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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

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I. Teil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Paralipomena aus der Skulpturensammlung des allerh. Kaiserhauses: Nachlese zu der Abhandlung: Aus der Bildnerwerkstatt der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0378
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358

Julius von Schlosser. Paralipomcna aus der Skulpturensammlung des Allerh. Kaiserhauses.

den sich in einer alten ansehnlichen Privatsammlung, dem Museo Guidi in Faenza, und wurden mit
dieser im Jahre 1902 von der Firma Sangiorgi in Rom zur Auktion gebracht (Vente du Musee Guidi,
Rom 1902, Taf.38,158 bismit S.23; darnach Fig. i3 und 14). Es sind Täfelchen aus weißem Marmor in
kleinem Format (27x18 cm), Venus und Apollo darstellend. Der Stil ist ausgesprochen venetianisch;
auf einem Inschrifttäfelchen des Apolloreliefs liest man die Siglen AL. D.III., dieselben, die sich auf
einem Stück der Marmi Alfonsini in der Kollektion Spitzer, jetzt in St. Petersburg, befinden und sich
auf Herzog Alfonso III. von Ferrara beziehen. Die Reliefs sind also versprengte Fragmente aus der
Dekoration des berühmten Marmorkabinetts im Schlosse der Este, das später nach Sassuolo bei Modena
gekommen ist. Der Katalog schreibt sie sonderbarerweise, auf einer Note Venturis fußend (p. 23, An-
merkung), dem Alfonso Lombardo zu; das ist ein einfaches quid pro quo; denn sie haben mit dessen
viel fortgeschrittenerem Stil nicht das mindeste zu tun. Es handelt sich natürlich um Antonio Lom-
bardo;1 freilich sind diese Reliefs aus der Sammlung Guidi schwerlich eine eigenhändige Arbeit dessel-
ben, sondern Stücke aus seiner Werkstätte, wenn man nach den kleinen Abbildungen urteilen darf.

Zum Schlüsse (Fig. 15) sei hier noch eine Reproduktion eines der auf Adrian de Vries zurück-
gehenden Pferde in den kaiserlichen Sammlungen gebracht, das aus Raummangel in unserer früheren
Abhandlung nicht untergebracht werden konnte (vgl. dazu S. 121 meines Aufsatzes).

1 Als dessen Werk wurden auch zuerst von Bode die Marmi Alfonsini mit vollstem Recht energisch in Anspruch ge-
nommen. — In einem Privatbrief an mich äußert Bode die Vermutung, ob das Hellerelief in München nicht von einem
deutschen Nachahmer des Antonio herrühren könnte; diese Ansicht ist in der Tat sehr bemerkenswert. Seiner Güte ver-
danke ich auch den mich etwas beschämenden Hinweis darauf, daß das Gliederpüppchen aus der Sammlung Posonyi jetzt
im Berliner Museum ist, ebenso, daß sich zwei ähnliche Figürchen an der Berliner Akademie befinden (nicht ausgestellt').

Kit;. 15. Pferd des Adriaen de Vries.
Wien, kunsthistorisches Hofmuseum.
 
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