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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0218

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210

III. Ergebnisse

in jüngermykenischer Zeit in Attika (Val. Müller, Prähist. Zeitschr. XIX 1928,
309). Wie die Doppelbeile, welche Göttinnen und Priesterinnen auf kretischen
Darstellungen halten1), ist auch das Prunkbeil von Malia2) als sakrales Gerät zu
deuten, ebenso das merkwürdige, ägyptisierende Beil aus dem Kuppelgrabe von
Vaphio, das auf einer Gemme gleicher Herkunft ein Priester geschultert trägt
('E(p. uq%. 1889, Taf. 10, 26, 32; Nilsson, a. a. 0. 135 f.). In diesen Zusammen-
hang wird auch das merkwürdige, einer Spitzhacke ähnliche Werkzeug aus
Grab IV zu rücken sein (514, CII), das durch die gravierte Spiralverzierung seiner
breiten Schneide über die Sphäre bloßen Gebrauchsgeräts erhoben wird. Eine
Waffe ist es sicher nicht.

Die Schleuderer auf dem Silbertrichter 481 sind keine Kreter oder
„Mykenaeer": auch diese Waffe fehlt in unserem Bereich. Vgl. allerdings Evans
II 344 f. (die dort Abb. 196 wiedergegebenen Schleuderbleie sind nachminoisch).

4. SCHUTZ WAFFEN
a. Schilde

Unter den Schutzwaffen steht im wahrsten Sinne des Wortes der
Schild im Vordergrunde. Da der Nahkampf fast nur mit Stichwaffen geführt
wurde, war ein starker Helm weniger wichtig als in der nachmykenischen Zeit,
da das Hiebschwert aufkam. Sogar auf der Löwenjagd wurde der Schild bisweilen
verwendet, wie die Dolchklinge 394, XCIV lehrt (auf 33, XXIV fehlt er). Panzer
und Beinschienen kommen nicht vor, die Brustbleche 252. 625 6, LIV f. sind den
Masken gleichzusetzen, nicht als Schutzwehr zu bewerten: vor den mörderischen
Stichen in die Halsgrube, wie sie 35. 116. 241, XXIV zeigen, schützte am besten
der mächtige Schild.

Er tritt in zwei Typen auf: die Ofenschirm- oder Turmform, ein richtiges
odxoQ rjvTS nvgyog, erscheint zuerst in den Schachtgräbern, auf Kreta, wie es scheint,
erst später1); der doppelt geschweifte Vorläufer des böotischen Schildes ist da-
gegen schon durch ein frühminoisches Petschaft und ein Halskettenglied gleicher
Zeit, dann durch einen Siegelabdruck von Zakro aus MM. III bezeugt (Evans

J) Formstein von Palaikastro, 'Ecp. dpx. 1900, Taf. 4 und sonst oft. Gemme aus Knossos, BSA. VIII 102 Abb.
59; Bossen Abb. 323 b u. a. Vgl. Nilsson, Minoan-mycenaean Religion 137. 191; Evans I 435 Abb. 312.

2) Mon. Piot XXVIII 1925/6, 6 ff., Taf. 2; Chapouthier-Charbonneaux, Mallia I 58, Taf. 32; Evans II 274
Abb. 164.

3) Gemme bei Reichel, Homer. Waffen2 4 Abb. 12. Auf dem bekannten Steatitbecher von Hagia Triada (Bossert
Abb. 87 f.; Geislinger Kat. 8 f., 110) hat Kurt Müller, Arch. Jahrb. XXX 1915, 246 große Fellmäntel erkannt und
mit vollem Recht die frühere Deutung auf Schilde abgelehnt. Vgl. jetzt auch Evans II 742 f. Abb. 476 und III 95
Abb. 53.

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