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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0298

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290

III. Ergebnisse

fen und dem Schwertschmuck mit ihren langgezogenen, gelegentlich an Vogel-
köpfe gemahnenden Spiralhaken1), wird man stark nicht bloß an Werke der
nordischen und ungarischen Bronzezeit, sondern ganz besonders an die La Tene-
und sogar an die Völkerwanderungskunst erinnert2); vgl. unten S. 352. Vielleicht
sind das Fingerzeige für Volksverwandtschaften und -beziehungen über die Jahr-
tausende hinweg; denn die Ornamentik ist gleichsam die Handschrift der Rassen,
Ausdruck ihres eigensten Stilgefühls. Leider verlieren sich die verbindenden Fäden
noch im Dunkel unserer Unkenntnis.

11. DARSTELLUNGEN VON PFLANZEN

Von der minoischen Kunst haben die mykenischen Goldschmiede die Vor-
liebe für füllende Blättchen, Ranken und Blüten übernommen; wir finden solche
in Verbindung mit Kreismustern, Wellenbändern und besonders mit Spiralmotiven
(oben S. 261 ff. 280 f.). Zu jenen Fällen füge ich einige weitere. Auf der großen
Krone 1, XII und dem Diadem 233, XXXVII sind kleine Zweige zwischen die
Kreise eingestreut, vielleicht Efeublätter auf 649/50, LVI. Das reiche Spiral-
muster der Schwertklinge 402, LXXXV gestaltet sich zu efeuartigen Blättern,
den Rand des Knopfes 337 d, LX umsäumen spitze Blättchen. Noch weit häufiger
ist die Einordnung von pflanzlichen Motiven in die Linearmuster oder ihre Ver-
wendung als Ornament. Efeublätter erscheinen als Halskettenglieder (71. 80,
XX; vgl. auch 324, LX), ebenso Lilien und Granatäpfel (79, XXVII, vgl. 23, XXI.
378, XLIV. 77, XXII), Schmuckbleche haben die Gestalt von Platanen- und Palm-
blättern (15, XVI. 6. 8 f., XXVIII); dazu kommen eine Papyrusblüte und Blät-
ter (?) aus Holz (794. 813, CXLVI, S. 142 Abb. 60) und ein blütenartiges Gebilde
aus Bergkristall 831, CXXXV1')- Blüten aus vier lorbeerähnlichen Blättern bilden
die Verzierung durchbrochener Ohrgehänge und eines Nadelkopfes (61. 69, XX),
des Dolchgriffs 294, LXXXVII und der Tasse 197, CLXVIII4). Ein kleines, hölzer-
nes Schmuckstück besteht aus einer rundblättrigen, der Zierat eines goldenen Arm-
reifs und der Verschluß eines Straußenei-Rhytons aus einer gefüllten, spitzblätt-
rigen Sternblüte (817, CXLVI. 263, XLII. 648, CXLII).

Die Sternblüte, einfach oder gefüllt, rund- oder spitzblättrig') ist allein
oder innerhalb eines größeren Musters eines der beliebtesten Motive. Als einzige

*) Dazu bietet Asine ein besonders schlagendes Beispiel: Persson, Bull. Soc. R. de Lund 1924/5, Taf. 26; Asine,
De svenska utgrävningarna 111 Abb. 67.

2) Sophus Müller, Nordische Alterturaskunde I 242 ff. 284 ff., bes. Abb. 158 ff. 393 f. Abb. 214 ff.; Hoernes-
Menghin, a. a. O. 198.

3) Vgl. den Goldschmuck, Seager, Explor. in Mochlos 32, II 36 Abb. 10 f.; Evans I 98 Abb. 69; oben S. 191,
Anm. 1.

4) Dasselbe Muster auf Griff und Knauf eines Schwertes von Dendra-Mideia, A. Persson, The Royal Tombs at
Dendra Taf. 21.

5) Die Blätter stehen in der rundblättrigen Sternblüte bald gerade, bald schräg.
 
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