Von den Werken des Verstandes Und Witzes»
e mehr man gewiße Werke liest, die voll Vers
stand und Witz zu seyn scheinen um so weniger
findet man darinnen» Prüfet inan sie genau, so
et man nichts, als falschen Schimmer, keine
Gründlichket. Etwas Vergoldung auf Gips; aber nichts
Erhabenes, nichts was den wahren Kenner befriedigen
möge.
Ich weiß, büß es in allen Sprachen - Und zu al-
len Zeiten schöne Werke gegeben hat. Die Egyptier
waren berühmt in der Erhabenheit der Gedanken , die
Chaldäer in den Wißenschaften, die Griechen in der
Beredsamkeit, und die Römer in der Feinheit der Re-
de. Also muß man nicht, wie Cicero und (Amntis
lian vorgeben , bey den Griechen allein Wißenschaft und
Lebensart suchen.
Homer, zu deßen Lob man sagte (Ourintit. B» lä»
R. 2.) erhübe die Grenzen des menschlichen Verstandes
überschritten , und Demosthenes, der die Bewunderung
von güntz Griechenland war, wurden für Wunder der
Welt gehalten. Hatte aber Virgil und Cicero zu ih-
ren Zerten gelebt, so würden sie ihnen den Ruhm, die
gröften Manner ihres Jahrhunderts zu seyN, streitig
gemacht, und ihre Werke würden das Urkheil der Ge-
lehrten über den Vorzug des einen oder des andern zu-
rük gehalten 'haben. Hatten Lorneille und Mcme,
Xlteü Heft» (A a) schreibt
I