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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0039

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3. Die Grabstelen

3]

und 1431 vorauszusetzen sein wird, während die übrigen Steine wesentlich breiter
sind und wenig glückliche Verhältnisse zu zeigen scheinen. Alle verjüngen sich
leicht nach oben, wo ein einfacher gerader Abschluß anzunehmen ist. Die Stärke
der Platten schwankt zwischen 11 und 15 cm. Nur die Vorderseiten sind verziert,
die Rückseiten glatt.

Das technisch sichere und saubere Relief beschränkt sich auf zwei Schichten.
Ornamente und Figuren heben sich rechtwinklig vom Grunde ab und sind ganz
flach, ohne jede Modellierung
gebildet, als wären sie mit der
Laubsäge hergestellte und auf-
geklebte Brettchen. So wirken
nur die Umrisse, durch die nö-
tigste eingeritzte Innenzeich-
nung ergänzt. Einfache Leisten
umrahmen die Bilder. Das Er-
gebnis ist schematisch starr,
aber in seiner klaren Stilisie-
rung keineswegs unerfreulich.
Vor allem die Ornamente wir-
ken sehr gut. Von Bemalung
ist keine Spur mehr erhalten,
ebensowenig von einem Stuck-
überzug,.der doch Reste hinter-
lassen haben müßte1).

Die einfachste unserer
Platten, Nr. 1430, stand über
dem kleinsten, am bescheiden-
sten ausgestatteten Grabe II.
Da sie oben abgebrochen ist,

Wissen wir leider nicht, ob das Abb- 9- Grabstele Heurtley in.

doppelte Wellenband hier wie

unten vom Rahmen gerade abgeschnitten wurde oder wagrecht umbog. Die deko-
rative Wirkung des in seiner Einfachheit doch kraft- und schwungvollen Musters
wird durch die saubere, präzise Arbeit gesteigert, die indessen in der Linienführung
wie in der Breite der Bänder erhebliche Freiheiten und Unregelmäßigkeiten zu-

]) Man darf aus der Stele 'Eqnjji. uq-/. 1896 Taf. 1 keine Rückschlüsse ziehen. Hier ist ein altes, wohl beschädigtes
Relief in jungmykenischer Zeit mit Stuck überzogen und bemalt worden. Gisela Weyde, Österr. Jahreshefte XXIII 1926,
33 versucht, eine Ansicht Reichels aufnehmend und weiterführend, aus stilistischen Gründen unsere Stelen als jung-
mykenisch zu erweisen. Das widerspricht nicht nur dem Ausgrabungsbefund — sind doch Rruchstücke auch unmittelbar
über den Grüften gefunden worden — sondern vor allem der so eindeutig altertümlichen, mit den Goldsachen aus den
Gräbern durchaus übereinstimmenden Ornamentik. Die stilistische Ähnlichkeit der Figuren mit junginykenischen Vasen
ist auch bloli eine scheinbare und keineswegs beweiskräftig.
 
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