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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Peltzer, Rudolf Arthur: Hans Rottenhammer
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0347
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Hans Rottenhammer. 335

So erklärt sich wohl die Tatsache, daß die Werke der Augsburger Zeit, vielleicht mit Ausnahme
der untergegangenen Fresken, nicht mehr auf der Höhe des in Venedig Geleisteten stehen. Unser
Maler scheint diesen Abstand auch selbst empfunden zu haben; denn während er dort sorgfältig
meist mit dem vollen Namen und der Jahreszahl signierte, hat er später nur noch selten sein Mono-
gramm unter seine Arbeiten gesetzt.

Am stärksten macht sich der Stillstand, oder richtiger die Abnahme seiner künstlerischen
Leistungsfähigkeit, in den Kabinettsbildern geltend. Unmittelbar nach seiner Rückkehr, im Jahre 1607,

Fig. 28. Rottenhammer, Taufe Christi.
Augsburg, kgl. Gemäldegalerie.

schuf Rottenhammer noch ein so entzückendes Bild wie die Flucht nach Ägypten in der Ga-
lerie Nostitz zu Prag (Fig. 26), ein Werk, in dem er sein ganzes Können noch einmal zusammen-
gefaßt hat. Ein Hauch tizianischer Farbenglut liegt auf dieser kleinen Kupferplatte. In hellen gol-
digen Tönen leuchtet der Himmel mit Gott Vater und der Engelschar, hell gehalten sind auch die
Gewänder Mariens und des begleitenden Engels, während das dunkle Rot und Gelb in dem Mantel
Josefs einen kräftigen Akzent gibt.

Schon die Anbetung der Hirten aus dem folgenden Jahre in der kaiserlichen Galerie
(Tafel XXXIX), die ausnahmsweise auf Holz gemalt ist, läßt trotz sorgfältiger Ausführung einen
Rückschritt erkennen, sowohl in dem Auseinanderfallen der Komposition als auch in dem Mangel
einer feineren Abstimmung der buntgefärbten Gewänder zu der grauen Hintergrundsarchitektur. Im
Inkarnat macht sich eine Neigung zu braunen Tönen bemerkbar. Eine miniaturartig feine, winzige
Anbetung der Akademie ist ganz dunkel gehalten. Ein ähnliches, wohl von den Bassani beeinflußtes
Nachtstück ist auch die Anbetung, die L. Kilian gestochen hat. Dunkler im Kolorit als die frühen
Werke, und zwar nach einem blau-grünen Tone hinstrebend, ist auch die Auferweckung des

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