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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Jugendwerke von Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0014
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Gustav Glück.

Arbeiten vorkommen: König Karl I. von England besaß ein Brustbild Francesco Gonzagas in
Rüstung,1 Erzherzog Leopold Wilhelm ein Kinderbildnis der Prinzessin Eleonore, der späteren
Kaiserin;2 in einem Gemäldeinventar des mantuanischen Hofes 3 von 1665 kommt endlich ein wahr-
scheinlich dem zuletzt genannten ähnliches Porträt der Prinzessin Eleonore mit einem Gegenstücke
vor, das offenbar ihre früh mit dem Herzog Heinrich von Lothringen verlobte ältere Schwester
Margarete vorstellte. Man braucht die Hoffnung nicht ganz aufzugeben, daß sich eines von diesen

Porträten oder auch eines von
jenen fehlenden Bruchstücken der
Stifterbildnisse der herzoglichen
Familie wiederfinden könnte.

Auch für die Zeit der Ent-
stehung des großartigen Altar-
schmuckes der Jesuitenkirche zu
Mantua geben unsere kleinen
Funde einen nicht unwillkomme-
nen Anhaltspunkt. Die beiden älte-
ren Prinzen der Stockholmer Zeich-
nungen dürften etwa achtzehn und
siebzehn Jahre alt sein, der jüngste
Prinz, Vincenzo, auf dem Wie-
ner Bildfragment kaum jünger als
zehn Jahre. Dadurch kommen wir,
was übrigens auch der allgemei-
nen Annahme entspricht, auf das
Jahr 1604 als Entstehungszeit des
Mittelstückes mit den Porträten
der herzoglichen Familie. Das
Mantuaner Altarbild steht also
zeitlich in der Mitte der von
Rubens in Italien geschaffenen
Werke, deren Reihe von den
1601—1602 für Santa Croce in
Gerusalemme in Rom gemalten
drei Bildern eröffnet und von dem
Fig. 5. Rubens, Porträt eines Mönchs. 1608 entstandenem Altarschmuck

Rom, Galerie des Fürsten Doria. der Chiesa Nuova in Rom be-

schlossen wird.

Mit diesen Stützpunkten kann man sich in der recht schwierigen Feststellung der Reihenfolge
der in den acht Jahren von Rubens' italienischem Aufenthalt entstandenen Arbeiten zurechtfinden. Im
allgemeinen muß man sich dabei mehr an Komposition, Färbung und Malweise halten als an einzelne
Kopftypen, die in zeitlich recht verschiedenen Werken sich nicht selten wiederholen. Denn Rubens
hat schon in dieser Zeit vielfach nach Studienköpfen gearbeitet, von denen auch ein paar in dem
Gemäldeinventar des mantuanischen Hofes von 1665 erwähnt werden.4 Diese Gewohnheit, die sich

1 «Item the picture of the lately deceased young Duke Mantua's brother, done in armour to the Shoulders, when he
was in Italy» : Vertue, A Catalogue and Description of King Charles the First's Capital Collection, London 1757, p. 127, Nr. 11.

* «Ein kleines Contrafait von Öhlfarb auf Leinwath Ihrer Majestät der Kayserin Eleonorae seeliger Gedächtnis in der
Jugend in einem roth vnndt blawen Kleidt»; vgl. dieses Jahrbuch, Bd. I, S. CXXXII, Nr. 332.

3 «Uno (quadro) con il ritratto di Madama Eleonora di mano del Rubens. — Uno con il ritrato dell' infante sposa
di mano del Rubens»: Carlo d'Arco, Delle arti e degli artefici in Mantova, Mantua 1857, II, p. 183.

* «Due quadretti di bozzature di due teste del Rubens»: Carlo d'Arco, a. a. 0. II, p. 183.
 
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