an Schiavone
beklagt sich Aretin darüber, daß
Schiavone nichts Gemaltes sehen
lasse, und spricht von ihm als «gio-
vane».2

Sansovino 3 erzählt, daß Schia-
vone und Tintoretto für dieselbe
Kapelle in S. Maria de' Croci-
chieri drei Bilder gemalt hätten.
In der Beschreibung der Libreria
des Sansovino heißt es: «Dall'uno
de capi nel primo tondo e es-
presso il trionfo usato da i Capi-
tani con bell' invenzione e con
colorito leggiadro e vivace; nel
secondo si contiene la degnitä de
gli Imperatori e de Regni, nel
terzo il Sacerdotio. E questi fu-
rono dipinti da Andrea Schiavone.»

In Lomazzos Trattato della
Pittura4 wird Schiavone als Schüler
des Parmegianino bezeichnet.5

Das ist alles, was die Schrift-
steller des XVI. Jahrhunderts über
Schiavone berichten. Ausführlicher
beschäftigt sich mit ihm die Litera-
tur des XVII. und XVIII. Jahrhun-
derts. Jene ist die der Vitenschrei-
ber, die alle in Vasari ihr Vorbild
haben. Die Schriftsteller des XVIII.
Jahrhunderts hatten nicht mehr die reine Freude an der Erzählung, sie suchten nach Dokumenten und
sammelten das graphische Material.

Der erste, der ein Bild von Schiavones Leben und Schaffen gab und es für die Zukunft fest-
legte, war Ridolfi.6 Auf seinen Angaben beruhen die aller anderen Schriftsteller, die den Maler Schia-
vone behandeln und von denen hier die folgenden genannt seien:
Die Neuausgabe des Sansovino vom Jahre 1669.

Boschini, Le rieche minere della pittura, Venezia 1674 (in den kurzen Viten, die er seinem Führer
vorausschickt).

Fig. 1. Parmegianino, Grablegung Christi (BP 5).

1 Kailab, Vasaristudien, in Quellenschriften für Kunstgeschichte, N. F. XV (1908), S. 69.

2 Aretino, Lettere, Parigi 1608, abgedruckt bei Kukulievic, «Andreas Medulic Schiavone, Maler und Kupferstecher»,
Agram 1863.

3 Sansovino, Venezia Descritta, 1581.

4 Mailand 1584. Im Verzeichnis der im Text gelegentlich erwähnten Maler.

s Diese Frage ist von Bedeutung und wird im Zusammenhange der Werke zu besprechen sein.
6 Ridolfi, Maraviglie dell' Arte etc., Venezia 1648, Vol. I, p. 227—242.
 
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