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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Jugendwerke von Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0021
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Jugendwerke von Rubens.

Hannemanns gingen, bis sie Wilhelm
von Bode1 als Jugendwerke von Ru-
bens erkannt hat. Die mit hellen, leuch-
tenden, flüssigen Farben auf Holz
gemalten Vorderseiten enthalten zwei
höchst eigenartig komponierte Gruppen
von musizierenden Engeln, unter denen,
wie es in dieser frühen Zeit fast die
Regel ist, Jünglinge mit Kindern ab-
wechseln. Diese lieblichen Gestalten
haben sowohl mit denen der Engel,
die den heiligen Sebastian betreuen, als
auch mit denen der Putten, die das
Marienbild auf dem Gemälde in Gre-
noble umgeben, die größte Verwandt-
schaft. Zwei von den Köpfen der Or-
gelflügel sind aus früheren Werken
des Künstlers bekannt: der lautenschla-
gende Engel auf dem ersten Bilde kehrt
in dem jungen Krieger zur äußer-
sten Linken auf der Dornenkrönung
in Grasse wieder, und ganz ähnlich
ist ihm der Johannes der Beweinung
Christi in der Doriaschen Galerie; dem
geigenden Engel des zweiten Bildes
liegt dieselbe Modellstudie zugrunde
wie dem Jüngling, der auf der Dor-
nenkrönung das Tuch Christi hält, und
dem heiligen Thomas aus der Serie
der Apostel im Prado (Fig. 4) und
derselbe Kopf, nur in etwas anderer
Stellung, begegnet uns auch unter den
knienden Gestalten der Verklärung
Christi in Nancy. Hier lernt man ein
Beispiel für die Verwendung von ein-
zelnen Studienköpfen fast während der
ganzen Zeit von Rubens' italienischem
Aufenthalte kennen.

Die in Grisaillefarbe gemalten
Rückseiten der Liechtensteinschen Or-
gelflügel passen noch mehr als die Vor-
derseiten mit den Engelsgruppen in
jene Reihe von Rubens' antiker Art sich
nähernden Werken dieser Periode. Sie
enthalten die lebensgroßen Gestalten
des heiligen Joachim und der heiligen Anna (Fig. 11 und 12); in der einfachen A
position ebenso wie in dem großen Zuge der Draperien ist hier die Anlehnun

Fig. 12. Rubens, Die heil. Anna.
Wien, Galerie Liechtenstein.

1 Die Graphischen Künste XI (1888), S. 23.
 
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