Andrea Meldolla, genannt Schiavone.
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armen kroatischen Eltern geboren. Sein Vater hieß Simeon, wie dies in einer venezianischen Urkunde
bezeugt sei.1 Marin Sanudo erwähne in seinem Tagebuch unter dem Jahre 1501 eines Kriegers (Con-
testabele), namens Simeon von Meldola, in Nadin, einer dalmatinischen Stadt, mit welchem Namen er
häufig die Stadt und Insel Meleda bezeichne. Ob eben dieser Simeon der Vater des Andrea gewesen sei,
wisse man nicht». Hingegen hält es Kukulievic für ausgemacht, daß seine Familie in Sebenico auf kroa-
tisch «Medulic» hieß, weil in einem Gemeindeprotokoll von Traü vom 15. November 1436 ein ^Jo-
hannes Meditlic di Sebenico» erwähnt wird.
Kukulievic setzt sich dann des ausführ-
licheren mit Zani2 auseinander, erzählt
die Geschichte vom Ausspruch des Tinto-
retto etwas breiter, läßt Schiavone Tizian
im Jahre 1576 zu Grabe geleiten und gibt
dann noch ein langes Verzeichnis seiner
Werke.3
Es bleibt noch eine kleine kroatische
Broschüre zu erwähnen, die sich mit der
Frage beschäftigt, wann Schiavone gelebt
hat.4 Zur Charakteristik sei angeführt,
daß der Verfasser Kukulievic als Quelle
für Schiavone betrachtet und Ridolfi nur
gelegentlich erwähnt, daß er 1503 als Ge-
burtsjahr annimmt, weil die Schriftsteller
erzählen, Schiavone sei 60 Jahre alt gewor-
den und daß er die Frage der Identifizie-
rung des Meldolla mit Schiavone für noch
ungelöst hält.
Das graphische Werk
Schiavones.
Der italienische Kupferstich war, kaum
daß er eine gewisse Blüte erreicht hatte,
von einer selbständigen Kunstübung zu
einem Reproduktionsverfahren herabgesun-
ken. Marc Anton war der erste, der diese Kunst aus zweiter Hand im großen betrieb. Von Raphael bis
tief ins XIX. Jahrhundert, man könnte sagen, bis zur allgemeinen Benutzung der Photographie, war ja
diese Art der graphischen Vervielfältigung das wichtigste Hilfsmittel, die Werke der großen Meister
überall zu studieren und miteinander zu vergleichen.
Die künstlerisch schaffende Phantasie hatte sich in der Radierung ein für ihre Zwecke geeigneteres
Verfahren erfunden.
Wie mit dem Stift zeichnet der Künstler mit der Nadel in den Atzgrund, nur daß der Strich feiner
ist und doch kräftiger wirkt und daß diese Art Zeichnung sich mechanisch vervielfältigen läßt. So und
1 Harzen, a. a. O. Neuerdings bestätigt durch das Testament des Schiavone.
2 Zani, Materiali per servire alla Storia dell" Incisione, p. 208.
3 Ihrer Absurdität halber sei Bryans (Dictionary of Painters and Engravers) Hypothese angeführt. Er nimmt an, daG
Andrea Schiavone und Andrea Meldolla Zeitgenossen seien; beide stächen in der Art des Parmegianino und jener hätte den
Beinamen «Medula*, dieser «Schiavone» geführt.
4 Arthur Schneider, Kad se rodio, a kad je umr'o Andrija Medulic (Schiavone)?, Agram 1908.
Fig. 16. Schiavone, Heilige Familie (B M 54).
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armen kroatischen Eltern geboren. Sein Vater hieß Simeon, wie dies in einer venezianischen Urkunde
bezeugt sei.1 Marin Sanudo erwähne in seinem Tagebuch unter dem Jahre 1501 eines Kriegers (Con-
testabele), namens Simeon von Meldola, in Nadin, einer dalmatinischen Stadt, mit welchem Namen er
häufig die Stadt und Insel Meleda bezeichne. Ob eben dieser Simeon der Vater des Andrea gewesen sei,
wisse man nicht». Hingegen hält es Kukulievic für ausgemacht, daß seine Familie in Sebenico auf kroa-
tisch «Medulic» hieß, weil in einem Gemeindeprotokoll von Traü vom 15. November 1436 ein ^Jo-
hannes Meditlic di Sebenico» erwähnt wird.
Kukulievic setzt sich dann des ausführ-
licheren mit Zani2 auseinander, erzählt
die Geschichte vom Ausspruch des Tinto-
retto etwas breiter, läßt Schiavone Tizian
im Jahre 1576 zu Grabe geleiten und gibt
dann noch ein langes Verzeichnis seiner
Werke.3
Es bleibt noch eine kleine kroatische
Broschüre zu erwähnen, die sich mit der
Frage beschäftigt, wann Schiavone gelebt
hat.4 Zur Charakteristik sei angeführt,
daß der Verfasser Kukulievic als Quelle
für Schiavone betrachtet und Ridolfi nur
gelegentlich erwähnt, daß er 1503 als Ge-
burtsjahr annimmt, weil die Schriftsteller
erzählen, Schiavone sei 60 Jahre alt gewor-
den und daß er die Frage der Identifizie-
rung des Meldolla mit Schiavone für noch
ungelöst hält.
Das graphische Werk
Schiavones.
Der italienische Kupferstich war, kaum
daß er eine gewisse Blüte erreicht hatte,
von einer selbständigen Kunstübung zu
einem Reproduktionsverfahren herabgesun-
ken. Marc Anton war der erste, der diese Kunst aus zweiter Hand im großen betrieb. Von Raphael bis
tief ins XIX. Jahrhundert, man könnte sagen, bis zur allgemeinen Benutzung der Photographie, war ja
diese Art der graphischen Vervielfältigung das wichtigste Hilfsmittel, die Werke der großen Meister
überall zu studieren und miteinander zu vergleichen.
Die künstlerisch schaffende Phantasie hatte sich in der Radierung ein für ihre Zwecke geeigneteres
Verfahren erfunden.
Wie mit dem Stift zeichnet der Künstler mit der Nadel in den Atzgrund, nur daß der Strich feiner
ist und doch kräftiger wirkt und daß diese Art Zeichnung sich mechanisch vervielfältigen läßt. So und
1 Harzen, a. a. O. Neuerdings bestätigt durch das Testament des Schiavone.
2 Zani, Materiali per servire alla Storia dell" Incisione, p. 208.
3 Ihrer Absurdität halber sei Bryans (Dictionary of Painters and Engravers) Hypothese angeführt. Er nimmt an, daG
Andrea Schiavone und Andrea Meldolla Zeitgenossen seien; beide stächen in der Art des Parmegianino und jener hätte den
Beinamen «Medula*, dieser «Schiavone» geführt.
4 Arthur Schneider, Kad se rodio, a kad je umr'o Andrija Medulic (Schiavone)?, Agram 1908.
Fig. 16. Schiavone, Heilige Familie (B M 54).