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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die Bildnisse Kaiser Maximilians I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0346
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328

Ludwig von Baldass.

deutlich als ein kleines kniendes Bild erwähnt, das in ein Stift zu Hall gestellt werden sollte. Im In-
ventar von 1534 wird von ihr gesagt, daß sie eine ledige, d. h. abnehmbare Krone besessen habe1 —
wie die Büste im Wiener Hofmuseum. 1517 war sie bereits in Arbeit, doch noch nicht gegossen;2
immerhin ist das Modell noch zu Lebzeiten Maximilians entstanden. Unsere vorige Behauptung, daß
Maximilian bei Errichtung seines Grabmals gar nicht zuerst an sein Bildnis gedacht habe, wird dadurch
nicht widerlegt. Denn schon im Inventar von 1516 wird erwähnt, daß dieses Bild «gen Hall in tafl»
gehöre. Auch der Umstand, daß im Verzeichnis von 1547 die Kleinheit der Bronze hervorgehoben
wird, spricht dafür, daß sie nicht zu den großen Grabbildern gehörte. Als Colin sich dieses Vorbildes
für sein großes Modell bedient hatte, erinnerte man sich wohl nicht mehr der ursprünglichen Bestim-
mung und schmolz die Bronze ein. Wenigstens ist nicht bekannt, daß in Hall später eine Figur Maxi-
milians aufgestellt wurde. Auffassung und Behandlung von Colins und de Ducas großer Figur ist den

Fig. 51. Erlegung eines Ebers durch Maximilian 1.
Wien, Albertina.

ersten großen Grabbildern recht verwandt. Auch dies scheint mir dafür zu sprechen, daß Colin die
Bronze von 1516 nachbildete. Nach dem Leben wird dieses kleine Vorbild wohl kaum gebildet
worden sein.

In seinem Testamente hatte Maximilian bestimmt, daß für acht zu seinem Andenken zu errichtende
Spitäler in Augsburg, Innsbruck, Wien, Linz, Graz, St. Veit, Laibach und Breisach je ein Bild seiner Per-
son gegossen werden sollte. Das Bild sollte eine Kerze in der Hand halten, die, wenn nach dem Hochamt
das Evangelium Sancti Johannis gesungen wurde, «Gott zum lobe, dem heiligen Riter Sanct Jörgen zu
eerenund uns zu seliger gedechtnus» angezündet werden sollte.3 Erst im Jahre 1547 wird diesesTeiles des
Testamentes wieder gedacht,4 doch solle man mit dem Gießen des Bildes bis zur Errichtung der Spitäler
warten. 1553 verlangt König Ferdinand von der Regierung in Innsbruck eine Zeichnung für das Bild,
die von Hans Reisacher, einem Schüler des Meisters Sebastian Schöll, verfertigt wird. Ferdinand gibt
nun Auftrag, das Bild durch den Gießer Gregor Löffler, der die Statue König Chlodwigs gegossen hatte,
verfertigen zu lassen.5 Weiter hören wir nichts darüber. Ob es dann doch nicht zum Gusse kam oder
ob das Bild später verschollen ist, bleibt unbekannt.

1 Jahrbuch II, Reg. 1957.

2 Jahrbuch II, Reg. 1250.
1 Jahrbuch XI, Reg. 63go.

3 Jahrbuch I, Reg. 480.

5 Schönherr: Jahrbuch XI, 201 f.
 
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