Lili Fröhlich-Bum.
Zeichnung des Louvre, einer «Schindung des Marsyas» (Fig. 8).1 Auch die anderen Figuren dieser
Zeichnung zeigen ebenso wie der Baumschlag eine solche Ubereinstimmung mit den gesicherten Radie-
dierungen, daß ihre Zugehörigkeit an Schiavone außer Zweifel steht. — Der «Raub der Helena» trägt
das Datum 1547. Es ist wichtig, doch wenigstens von einer Radierung genau zu wissen, wann sie ent-
standen ist. Spätere Stilstufen des Schiavone lernen wir nur aus Bildern und einigen wenigen Zeich-
nungen kennen. Wahrscheinlich gab er später, als er als Maler viel Beschäftigung fand, das Radieren
ganz auf. Derselben Zeit etwa gehören noch folgende Handzeichnungen an: Eine «Grablegung» der
Albertina (Sc. Ven. i63: Fig. 33),2 die sich in jedem Teil als eigenhändige Arbeit Schiavones erweist.
Ferner eine «Kreuzabnahme», in der Akademie in Venedig im Kasten 51 als «Scuola Veneta» ausgestellt
(Fig. 34*);3 der Christuskörper ist derselbe wie auf der Wiener Grablegung (Fig. 33), auch die gelöste
Haltung des Leichnams hat trotz der geänderten Stellung viel Verwandtes; dasselbe gilt auch von Maria.
Fig. 52. Schiavone, Christus vor Pilatus.
Venedig, Akademie.
Eine Grablegung, deren Komposition an jene des gleichen Themas von Raphael anklingt, ist die
Handzeichnung des Louvre (Fig. 35);4 die Zeichnung des Körpers Christi, das über das Gesicht fallende
Haar des Mannes rechts und die nur in flüchtigen Umrissen angedeuteten Köpfe im Hintergrund er-
innern an Parmegianino, doch zeigen sie deutlich die Paraphrase seiner Art, die Schiavone eignet. Die
scharfen Lichter auf den Hauptpersonen und die Verschwommenheit der drei Figuren des Hintergrundes
aber sind venezianisch beeinflußt.
Eine weitere Zeichnung dieser Stilstufe ist eine Judithdarstellung in der Albertina.5 Judith in
Rückenansicht, nach links blickend, legt mit der Linken das Haupt des Holofernes auf die Schüssel,
1 Silberstiftzeichnung, 25 X 24.
2 Metallstift und Feder, braun und grün laviert, weiß gehöht, 20'4 X 2y6. Spätere Schrift «Andreas Schiavone
f. 1550» halbgetilgt. Wickhoff: «Eigenhändig, zum mindesten dem Meister auf das nächste verwandt.» Ein Stich von Bartsch
(Nr. 2) darnach als Parmegianino. — Eine Nachzeichnung nach dieser Zeichnung, vielleicht Vorzeichnung für einen Stich,
liegt in der Albertina unter Parmegianino. 3 Pinsel; mit Sepia und Hellgrün laviert, 20X20-5.
* Federzeichnung, weiß gehöht, 23 X 19/5. Eine ähnliche, etwas veränderte Nachzeichnung in der Albertina, Scuola
Lombarda 66; von Bartsch gestochen, Nr. 1.
! Sc. V. 159; violett grundiertes Papier, braun laviert, weiß gehöht, I9Xi7'3. Alte Schrift «1570». Abgebildet in
diesem Jahrbuch XII, 2, Taf. IV.
Zeichnung des Louvre, einer «Schindung des Marsyas» (Fig. 8).1 Auch die anderen Figuren dieser
Zeichnung zeigen ebenso wie der Baumschlag eine solche Ubereinstimmung mit den gesicherten Radie-
dierungen, daß ihre Zugehörigkeit an Schiavone außer Zweifel steht. — Der «Raub der Helena» trägt
das Datum 1547. Es ist wichtig, doch wenigstens von einer Radierung genau zu wissen, wann sie ent-
standen ist. Spätere Stilstufen des Schiavone lernen wir nur aus Bildern und einigen wenigen Zeich-
nungen kennen. Wahrscheinlich gab er später, als er als Maler viel Beschäftigung fand, das Radieren
ganz auf. Derselben Zeit etwa gehören noch folgende Handzeichnungen an: Eine «Grablegung» der
Albertina (Sc. Ven. i63: Fig. 33),2 die sich in jedem Teil als eigenhändige Arbeit Schiavones erweist.
Ferner eine «Kreuzabnahme», in der Akademie in Venedig im Kasten 51 als «Scuola Veneta» ausgestellt
(Fig. 34*);3 der Christuskörper ist derselbe wie auf der Wiener Grablegung (Fig. 33), auch die gelöste
Haltung des Leichnams hat trotz der geänderten Stellung viel Verwandtes; dasselbe gilt auch von Maria.
Fig. 52. Schiavone, Christus vor Pilatus.
Venedig, Akademie.
Eine Grablegung, deren Komposition an jene des gleichen Themas von Raphael anklingt, ist die
Handzeichnung des Louvre (Fig. 35);4 die Zeichnung des Körpers Christi, das über das Gesicht fallende
Haar des Mannes rechts und die nur in flüchtigen Umrissen angedeuteten Köpfe im Hintergrund er-
innern an Parmegianino, doch zeigen sie deutlich die Paraphrase seiner Art, die Schiavone eignet. Die
scharfen Lichter auf den Hauptpersonen und die Verschwommenheit der drei Figuren des Hintergrundes
aber sind venezianisch beeinflußt.
Eine weitere Zeichnung dieser Stilstufe ist eine Judithdarstellung in der Albertina.5 Judith in
Rückenansicht, nach links blickend, legt mit der Linken das Haupt des Holofernes auf die Schüssel,
1 Silberstiftzeichnung, 25 X 24.
2 Metallstift und Feder, braun und grün laviert, weiß gehöht, 20'4 X 2y6. Spätere Schrift «Andreas Schiavone
f. 1550» halbgetilgt. Wickhoff: «Eigenhändig, zum mindesten dem Meister auf das nächste verwandt.» Ein Stich von Bartsch
(Nr. 2) darnach als Parmegianino. — Eine Nachzeichnung nach dieser Zeichnung, vielleicht Vorzeichnung für einen Stich,
liegt in der Albertina unter Parmegianino. 3 Pinsel; mit Sepia und Hellgrün laviert, 20X20-5.
* Federzeichnung, weiß gehöht, 23 X 19/5. Eine ähnliche, etwas veränderte Nachzeichnung in der Albertina, Scuola
Lombarda 66; von Bartsch gestochen, Nr. 1.
! Sc. V. 159; violett grundiertes Papier, braun laviert, weiß gehöht, I9Xi7'3. Alte Schrift «1570». Abgebildet in
diesem Jahrbuch XII, 2, Taf. IV.