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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0076
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68

Leo Planiseig.

Fig. 40. Relief vom Sarkophag des hl. Lukas.
Padua, Sta. Giustina.

einheimische Umformung byzan-
tinischer Werte gebunden war,
entsteht hier ein Werk, das deut-
liche Spuren der toskanisch-
pisanischen Kunst trägt. Als
Tatsache darf uns diese Erschei-
nung nicht wundern, da sich in
Padua selbst ein bedeutendes Werk
des Hauptmeisters der Toskana,
Giovanni Pisanos, befindet. Uns
interessieren aber die Wege und
die Modalitäten dieses Einflusses,
die nicht ohneweiters von der
Arena - Madonna und den sie flan-
kierenden Engeln hergeleitet wer-
den können. Obwohl man noch
in den sechziger Jahren des ver-
gangenen Jahrhunderts nicht ge-
nau wußte, wer der Autor dieser
drei Skulpturen sei, bestand die
Tradition, die auch heute nicht
ganz erloschen ist, wonach hier
Giovanni Pisano tätig gewesen sein sollte. Mit der richtigen Deutung der Signatur der Madonna
hörten die Versuche, das eine oder andere Werk in der Kapelle diesem Künstler zuzuschreiben,

nicht auf, so daß die Bezeichnung
Giovanni von einer zur anderen
Skulptur der Arena wanderte und
eine Zeitlang an ihnen haften blieb,
bis sie wiederum umgestoßen wurde.

Es handelt sich um folgende
Skulpturen:

a) die Madonna mit dem
Kinde und die zwei leuchtertragen-
den Engel auf dem Altare der
Kapelle (Fig. 42),

b) das Grabmal des Enrico Ri-
naldo Scrovegni in der Apsis (Fig. 84),

c) die Statue des Enrico Scro-
vegni in einer Nische stehend in
der Sakristei (Fig. 43).

Jede dieser Skulpturen wurde
einmal und wird zum Teil noch
heute mit der Autorschaft Gio-
vannis beehrt. Die trockenen Tat-
sachen sprechen aber anders. Was die Madonna mit dem Kinde anbelangt, so muß bemerkt
werden, daß sie gleich den flankierenden Engeln einst auf dem Baldachin des Scrovegni-Sarkophags
gestanden hat; deshalb glaubte man, daß sie dem Grabmonumente angehörten. Auf dem Sockel
der Madonnenstatue ist die bekannte Inschrift zu lesen: DEO GRATIAS \ OPVS IOHIS MA-
GISTRI NICOLI DE PISIS. Vielleicht wegen der ursprünglich hohen Aufstellung dieser Figur

Fig. 41. Relief vom Sarkophag des hl. Lukas.
Padua, Sta. Giustina.
 
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