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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die Bildnisse Kaiser Maximilians I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0342
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324

Ludwig von Baldass.

Auf Jörg Breus Orgelflügel von St. Anna in Augsburg, der die Himmelfahrt Marias darstellt,
begegnen wir Maximilian in seinem bekannten Jagdkostüm inmitten der Zuschauer. Auf dem Meiting-
schen Epitaph desselben Künstlers erkennt Röttinger1 das markante Profil des Kaisers in der Gefolg-
schaft des in die Vorhölle hinabsteigenden Christus. Eine Zeichnung Breus in der Albertina2 zeigt auf
einem breiten Thron die nebeneinander sitzenden Gestalten Albrechts IL, Friedrichs III., Maximi-
lians I. und Karls V. Die Gesichter sind nur allgemein mit wenigen Strichen angedeutet.

Schon gegen die Mitte des Jahrhun-
^^MH^ derts entstand Am bergers Augsburger Dom-

bild. Der Heilige ganz links auf der Predella:
S. Affer, zeigt ganz deutlich Maximilians Pro-
fil, seine Haartracht, die gebogene Nase, die
vorspringende Unterlippe. Es ist auffallend,
daß auf Ambergers gezeichnetem Entwurf,
ehemals in der Sammlung Lanna in Prag,3 der
Kaiser zwar erkennbar ist, aber ganz ideali-
siert erscheint, während sein Bildnis auf dem
ausgeführten Gemälde bedeutend naturalisti-
scher gebildet ist.

Schließlich begegnen wir Maximilian
noch ganz links auf dem um 1550 entstande-
nen Gemälde mit der Geschichte der Esther in
der kaiserlichen Galerie. Die Zuschreibung
Röttingers4 an die Schule des jüngeren Breu
ist eine Nottaufe, doch sind die Figuren wohl
von derselben Hand wie die Architektur. Der

Fig. 47. Georg Schweiber, Bronzeplaquette mit dem Bildnis v.. , • 1 -.- • j 1» j- i_

b ^' b Bfl v 1 Kunstler mag gleichzeitige niederländische

Maximilians I. b o

Bilder in der Art des Vredeman de Vries ee-

Wien, kunstnistoriscnes Hofmuseum. °

sehen haben.5

Mit der Mitte des Jahrhunderts flaut das Interesse am Bildnisse des Kaisers ab; die Generation,
deren Jugend noch in seine Regierungszeit fällt, ist abgestorben. So verschwindet denn sein Profil-
bildnis aus der Kunst. Es ist bezeichnend, daß Tobias Stimmer im Jahre 1575 6 bei seinem Cäsaren-
bildnis Maximilians den Profiltypus nicht mehr weiterbildet sondern auf ein Original, das zu Lebzeiten
Maximilians entstanden ist, zurückgreift und das Porträt vom Meister des Marientodes reproduziert.

Aus dem XVII. Jahrhundert ist mir nur noch ein Maximilianbildnis bekannt. Sechs runde Bronze-
plaquetten im Wiener Hofmuseum enthalten die Köpfe des Kaisers (Fig. 47), die Dürers, Pirkheimers,
des Erasmus von Rotterdam, Luthers und Melanchthons. Sie werden mit viel Wahrscheinlichkeit dem

innert R. Vischer (Jahrbuch der kgl. preußischen Kunstsammlungen VI, 93) einigermaßen an Bildnisse Kaiser Friedrichs III.
Graf Artur Enzenberg glaubt in der etwas gebeugten, starkleibigen Gestalt ein Bildnis des gealterten Kaisers Maximilian zu
erkennen. Eine überzeugende Ähnlichkeit mit den Porträten Strigcls ist aber nicht vorhanden. — Semper hat das Bild auf
S. Scheel zurückgeführt (s. Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei, S. 487, A).

1 Jahrbuch XXVIII, a. a. O

2 Albertinapubl., 796

3 Albertinapubl., 1151.

4 a. a. O.

3 Der Führer durch die kaiserl. Gemäldegalerie, Wien 1906, Nr. 1419, verzeichnet in der Anmerkung: steht Melchior
Lorch nahe. Diese Beziehungnahme ist eine sehr glückliche. Denn abgesehen davon, daß die vielen türkischen Trachten
auf eine Kenntnis der Türkei schließen lassen, — und Lorch weilte in der Tat von 1557 an drei Jahre in Konstantinopel,
so daß 1560 ein terminus posl quem wäre, — ergeben sich auch große stilistische Übereinstimmungen mit den Holzschnitten
des Künstlers in Typen und in den Details der Gcsichtsbildung, der Hände und der Faltengebung. Auch die Vorliebe für
reiche, phantastische Architekturen erkennen wir am Wiener Bild. Des Künstlers Bildnisse türkischer Kaiser in Kopenhagen
sind mir leider nicht bekannt.

6 Holzschnitt in Pauli Jovii Elogia, Basel s. o.
 
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