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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0062
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Leo Planiscig.

Mundes und der Lippen tritt aber hier in gleicher Weise auf, wie wir sie an den Aposteln und
am Christus beobachtet haben. Diese lineare, leicht ins Schematisch-Ornamentale umkippende
Art der stilistischen Behandlung finden wir, wie am Donatus-Relief, so auch an der Taufe
Christi im Baptisterium von S. Marco oder betreffs der Madonnen- und Engelsköpfe am Relief
von Portogruaro. Man vergleiche den Kopf Christi von der Taufe mit jenem auf unserem Sarkophag.
Auch hier eine stilistische Ubereinstimmung, ein Beweis, daß die angeführten Werke einer ge-

Fig. 28. Lünette vom Grabmal des Dogen Francesco Dandolo.
Venedig, Salute-Kirche.

schlossenen Entwicklungsphase angehören, deren Vertreter sich vom Anfange des Trecento bis hinauf
an die Schwelle der vierziger Jahre erstrecken.

Wir haben hier keine Werke von geringer Qualität zur Besprechung herangezogen. Es sind
Erzeugnisse einer wirklich lebendigen Kunst und nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, durch
die Tradition erstarrte Werkstattschemen, die ohne einen bestimmten Kunstwillen nur durch die
ererbte Bottega-Erfahrung immer wieder nachgeahmt wurden. Derartige Produkte finden sich in
Venedig sehr oft und wir werden noch Gelegenheit haben, davon zu sprechen. Hier handelt es
sich um eine ausgeprägte Richtung, die, vereint mit einer auf venezianischem Boden erfolgten Um-
wertung der großen toskanischen Errungenschaften, das Rückgrat der venezianischen Trecentoskulp-
tur bis über die sechziger Jahre hinaus bildet. Die festen, in sich geschlossenen Formen unserer
Werke erleiden aber unter dem Einfluß der Toskana eine starke Erschütterung: es entsteht wiederum
eine Periode der Transition, des Erfassens, des Ringens, des Umwertens und schließlich des Werdens.

III.

Um das Jahr 1315 entstand auf der Terraferma, in Treviso, ein Grabmonument, dessen uns
erhaltene Fragmente für den Ubergang von der eben besprochenen einheimischen Richtung zu einer
 
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