Paralipomena aus der Skulpturensammlung des Allerh. Kaiserhauses. 3 5 5
Statuette im reichsten Maße zeigt, im innersten Grunde wesensverschieden. Ein echt deutscher Gold-
schmiedegedanken steckt in den sauber ausgestochenen Maskarons auf den Flügeln des zweiten
Mädchens.
Die Pupillen waren mit Farbe angegeben; sonst sind Farbspuren nirgends zu bemerken. Ohren
und Nasenlöcher sind mit dem Bohrer hergestellt, die Struktur des Stoffes der Strümpfe, des Polsters usw.
ist mit dem Stichel angegeben; die Art, wie der Künstler das Material greifbar darzustellen sucht, ist
für ihn ebenfalls charakteristisch.
Der Stil der Arbeit ist entschieden süddeutsch und dürfte noch in maximilianeische Zeit zurück-
weisen; viel später als um 1520 ist das Stück kaum entstanden. Die einzige Parallele, die mir bekannt
ist, scheint in der Tat nach Schwaben zu weisen, mit dessen Kunst die rundlichen Kopftypen wohl ver-
einbar sind. Es ist dies ein Putto aus Lindenholz, der sich in der Sammlung Lessing in Berlin befunden
hat. Als Ort seiner Herkunft wird vermutungsweise Augsburg genannt (Fig. n nach der Abbildung
auf dem Titelblatt der Publikation: Deutsche und niederländische Holzbildwerke in Berliner Privatbe-
sitz, Berlin 1904). Es ist ein Putto mit einem Turnierhelm auf dem Kopf, brettartig, in halbem Relief
(44 cm hoch), augenscheinlich als Applique irgend eines Möbels, einer Tür oder dergleichen gedacht.
Die P'ormenbehandlung wie das Detail erinnern sehr an unsere Gruppe, obwohl die Qualität sichtbar
geringer ist.
Einen Künstlernamen zu nennen wäre angesichts unserer allzu lückenhaften Kenntnis der nor-
dischen Plastik dieser Zeit ein noch aussichtsloseres und verwegeneres Beginnen als bei der nord-
italienischen Holzstatuette; ich bekenne, daß mir wohl vorübergehend der Gedanke an Konrad Meit von
Worms gekommen ist, dem Bode die höchst merkwürdige Kinder(Zwergen?)büste aus Windsor zu-
schreibt, — indessen gewährt uns das vorliegende, von Vöge umsichtig bearbeitete Material keinerlei
Berechtigung zu einer solchen Annahme.
Fig. I I. Putto, Berlin.
Statuette im reichsten Maße zeigt, im innersten Grunde wesensverschieden. Ein echt deutscher Gold-
schmiedegedanken steckt in den sauber ausgestochenen Maskarons auf den Flügeln des zweiten
Mädchens.
Die Pupillen waren mit Farbe angegeben; sonst sind Farbspuren nirgends zu bemerken. Ohren
und Nasenlöcher sind mit dem Bohrer hergestellt, die Struktur des Stoffes der Strümpfe, des Polsters usw.
ist mit dem Stichel angegeben; die Art, wie der Künstler das Material greifbar darzustellen sucht, ist
für ihn ebenfalls charakteristisch.
Der Stil der Arbeit ist entschieden süddeutsch und dürfte noch in maximilianeische Zeit zurück-
weisen; viel später als um 1520 ist das Stück kaum entstanden. Die einzige Parallele, die mir bekannt
ist, scheint in der Tat nach Schwaben zu weisen, mit dessen Kunst die rundlichen Kopftypen wohl ver-
einbar sind. Es ist dies ein Putto aus Lindenholz, der sich in der Sammlung Lessing in Berlin befunden
hat. Als Ort seiner Herkunft wird vermutungsweise Augsburg genannt (Fig. n nach der Abbildung
auf dem Titelblatt der Publikation: Deutsche und niederländische Holzbildwerke in Berliner Privatbe-
sitz, Berlin 1904). Es ist ein Putto mit einem Turnierhelm auf dem Kopf, brettartig, in halbem Relief
(44 cm hoch), augenscheinlich als Applique irgend eines Möbels, einer Tür oder dergleichen gedacht.
Die P'ormenbehandlung wie das Detail erinnern sehr an unsere Gruppe, obwohl die Qualität sichtbar
geringer ist.
Einen Künstlernamen zu nennen wäre angesichts unserer allzu lückenhaften Kenntnis der nor-
dischen Plastik dieser Zeit ein noch aussichtsloseres und verwegeneres Beginnen als bei der nord-
italienischen Holzstatuette; ich bekenne, daß mir wohl vorübergehend der Gedanke an Konrad Meit von
Worms gekommen ist, dem Bode die höchst merkwürdige Kinder(Zwergen?)büste aus Windsor zu-
schreibt, — indessen gewährt uns das vorliegende, von Vöge umsichtig bearbeitete Material keinerlei
Berechtigung zu einer solchen Annahme.
Fig. I I. Putto, Berlin.