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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Jugendwerke von Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0012
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Gustav Glück.

später in Berninis Architekturen, die spätantike Säule, die noch heute in Sankt Peter in Rom steht
und nach der Überlieferung aus dem Tempel zu Jerusalem stammen soll.1 Zu dem luftigen
Gebäude des «Tempio della SS. Trinitä», wie Cadioli 2 das Bild nennt, konnte kaum eine bessere
Form gefunden werden.

Wenn wir uns der Frage zuwenden, welcher von den drei Prinzen in dem Bruchstück dar-
gestellt sei und welchen Platz er auf dem großen Gemälde eingenommen habe, so ist es uns von

_ vornherein wahrscheinlich, daß die

Prinzen als der männliche Teil der
Familie hinter den beiden Herzo-
gen, also auf der linken Seite, an-
gebracht waren, während für die
Prinzessinnen die Stelle rechts hin-
ter den Herzoginnen gegeben war.
Für diese Annahme spricht der Um-
stand, daß Kopf und Haltung des
Prinzen, ebenso wie die der Herzoge,
nach rechts gewendet erscheinen.

Welcher von den Prinzen ist
nun dargestellt? Hier kommen uns
zwei Kreide- und Rötelzeichnungen
von Rubens im Nationalmuseum zu
Stockholm zu Hilfe, die zwei von
den Prinzen vorstellen.3 Inschriften
des achtzehnten Jahrhunderts ent-
halten die Angabe, daß die beiden
Porträte als Geschenke des Grafen
Caylus in die Sammlung des Herrn
Crozat gekommen und nach dem
Leben gezeichnet seien. Die Blätter
sind im ganzen wohl erhalten, wenn
auch leicht verrieben. Das eine stellt
den ältesten der Prinzen vor, den
späteren Herzog Francesco IV., mit
etwas zurückgelegtem Kopfe den
Beschauer anblickend (Taf. III), das
andere den zweiten, den späteren
Herzog Fernando, mit gesenktem Blicke, etwa lesend oder betend (Taf. IV). Die für Gegenstücke
nicht passende Haltung der beiden Köpfe beweist, daß hier keine gewöhnlichen Porträte vorliegen
sondern Studien zu einem Bilde, in dem die vielleicht wirklich nach der Natur aufgenommenen
Vorlagen eine entsprechende Verwendung gefunden hätten. Daß dieses Bild kein anderes sein
dürfte als die Verehrung der heiligen Dreifaltigkeit durch die Familie Gonzaga, ist eine Vermu-
tung, die zu nahe liegt, um nicht eine eingehendere Untersuchung zu verdienen.

Wir erinnern uns, daß auf dem Bruchstücke der Wiener Galerie hinter dem Knabenbildnisse
die Reste einer betenden Gestalt mit dem Kreuz der Jerusalemritter auf der Brust zum Vorschein

Fig. 3. Rubens, Der heil. Johannes der Evangelist.
Madrid, Prado.

1 Auch Van Dyck hat dieselbe Säule im Hintergrunde eines seiner vornehmsten genuesischen Bildnisse, heute im
l'alazzo Rosso zu Genua (E. Schaeffer, Van Dyck, Stuttgart 1909, S. 204), angebracht.

2 Giovanni Cadioli, Descrizione delle Pitture, Sculture ed Architetture che si osservano nella Cittä di Mantova,
Mantua 1773, p. 42.

3 Abgebildet auch bei Schönbrunner und Meder, a. a. O., Nr. 891 und 918. Der Güte der Herrn Oberintendant
Dr. Looström und Intendant Dr. Granberg in Stockholm verdanken wir die Ansicht der Originale.
 
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