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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0232

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224

III. Ergebnisse

alle aus grauem oder gelbem Kalkstein. 860 entspricht 930 (oben S. 163 Abb. 79),
während ein in Grab VI danebenliegendes, rechteckiges Plättchen aus grauem
Kalkstein (929, Abb. 79), vielleicht gar kein Schleifstein war; ebensowenig darf
man ein Paar halbeiförmige, rotgelbe Sandsteine so deuten, die auf der Innen-
fläche jeweils eine rundstabförmige Einarbeitung tragen (934/5, Abb. 79). Es sind
wohl die beiden Hälften einer Gußform für stabförmige Gegenstände.

6. GEFÄSSE AUS EDELMETALL UND ANDEREN
KOSTBAREN STOFFEN

In keiner anderen Kategorie unserer Funde wechseln Zahl und Kostbarkeit
so stark wie in dieser: Armut oder wenigstens größte Bescheidenheit in Grab I. II.
VI, die dafür eine mehr oder minder große Menge bemalten oder glasierten Ton-
geschirrs enthalten; größerer Reichtum in III, fürstlicher Prunk in V, vor allem
aber in IV, wo die Tongefäße folgerichtig ganz zurücktreten. Auch hier empfiehlt
es sich, mit den ärmeren Gräbern zu beginnen.

Mindestens ein Trinkgefäß aus Edelmetall scheint fast jeder Tote besessen zu
haben. Die bescheidenen kleinen Goldbecher 220, LXXII. CLXX und 912, S. 161
Abb. 78 gleichen einander und auch 627, CXXIII fast völlig und stellen gewisser-
maßen ein Mindestmaß, auch im Format, dar. Der Tote von Grab II besaß außer-
dem noch einen Bronzenapf (2241), LXXII), während in VI sonst alles Metallge-
schirr bis auf Reste großer Gefäße (unten S. 248) fehlt. Die drei Damen von I
mußten sich mit zwei silbernen Tassen behelfen (212/3, CVI. CXVIII); und auch
die reichen Insassen von Grab III verfügten zusammen bloß über drei feinere Ge-
fäße (73, CHI. 122, CV. 170, CLXIV), während die köstlichen goldenen Miniatur-
vasen vielleicht den neben ihren Müttern bestatteten Kindern gehörten (72. 74.
83—85, CHI f.). Vergleicht man damit Grab V, wo auf drei Tote mehr als ein
Dutzend, oder gar IV, wo auf drei Männer und zwei Frauen gegen drei Dutzend
kostbare Gefäße kamen, so wird der Gegensatz ohne weiteres klar. Dabei handelt
es sich für beide Geschlechter in ganz überwiegendem Maße um Trinkgeschirr: daß
dabei die Fürsten den Löwenanteil hatten, ist nicht verwunderlich.

Die beliebtesten Trinkgefäße waren offenbar geradwandige, einhenklige B e -
eher mit flachem Boden, ohne Fuß, die stets aus einem Gold- oder Silberblech
getrieben sind. Taf. CXXIII gibt eine Übersicht der mehr oder minder geschweif-
ten Wandungen und der beiden Henkeltypen: entweder ein stark geschwungenes
Band, das oben breit, unten meist ganz schmal ist (Bandhenkel), oder eine sehr
eigenartige Verbindung zweier Bänder (von denen wiederum das obere breit, das
untere schmal ausläuft) und eines an jene geschweißten, senkrechten, zylindrischen
Mittelstücks (nach den berühmten Goldbechern hier Vaphiohenkel genannt). In

') Unter dieser Nr. noch Bruchstücke eines dickwandigen, zertrümmerten Bronzegefäßes.
 
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