Hans Rottenhammer.
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halten. Die Keime aber, die dieser zu so schöner Blüte brachte, lagen bereits in Rottenhammers
Kunst und man würde auch ohne die angegebene literarische Uberlieferung auf ihn als einen der
wichtigsten Anreger und Förderer von «Elsheimers neuerfundener Kunst im Malen» schließen
müssen. Als einer der ersten hatte Rottenhammer die Feinmalerei auf Kupferplatten auf eine bisher
unbekannte Höhe gebracht. Dieser Spezialität verdankte er seinen Ruf, der 1598, um die Zeit, als
Elsheimer in sein Atelier kam, bereits fest begründet war. Wenn wir nun Elsheimer späterhin aus-
schließlich in derselben Richtung tätig sehen, liegt der Schluß nahe, daß er die Anregung hierzu
Fig. 27. Rottenhammer, Auferweckung des Lazarus.
Wien, kaiserliche Gemäldegalerie.
bei Rottenhammer erhalten hat. Es ist jedoch nicht nur dieses mehr Technisch-Äußerliche, das
Elsheimer mit unserem Meister verbindet, sondern es sind auch, wie namentlich die Jugend-
werke Elsheimers erkennen lassen, gewisse Prinzipien des künstlerischen Schaffens beiden gemein-
sam. Auch Rottenhammer erstrebte die Vereinigung der Figuren mit der Landschaft in ähn-
licher Weise. Freilich geht er dabei von den Figuren aus, während Elsheimer bei fortschreitender
Entwicklung seine Figuren immer mehr verkleinert und die umgebende Natur in den Vordergrund
treten läßt. Auch das genremäßig-idyllische Element, das Elsheimers Kunst nicht zum wenigsten
ihren besonderen Charakter verleiht, findet sich in Rottenhammers Werken bereits vorgezeichnet.
Die zahlreichen Variationen des Themas «Ruhe auf der Flucht» sind da an erster Stelle zu nennen.
Man sehe sich nur eine Komposition an, wie die von Justus Sadeler gestochene Zeichnung1 «Vor-
bereitung zur Flucht nach Ägypten» (Fig. 24), bei der, abgesehen von der intim-menschlichen
Auffassung des Vorganges, auch die Darstellung des Innenraumes und die Benutzung von Be-
1 Da Justus Sadeler seit 1596 in Venedig gearbeitet hat, ist die Vorlage Rottenhammers wohl sicher dort entstanden.
XXXIII. 44
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halten. Die Keime aber, die dieser zu so schöner Blüte brachte, lagen bereits in Rottenhammers
Kunst und man würde auch ohne die angegebene literarische Uberlieferung auf ihn als einen der
wichtigsten Anreger und Förderer von «Elsheimers neuerfundener Kunst im Malen» schließen
müssen. Als einer der ersten hatte Rottenhammer die Feinmalerei auf Kupferplatten auf eine bisher
unbekannte Höhe gebracht. Dieser Spezialität verdankte er seinen Ruf, der 1598, um die Zeit, als
Elsheimer in sein Atelier kam, bereits fest begründet war. Wenn wir nun Elsheimer späterhin aus-
schließlich in derselben Richtung tätig sehen, liegt der Schluß nahe, daß er die Anregung hierzu
Fig. 27. Rottenhammer, Auferweckung des Lazarus.
Wien, kaiserliche Gemäldegalerie.
bei Rottenhammer erhalten hat. Es ist jedoch nicht nur dieses mehr Technisch-Äußerliche, das
Elsheimer mit unserem Meister verbindet, sondern es sind auch, wie namentlich die Jugend-
werke Elsheimers erkennen lassen, gewisse Prinzipien des künstlerischen Schaffens beiden gemein-
sam. Auch Rottenhammer erstrebte die Vereinigung der Figuren mit der Landschaft in ähn-
licher Weise. Freilich geht er dabei von den Figuren aus, während Elsheimer bei fortschreitender
Entwicklung seine Figuren immer mehr verkleinert und die umgebende Natur in den Vordergrund
treten läßt. Auch das genremäßig-idyllische Element, das Elsheimers Kunst nicht zum wenigsten
ihren besonderen Charakter verleiht, findet sich in Rottenhammers Werken bereits vorgezeichnet.
Die zahlreichen Variationen des Themas «Ruhe auf der Flucht» sind da an erster Stelle zu nennen.
Man sehe sich nur eine Komposition an, wie die von Justus Sadeler gestochene Zeichnung1 «Vor-
bereitung zur Flucht nach Ägypten» (Fig. 24), bei der, abgesehen von der intim-menschlichen
Auffassung des Vorganges, auch die Darstellung des Innenraumes und die Benutzung von Be-
1 Da Justus Sadeler seit 1596 in Venedig gearbeitet hat, ist die Vorlage Rottenhammers wohl sicher dort entstanden.
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