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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Jugendwerke von Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0034
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26

Gustav Glück.

In diesen Zusammenhang würde auch eine von Gustav Pauli1 veröffentlichte Zeichnung der
Bremer Kunsthalle gehören, die einen gepanzerten Feldherrn zu Pferde vorstellt, wenn die von dem
genannten Forscher vorgeschlagene Zuschreibung des Blattes an Van Dyck sich bestätigen sollte.
Der Typus des Pferdes und des Reiters stimmt ganz mit dem ersten der Reitschule überein.
Wir möchten aber, ohne das Original gesehen zu haben, nicht ein bestimmtes Urteil über dieses

Blatt abgeben, das in der fri-
schen, sicheren Arbeit den Ein-
druck eines Originals macht, in
technischer Beziehung mehr Ver-
wandtschaft mit der frühen Zeich-
nungsweise Rubens' selbst zu ha-
ben scheint als mit der Van Dycks
und vielleicht als eine Zwischen-
stufe zwischen dem Reitschulbilde
und den später zu erwähnenden
ausgeführten Reiterbildnissen ge-
deutet werden könnte.

Eine ganz überraschende Ver-
wendung hat eines der Pferde ge-
funden auf einem Bilde, wo wir
es kaum vermuten würden. Die
Galerie des Fürsten Doria in Rom
besitzt ein geistreich gemaltes
Bildchen von Jan Bruegel d. A.,
dem sogenannten Samtbruegel,
Rubens' Freunde und Mitarbeiter.
Dargestellt ist hier das Paradies2
(Fig. ig). Unter den vielen Tie-
ren sehen wir links in voller Frei-
heit ohne Reiter, Sattel und Zaum
einen Schimmel, der getreu nach
dem ersten Pferde auf Rubens'
Musterbilde kopiert ist. Es hat
merkwürdigerweise Bruegel nicht
gestört, daß das Rubenssche Pferd
gar nicht für eine Darstellung
ohne Reiter paßt; ohne Einwir-
kung des Reiters mit Schenkel
und Zügel ist ja eine so versam-
melte Haltung des Pferdes nicht
denkbar. Der Tiermaler von Beruf hat sich nicht gescheut, bei seinem großen Freunde, dem Histo-
rienmaler, eine Anleihe zu machen. Ja, er hat sie sogar auf einem Bilde der Arche Noes in der
Budapester Galerie (Nr. 62g) wiederholt.

Fig. 20.

Nach Rubens, Erzherzog Albert zu Pferde.
Wien, I.iechtenstein-Galeric.

Im Nachlaß der Frau Anna Theresia van Halen in Antwerpen 1749 (Gerard Hoet, Catalogus of Naamlyst van Schilderven,
Haag 1752, II, p. 259). Es dürfte aber wohl sehr schwierig sein, in solchen kleinen Kopien die Hand Boeckhorsts von der
Van Dycks zu unterscheiden.

1 Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. XIX (1908), S. 87.

2 Vielleicht ist es dasselbe Bild, das Rubens besessen hat und das in den Verzeichnissen seines Nachlasses vor-
kommt.
 
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