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Lili Fröhlich-Bum.
köpfe, einen wie den anderen, einförmig scharf ins Profil gestellt hatte. Die Köpfe haben wohl etwas
Ähnlichkeit mit jenen der Tizian-Sadelerschen Serie; eine starke Übereinstimmung zeigt aber nur der
Kopf des Domitian, der auch bei Sadeler ins Profil gestellt ist.1
Zur stilistischen Betrachtung sei Nr. 10 (Fig. 21) (Vespasian) herangezogen. In den Frauenkörpern der
Umrahmung zeigt sich wieder die den Parmegianino übertreibende Formengebung des Schiavone: die un-
verhältnismäßige Ver-
längerung der Schen-
kel, das Vortreten des
Unterleibes, das Durch-
scheinen der Formen
durch das Gewand; die
Gesichter mit der scharf
abgesetzten Nase und
die Hände mit den lan-
gen sich anschmiegen-
den Fingern. Die Put-
ten zeigen die charak-
teristisch gedrehte Stel-
lung und die Über-
schneidung der Brust
durch einen Arm. Diese
typischen Ähnlichkei-
ten finden sich auch
auf allen anderen Blät-
tern. Abweichend von
den Überarbeitungen
mit der kalten Nadel,
die auf den Meldolla-
radierungen häufig vor-
kommen, finden wir bei
den Cäsarenköpfen wie-
derholt Übergehungen
mit dem Stichel (be-
sonders in den Hinter-
gründen).
Die Darstellung
auf B S 16, Urteil des
Paris (Fig. 22), mutet
ganz wie eine verklei-
nerte «Meldollaradie-
rung» an. Sie ist von links nach rechts in die Tiefe komponiert. Die Bewegung der heraneilenden
Frau, die Formenbehandlung, sogar die Beinstellung des Paris, der Baum mit den Blättern sind uns
wohlbekannte Charakteristika Schiavones.
Auch B S 26 (Fig. 23) zeigt einige bezeichnende Merkmale des Schiavone: die Haltung der sitzen-
den Frau, den Rückenakt und die Gestalt des Kindes konnten wir auf den «Meldollaradierungen» wieder-
holt nachweisen.
Fis
Schiavone, Predigt des Paulus.
Florenz, Utfizien.
1 Die 10 Handzeichnungen zu Cäsarenköpfen, die in der Albertina unter «Tizian» liegen, gehen nicht (wie Wickhoff
sagt) auf Schiavones Radierungen zurück sondern stimmen mit Ausnahme des Domitian mit Sadelers Stichen überein.
Lili Fröhlich-Bum.
köpfe, einen wie den anderen, einförmig scharf ins Profil gestellt hatte. Die Köpfe haben wohl etwas
Ähnlichkeit mit jenen der Tizian-Sadelerschen Serie; eine starke Übereinstimmung zeigt aber nur der
Kopf des Domitian, der auch bei Sadeler ins Profil gestellt ist.1
Zur stilistischen Betrachtung sei Nr. 10 (Fig. 21) (Vespasian) herangezogen. In den Frauenkörpern der
Umrahmung zeigt sich wieder die den Parmegianino übertreibende Formengebung des Schiavone: die un-
verhältnismäßige Ver-
längerung der Schen-
kel, das Vortreten des
Unterleibes, das Durch-
scheinen der Formen
durch das Gewand; die
Gesichter mit der scharf
abgesetzten Nase und
die Hände mit den lan-
gen sich anschmiegen-
den Fingern. Die Put-
ten zeigen die charak-
teristisch gedrehte Stel-
lung und die Über-
schneidung der Brust
durch einen Arm. Diese
typischen Ähnlichkei-
ten finden sich auch
auf allen anderen Blät-
tern. Abweichend von
den Überarbeitungen
mit der kalten Nadel,
die auf den Meldolla-
radierungen häufig vor-
kommen, finden wir bei
den Cäsarenköpfen wie-
derholt Übergehungen
mit dem Stichel (be-
sonders in den Hinter-
gründen).
Die Darstellung
auf B S 16, Urteil des
Paris (Fig. 22), mutet
ganz wie eine verklei-
nerte «Meldollaradie-
rung» an. Sie ist von links nach rechts in die Tiefe komponiert. Die Bewegung der heraneilenden
Frau, die Formenbehandlung, sogar die Beinstellung des Paris, der Baum mit den Blättern sind uns
wohlbekannte Charakteristika Schiavones.
Auch B S 26 (Fig. 23) zeigt einige bezeichnende Merkmale des Schiavone: die Haltung der sitzen-
den Frau, den Rückenakt und die Gestalt des Kindes konnten wir auf den «Meldollaradierungen» wieder-
holt nachweisen.
Fis
Schiavone, Predigt des Paulus.
Florenz, Utfizien.
1 Die 10 Handzeichnungen zu Cäsarenköpfen, die in der Albertina unter «Tizian» liegen, gehen nicht (wie Wickhoff
sagt) auf Schiavones Radierungen zurück sondern stimmen mit Ausnahme des Domitian mit Sadelers Stichen überein.