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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0037

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3. Die Grabstelen

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3. Die Grabstelen (Taf. V—X).

Wenige Tage nach dem Beginn seiner Grabung, noch ehe er den Plattenring
entdeckte, stieß Schliemann auf zwei Grabstelen, „die in gerader Linie von Norden
nach Süden stehen" (Mykenae S. 90). Es waren Nr. 1427 und 1428 (Taf. V, VII),
die zu Grab V gehörten. Bald darauf legte er „in derselben Reihe" mit jenen, „nur
1 Fuß 5 Zoll südlich davon" Nr. 1429 (Taf. VI) frei, und „nur 10 Fuß südlich... fast
in gleicher Linie" Nr. 1430 (Taf. VIII, über Grab II). Bei allen war die Reliefseite
nach Westen gewandt (Mykenae S. 100 ff.). Auf Nr. 1430 folgte „in derselben
Linie und nur 1 Fuß von ihr getrennt" eine glatte Stele, zwei weitere (über Grab I)
„dicht nebeneinander 23 Fuß östlich von den drei ersten sculptierten. Weitere
zwei Grabplatten ohne Sculptur sieht man in einer Entfernung von 40 Fuß genau
südlich von diesen letzteren (über Grab III); sie stehen 4 Fuß von einander ....
ebenfalls . . . nach Westen gewandt" (S. 102 ff.). Dazu kommt noch eine von
Stamatakis über Grab VI gefundene Stele (Tsuntas, Mvxfjvm 113).

Nach dieser Beschreibung und den alten Photographien (Ant. Denkm. II 46/7)
läßt sich die ursprüngliche Verteilung der Stelen wiederherstellen, wie es Wace
(Abb. 6) getan hat. Besonders wichtig ist dabei die Gruppierung der Grabsteine
über den Grüften und ihre gleichmäßige Wendung nach Westen, die auf den
Plattenring und seinen Eingang im Norden keine Rücksicht nimmt, sondern wohl
auf die Lage der Leichen, die fast durchweg mit dem Kopf nach Osten beigesetzt
waren, also auch nach Westen schauten. Man wird auch vermuten dürfen, daß vor
der Neugestaltung des alten Friedhofs ein Weg westlich von den Grüften aus dem
Tal emporführte; diesem waren dann die Stelen in ihrer ursprünglichen Aufstellung
zugewandt. Nach der Anlage des Plattenrings wurden sie auf höherem Niveau,
aber in derselben Orientierung, neu errichtet. Der Höhenunterschied wird durch
die von Schliemann verzeichneten Basenblöcke und Fragmente erwiesen (S. 104 ff.,
180 f). Wace hat ihn auf seinen Schnitten (Abb. 5) angegeben. Er schwankt zwischen
2—2'/2 und 374 Fuß. Besonders verwickelt lagen die Dinge über Grab III, wo „die
beiden großen unsculptierten Grabsteine . . . mit großen horizontalen Platten aus-
gezeichnet befestigt waren, sodaß sie nicht ohne die größte Anstrengung heraus-
genommen werden konnten ... 2 Fuß unterhalb derselben ... fand ich zwei große,
horizontal liegende Platten in Form von Grabstelen. In einer Tiefe von 5 Fuß
unterhalb der oberen Grabsteine deckte ich noch drei weitere große Platten auf,
wovon die eine lag, und die beiden anderen standen" (S. 188 mit Abb. 234). Zwei
glatte „Steintafeln in Form von Grabsteinen und eine kurze Säule" fand Schlie-
mann endlich unter dem Altar über Grab IV (S. 246). Seine Angaben sind so ein-
gehend und genau, daß gar kein Grund besteht, an ihnen zu zweifeln. Auch auf
die zahlreichen Bruchstücke mit Relief schmuck hat er bereits hingewiesen (S. 104 ff.
Abb. 143—150). Zusammenfassend hat sich dann Carl Schuchhardt mit diesen
merkwürdigen Denkmälern beschäftigt (Schliemanns Ausgrabungen2 S. 199 ff.),
 
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