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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0040
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32

Die Schachtgräber und der Plattenring

a.a.

läßt. Die Verwandtschaft des Musters mit denen der Goldplättchen und Goldknöpfe
(Taf. XXIX, LIX ff.) leuchtet ein, nicht minder die Tatsache, daß hier ein in der
Toreutik für einen runden Rahmen geschaffenes Muster auf Stein und auf die
weniger günstigen Bedingungen gerader Friese übertragen ist.

Dies gilt auch für die zunächst von Reichel, dann richtiger von Heurtley aus
Bruchstücken zusammengesetzte Stele III (Abb. 9; BSA. XXV 130 Abb. 29). Leider
ist die einstige Höhe unbekannt; doch wird ein breiteres Format als bei Nr. 1430

vorauszusetzen sein. Die vier senkrechten Spiral-

- -____ bänder mit den runden Scheiben in den Zwickeln

wirken etwas eintönig. Auch hier mögen toreutische
Vorbilder vorgelegen haben. Die auf den Kykladen
beliebten Steingefäfie mit Spiralmustern in Relief
kommen auf dem Festland so gut wie gar nicht vor.

Von den übrigen Bruchstücken mit Spiral-
ornamenten (Taf. IX und Abb. 10) ist nicht genug
Abb. io. von Heurtley Nr. xii a. erhalten, um eine Vorstellung von der Gesamt-
erscheinung zu erlauben. Bemerkenswert ist das
überaus reiche und saubere Spiralnetz Heurtley Nr. XII a (Abb. 10), das stark an
Kykladisches erinnert1). Auf den Stelen mit figürlichen Darstellungen spielt die

Spirale ebenfalls eine bedeutende Rolle.__

Auf Nr. 1428 (Taf. V) ist das Spiralnetz fast
ebenso hoch wie das Hauptbild und wirkt
durch seine Stellung über diesem sogar
entschieden höher. Zudem ist die Kampf-
szene noch durch die Füllornamente be-
lastet. Dieselbe unglückliche Verteilung,
die das Hauptbild durch ein schweres
Ornament darüber drückt, zeigt auch
Nr. 1429 (Taf. VI); doch ist hier durch die
beiden großen Spiraldreipässe unter der
Kampfszene wenigstens ein Gegengewicht
geschaffen. Die Einwirkung toreutischer
Vorbilder springt in die Augen, nicht min-
der bei dem schmalen, flachen Wellen-
mäander, der als Randleiste der Fragmente
Heurtley Nr. VIII (Taf. X, Abb. 12) ver-
wendet ist.

Abb. 11. Ornamente von JNr. 14si

Nr. 1431 (Taf. VIII) verbindet seit- (nach Paiace Gf Minos n 201 Abb. 110 B).

b

L) Vgl. z. B. die Steinpyxis von Kythera, Stais, AeXtiov I 1915, 192 Abb. 1; Evans, Paiace II 208 Abb. 117 B. In den
Schachtgräbern gibt es keine genauen Parallelen, wohl aber analoge toreutische Motive. Auf Kreta kommen Spiralnetze in
Relief auch bereits in frühminoischen Gräbern der Messarä vor: Evans, a. a. O. 194 Abb. 104.
 
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