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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Jugendwerke von Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0032
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Gustav Glück.

seinem Sforza, wenn wir nach den noch vorhandenen Skizzen zu diesem verlorenen Reiterdenkmale
urteilen dürfen, und ihm folgend Dürer in seinem «Ritter, Tod und Teufel».1 Beide hatten dabei
wohl die Statuen des Mark Aurel auf dem Kapitol sich zum Vorbilde genommen; aber ebenso

wenig wie dieses antike Werk
erreichen ihre Darstellungen den
vollen Eindruck der Bewegung,
in dem ihnen ein Künstler der
Barockzeit wie Rubens wesentlich
überlegen sein muß, der übrigens
auch in der Reitkunst nicht min-
der geübt gewesen ist als Leo-
nardo.

Das zweite Pferd in der
Mitte ist nach links kurbettierend
dargestellt, mit dem Gewicht auf
den beiden Hinterbeinen ruhend.
Es ist der Typus des Pferdes
auf zwei Beinen (cavallino che
stä in su due piedi), der die Bild-
hauer und besonders auch die
Künstler des Gusses seit Leonardo
und Giovanni Bologna beschäftigt
hat «und von Pietro Taccas präch-
tiger Statue Philipps IV. an bis
zu Fernkorns Prinzen Eugen für
Feldherrendenkmäler herrschend
geblieben ist.2 Die Malerei, die
es in diesem Falle freilich viel
leichter hatte, ist hier der Bild-
hauerkunst vorangegangen und
dieses kurbettierende Pferd von
Rubens ist wohl das früheste, das
die Geschichte der Kunst verzeich-
net. Rubens selbst in seiner spä-
teren Zeit und ihm folgend sein
grofier spanischer Zeitgenosse Ve-
lazquez haben in den Reiterbild-
nissen dieser Art das Vollendetste
geschaffen.

Das dritte Pferd rechts zeigt

eine sehr merkwürdige Ansicht, die jedoch für das Reiterporträt nicht eigentlich verwendbar ge-
schienen haben mag. Es ist von hinten gesehen, die Krupe dem Beschauer zuwendend, die linke
Seite stark verkürzt, die Mähne von hinten sichtbar, von den Beinen ist nur das linke Hinter-
bein etwas erhoben. Daß aber auch diese Aufnahme für ein Porträt gedacht war, beweist die

Fig. 18. Kopie nach Rubens' «Reitschule»
Wien, Liechtenstein-Galerie.

1 Hiezu vergleiche man die interessanten Bemerkungen Heinrich Wölfflins, Die Kunst Albrecht Dürers, München
1905, S. 188.

2 Vergl. Julius von Schlosser, Werke der Kleinplastik in der Skulpturensammlung des Ah. Kaiserhauses, Wien 1910,
S. 15; Ferdinand Laban, Die Reiterdenkmäler Berlins und Wiens, Berlin 1908.
 
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