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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 33.1916

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I. Theil: Abhandlungen
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Peltzer, Rudolf Arthur: Hans Rottenhammer
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https://doi.org/10.11588/diglit.6168#0348
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336

Rudolf Arthur Peltzer.

Lazarus in der kaiserlichen Galerie (Fig. 27), ein Gegenstand, den Rottenhammer auch im
Hochformat behandelt hat.1 Die Neigung zu dunkler Färbung bei braun-schwärzlicher Zeichnung
zeigt auch die wenig erfreuliche Ausgießung des heiligen Geistes in Cassel, das größte seiner Kupfer-
bilder. Andere wieder, wie die
in der Komposition noch sorgfäl-
tig durchgearbeitete Taufe Christi
in Augsburg (Fig. 28), wirken bunt
und kalt. In der Verwendung
von Zinnoberrot, Orange und Blau
wird des Guten zu viel getan.
Auf der Berliner Allegorie der
Künste fällt nicht minder die kalte
Färbung und die nachlässige Zeich-
nung auf. In dieser Weise malte
Rottenhammer nach wie vor viele
Kabinettsbilder, indem er die alten
Themen in wenig veränderter Form
stets von neuem wiederholte; aber
man fühlt, er ist nicht mehr mit
derselben Liebe bei der Arbeit.
Auch machte sich eine Abnahme
der Sehschärfe2 bemerkbar, die
ihm das Feinmalen erschwerte und
ihn nötigte, sich mehr als bisher
Arbeiten großen Formats zuzuwen-
den. Die vielen Aufträge für Kir-
chenbilder kamen daher auch einem
inneren Wunsche entgegen.

2. Altargemälde und dekora-
tive Freskomalerei.

Von den zahlreichen Altar-
bildern, die sich einst in Augs-
burger und Münchener Kirchen
befanden, ist nicht viel mehr vor-
handen. Doch dürfte der Untergang
dieser meist sehr großen Stücke
schwerlich sehr zu beklagen sein.
Denn das Übriggebliebene läßt
kaum vermuten, daß derselbe Maler
einst ein Bild wie den Parnaß in Wien gemalt hat. So unbefriedigend ist namentlich die bunte,
unharmonische Farbengebung, die schwächliche und energielose Pinselführung; schillernde Farben,
aber ohne Leuchtkraft, und bläulich-violette Schatten im Inkarnat machen sich breit. Besser
als die farbige Ausführung nehmen sich die gezeichneten Entwürfe aus, von - denen sich

Fig. 29.

Rottenhammer, Himmelfahrt Mariens, Zeichnung.
Weimar, großherzoRlicues Museum.

1 Gestochen von Raphael Sadeler; vgl. auch Verz. II, Nr. 16 u. 3".

2 Schon im Jahre 1611 klagt Rottenhammer, daß «ihm das gesicht nit mehr zu klainen Sachen dient», und äußert,
«er wurd nichts so klainß mehr mit solcher gedult machen, wolle beider ein grosses quadro verfertigen»: Quellenschriften
f. K. VI, S. llö.
 
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