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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

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I. Teil: Abhandlungen
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Fröhlich-Bum, Lili: Andrea Meldolla, genannt Schiavone
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0181
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Andrea Meldolle, genannt Schiavone.

Auch einige Zeichnungen stehen auf derselben Stilstufe; so scheint mir zu B M 15 (Fig. 29) das Blatt der
Albertina, lombardische Schule Nr. 91 (Fig. 3o), die Vorzeichnung zu sein; sie ist, nachdem die ganze
Fläche zuerst mit Gelb angelegt wurde, mit Metallstift und Feder gezeichnet, grau laviert und weiß
gehöht (22*6 X 16-i).1 Zusammengehalten mit der Radierung scheint sie mir den Charakter einer Ori-
ginalzeichnung von der Hand des Schiavone zu tragen.

Einige Ähnlichkeiten mit B M 59 (Fig. n) zeigt eine Handzeichnung des Britischen Museums
(Fig. 12).2 Sie ist im Gegensinne gehalten, Madonna und Kind sind tiefgesetzt, der heilige Josef mitten
drinnen und an Stelle des Johannes sind zwei Engel getreten; doch findet sich in dieser Zeichnung
kein neues Element, die vorhande-

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i

nen Figuren und Details stimmen
mit denen der Radierung ziemlich
genau überein.

Eine andere Zeichnung des
Britischen Museums, die Judith
(Fig. 6),3 bildet eine Variante zu
der Radierung des Parmegianino
BPi und der in den Hauptzügen
genau kopierten des Schiavone
(Fig. 3 und 4). Die Formenbehand-
lung ist übereinstimmend, doch hat
die Haltung und Faltenbehandlung
etwas Freieres. Die Zeichnung ist
wohl später entstanden als Schia-
vones Radierung. Obwohl die dün-
nen scharfen Linien (hauptsächlich
links unten) von einer fremden
Hand zu sein scheinen, halte ich
auch den rechten Fuß, so schlecht
er eingesetzt ist, für original.

Einen weiteren Fortschritt
zeigen die Blätter B M 4, 10 und
54 (Fig. 31, 32,16), sie sind sicherer,
klarer und in der Behandlung von
Licht und Schatten fortgeschritten.

Eine Zeichnung der Uffizien
(Fig. 15),4 Maria mit Jesus und Jo-
hannes und einer knienden Heiligen, hat einige Ähnlichkeit mit BM 54 (Fig. 16). Maria und das Jesu-
kind sind dieselben, die Stellung des Kindes und die Faltengebung des Mantels, der über Schoß und
Beine der Maria gebreitet ist, für Schiavone sehr charakteristisch.

Alle Radierungen, die als «Schiavone» katalogisiert sind, entsprechen dieser Stilstufe. Sie sind
wohl viel sorgfältiger ausgeführt als die «Meldollablätter», alles Beiwerk ist bei ihnen mit einer Ge-
nauigkeit behandelt, die wir auf den Radierungen des Meldolla nicht finden; doch enthalten sie nichts,
was stilistisch auf einen starken neuen Einfluß hinwiese. Die Cäsarenköpfe des Tizian sind 1537—1538
entstanden, das ergibt einen terminus ante quem für die Cäsarenserie des Schiavone. Eine Skizze für

Fig. 44. Schiavone, Landschaft.

Berlin, kgl. Kupferstichkabinett.

1 Wickhoff (im Verzeichnis der italienischen Handzeichnungen der Albertina: Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen des
Ah. Kaiserhauses, Bd. XII, 2. T,) sagt darüber: «nach Parmegianino».

3 Vermählung der heiligen Katharina, 24-3X20'8; Bister, weiß gehöht.

3 Judith mit dem Haupt des Holofernes, 25 y 19-2; Bister, weiß gehöht, teilweise mit der Feder übergangen.

4 Nr. 1845; 20-5 X 14. grünes Aquarell auf weißem Papier.

XXXI. 23
 
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