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rrschroken ist , ein Hertz das voll von Republikanischer
Freyheit und bis zum Uebermaas empfindsam ist, em
Gedächtniß, das sich mit allem bereicherte, was das
Lesen griechischer und lateinischer Weltreisen ausgebrei-
tetes und durchdachtes darbieten kann, endlich eine Star-
ke der Gedanken, eine Lebhaftigkeit des Kolorits , eine
Liefe der Moral, eine Schnelligkeit des Styls, und was
dies alles noch übertrift, eine Misanthropie, Vie man
als die Haubttriebfeder betrachten kann, von welcher
seine Gesinnungen, Empfindungen und Ideen aufs
Spiel gesetzt werden.
Alles ist an diesem Schriftsteller wunderbar, man
mag ihn auf der guten oder bösen Seite betrachten. Hat
Man gleich schon vieles wieder ihn geschrieben, so ist man
doch noch nicht bis zur Quelle seines Verdiensts und sei-
ner Verirrungen gekommen. Aber ein so berühmter
Mann verdienet, daß man ihn genau kennen lerne. Wir
wollen einen Versuch wagen, ob es möglich ist, von die-
sem moralischen und literarischen Phänomen eine Er-
klärung zu geben.
Gleich Anfangs müßen wir anmerken , daß aus sei-
ner Feder nichts mittelmäfiges hervorgegangen sey. Der
erste Zug , der ihn von allen andern Schriftstellern un-
terscheiden
Die Ursache dieses Vorzugs ist leicht zu finden , sie
ist gantz zu seinem Ruhm. Qb er schon mit den gröstett
Talenten geboren wurde , so hatte er doch die weise Vor-
sicht fich nicht eher im Publikum zu zeigen , als da er fich
für fähig hielt, daßelbe durch seine erste Versuche in Be-
wunderung zu setzen , und diese Bewunderung durch neue
eben so starke Geburten zu nähren als die erste war§
Gleich den Kämpfern , die sich lange üben, bis sie auf
dem Kamfplatz erscheinen , ließ er die Kräften seines Ge-
(Vb) L nies
rrschroken ist , ein Hertz das voll von Republikanischer
Freyheit und bis zum Uebermaas empfindsam ist, em
Gedächtniß, das sich mit allem bereicherte, was das
Lesen griechischer und lateinischer Weltreisen ausgebrei-
tetes und durchdachtes darbieten kann, endlich eine Star-
ke der Gedanken, eine Lebhaftigkeit des Kolorits , eine
Liefe der Moral, eine Schnelligkeit des Styls, und was
dies alles noch übertrift, eine Misanthropie, Vie man
als die Haubttriebfeder betrachten kann, von welcher
seine Gesinnungen, Empfindungen und Ideen aufs
Spiel gesetzt werden.
Alles ist an diesem Schriftsteller wunderbar, man
mag ihn auf der guten oder bösen Seite betrachten. Hat
Man gleich schon vieles wieder ihn geschrieben, so ist man
doch noch nicht bis zur Quelle seines Verdiensts und sei-
ner Verirrungen gekommen. Aber ein so berühmter
Mann verdienet, daß man ihn genau kennen lerne. Wir
wollen einen Versuch wagen, ob es möglich ist, von die-
sem moralischen und literarischen Phänomen eine Er-
klärung zu geben.
Gleich Anfangs müßen wir anmerken , daß aus sei-
ner Feder nichts mittelmäfiges hervorgegangen sey. Der
erste Zug , der ihn von allen andern Schriftstellern un-
terscheiden
Die Ursache dieses Vorzugs ist leicht zu finden , sie
ist gantz zu seinem Ruhm. Qb er schon mit den gröstett
Talenten geboren wurde , so hatte er doch die weise Vor-
sicht fich nicht eher im Publikum zu zeigen , als da er fich
für fähig hielt, daßelbe durch seine erste Versuche in Be-
wunderung zu setzen , und diese Bewunderung durch neue
eben so starke Geburten zu nähren als die erste war§
Gleich den Kämpfern , die sich lange üben, bis sie auf
dem Kamfplatz erscheinen , ließ er die Kräften seines Ge-
(Vb) L nies