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Lili Fröhlich-Bum.
präge der Figuren des Parmegianino, schlank, graziös, elastisch, ohne wirkliche Muskelkraft. Rechts
vorne der bereits charakterisierte junge Mann mit der helmartigen Kopfbedeckung und der Handform,
wie wir sie an der Judith aufzeigten. Die Gegensätze zwischen Licht und Schatten sind größer, das Blatt
hat dadurch eine stärkere Tiefenwirkung als die beiden früheren.
Es war für Bartsch nicht schwer, die Radierungen herauszufinden, die Meldolla in der Art des
Parmegianino angefertigt hatte. Auf zwei Blättern findet sich der volle Name «Andrea Meldolla», auf
einer größeren Anzahl ein aus A und M gebildetes Monogramm in den gleichen Schriftzügen wie bei
den vollsignierten Blättern, auf anderen dieses Monogramm in Druckschrift. Was dann noch von der-
Fig. 26. Schiavone, Christus (B M 24). Fig. 27. Schiavone, Paulus (B M 46).
selben Hand war, ließ sich trotz der Ähnlichkeit mit Parmegianinos Radierungen aus stilistischen Grün-
den leicht feststellen. Die Technik der beiden Künstler ist identisch. Die Blätter sind ebenso leicht
hingeworfen, in völlig gleicher Art gezeichnet und schattiert. Von allen anderen dem Parmegianino
nachgeahmten Blättern sind sie des Meisters Art am ähnlichsten.
Das vollsignierte Blatt, als dessen Erfinder sich Meldolla selbst bezeichnet, B M 81 (Fig. 7), stellt
den Raub der Helena dar. Abgesehen von der technischen Ubereinstimmung und dem daraus resul-
tierenden Gesamteindruck, zeigt sich die Abhängigkeit von Parmegianino auch in den Typen. Paris,
der sich vom Pferde herabbeugt, um Helena hinaufzuheben, gleicht ebensosehr dem jungen Mann mit
dem Helm rechts vorne auf B P 3 (Fig. 9), wie Helena dem Frauentypus auf B P 5 (Fig. 1). Die für
Parmegianino charakteristische Verstärkung unterhalb der Knie und Ellbogen ist hier bedeutend über-
trieben, die Finger sind noch spitziger, an ihrer Wurzel noch breiter getrennt (die Hand an dem Pferde-
rücken an dem linken Rande des Blattes). Die vom Rücken gesehene, kopfüber nach unten hängende
Lili Fröhlich-Bum.
präge der Figuren des Parmegianino, schlank, graziös, elastisch, ohne wirkliche Muskelkraft. Rechts
vorne der bereits charakterisierte junge Mann mit der helmartigen Kopfbedeckung und der Handform,
wie wir sie an der Judith aufzeigten. Die Gegensätze zwischen Licht und Schatten sind größer, das Blatt
hat dadurch eine stärkere Tiefenwirkung als die beiden früheren.
Es war für Bartsch nicht schwer, die Radierungen herauszufinden, die Meldolla in der Art des
Parmegianino angefertigt hatte. Auf zwei Blättern findet sich der volle Name «Andrea Meldolla», auf
einer größeren Anzahl ein aus A und M gebildetes Monogramm in den gleichen Schriftzügen wie bei
den vollsignierten Blättern, auf anderen dieses Monogramm in Druckschrift. Was dann noch von der-
Fig. 26. Schiavone, Christus (B M 24). Fig. 27. Schiavone, Paulus (B M 46).
selben Hand war, ließ sich trotz der Ähnlichkeit mit Parmegianinos Radierungen aus stilistischen Grün-
den leicht feststellen. Die Technik der beiden Künstler ist identisch. Die Blätter sind ebenso leicht
hingeworfen, in völlig gleicher Art gezeichnet und schattiert. Von allen anderen dem Parmegianino
nachgeahmten Blättern sind sie des Meisters Art am ähnlichsten.
Das vollsignierte Blatt, als dessen Erfinder sich Meldolla selbst bezeichnet, B M 81 (Fig. 7), stellt
den Raub der Helena dar. Abgesehen von der technischen Ubereinstimmung und dem daraus resul-
tierenden Gesamteindruck, zeigt sich die Abhängigkeit von Parmegianino auch in den Typen. Paris,
der sich vom Pferde herabbeugt, um Helena hinaufzuheben, gleicht ebensosehr dem jungen Mann mit
dem Helm rechts vorne auf B P 3 (Fig. 9), wie Helena dem Frauentypus auf B P 5 (Fig. 1). Die für
Parmegianino charakteristische Verstärkung unterhalb der Knie und Ellbogen ist hier bedeutend über-
trieben, die Finger sind noch spitziger, an ihrer Wurzel noch breiter getrennt (die Hand an dem Pferde-
rücken an dem linken Rande des Blattes). Die vom Rücken gesehene, kopfüber nach unten hängende