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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Planiscig, Leo: Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0091
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Geschichte der venezianischen Skulptur im XIV. Jahrhundert.

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sehen werden, bei den Venezianern — zu einer neuen Skulptur führten. Am frühesten erfolgte die
Umarbeitung des Stiles Giovannis bei den Sienesen. Diese Bildhauergemeinde hat außerdem
auch das Verdienst, die neue Kunst in Italien verbreitet zu haben: die pisanischen Errungenschaften,
anfangs mit Nicolö an die Antike gebunden, dann mit Giovanni an die Gotik Frankreichs, wurden
in den Händen der großen sienesischen Bildhauerzunft ein Gemeingut der italienischen Kunst.

Fig. 50 und 51. Eckfiguren vom Grabmal des B. Odorico Pordenone.
Lidine, Carmim-Kirche.

Wie dieser Stil von Tino nach Neapel importiert wurde, so verbreiteten ihn Lorenzo Maitani
und seine Schüler in Orvieto und Perugia. Dadurch wurde die neue, von Giovanni Pisano ge-
schaffene italienische Formel des französisch-gotischen Stiles popularisiert.

Es ist eine Eigentümlichkeit der sienesischen Trecentoschule, einen populären Modulus für
Stilformen zu finden, die bis dahin verhältnismäßig eng an einen Kunstkreis gebunden waren. Die
Kunst Giottos fand mit Simone Martini nicht nur eine neue Auffassung sondern auch eine
populäre Verbreitung, die, sich nicht allein auf Italien beschränkend, auch die Alpen überschritt.
Und wie wir behauptet haben, daß nicht die Werke des Giovanni Pisano in Padua jene gewesen
sind, von denen die einheimischen Künstler den neuen Stil hergeholt haben, so können wir auch fest-
stellen, daß der giotteske Stil, obwohl Giotto selbst in Padua sein größtes Werk hinterlassen hat,
in Venezien nicht in seiner klassischen Form Verbreitung findet sondern in der sienesischen Re-
daktion, die, mehr koloristisch, mehr genrehaft, nicht wie die Kunst Giottos darauf gestimmt ist,
 
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