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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0259

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9. Die Tongefäße

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516 (L. 13,5; 10,4). 842 (L. 12; 10,5). Ihr Format ist ebenso auffallend wie ihre
Gleichartigkeit. Zu deuten vermag ich sie leider nicht.

Einzigartig sind die mächtigen bleiernen Kessel S. 160 Abb. 78 f., zu
denen die Bronzeränder 492 ff., CII gehören. Es sind Vorratsgefäße für Wasser,
das sich in Kupfer oder Bronze auf die Dauer nicht rein erhält. Von ähnlichen Ge-
fäßen stammen vielleicht die Massen geschmolzenen Bleis, die Wace in verbrann-
ten Häusern von Mykenai gefunden hat (BSA. XXV 71). Kleinere Bleigefäße
ebda. 56. Auf Kreta ist mir nichts Vergleichbares bekannt.

Hier mag auch die große Holzschüssel 890/1, CXLVII angeschlossen
werden, die in Form, Material und Erhaltung ganz allein steht (vgl. die Beschrei-
bung oben S. 153). Aus jetzt korkartig leichtem Zypressenholz gefertigt, zeigt sie
auf der Unterseite noch klar die Lehren und Reste der drei einfachen, breiten
Stützen1), die erst Franz Studniczka (Arch. Anz. 1921, 314) richtig gedeutet hat.
Der Rand ist innen hübsch profiliert, das von einem Stöpsel verschlossene Loch in
der Mitte wohl künstlich hergestellt. Daß die Schüssel viel flacher ist als die metal-
lenen und tönernen des mykenischen Kunstbereichs, ergibt sich wohl aus dem
Material. Innen und außen erkennt man stellenweise den Abdruck eines feinen
Gewebes5). Von solchen sind auch sonst noch Reste der Zerstörung entgangen:
linnene Fetzen (81, CXLVI. 228, LXXII. 762. 784. 816, CXLVI), die von Gewän-
dern und Umhüllungen stammen mögen. 816 liegt in sieben Schichten übereinan-
der, hier war also ein zusammengefaltetes Stück Stoff als Beigabe ins Grab gelegt.
551, S. 113 Abb. 41 ist ein Stückchen einer Matte aus Bastgeflecht.

9. DIE TONGEFÄSSE
(Tafel CLXVI-CLXXV)

Die Verteilung der Keramik auf die einzelnen Gräber ist eine sehr ungleiche.
Weni gen und meist geringen Stücken in III, IV, V stehen zahlreiche in I, II, VI
gegenüber. Der Grund für diese Verschiedenheit ist offenkundig: in reichen Grüf-
ten bestand das Tafel- und Vorratsgeschirr aus Metall, ersteres zumeist aus Gold
und Silber, Tongefäße wurden den Toten nur als Behälter für Speise und Trank
beigegeben; man legte daher keinen Wert auf ihre Feinheit oder ihren Schmuck.
Dagegen bildet in den ärmeren Gräbern die Keramik das einzige Trinkgeschirr
neben ein paar vereinzelten, geringwertigen Metallgefäßen3); dabei bemühte man

') Vgl. zu diesen das Bronzebecken von Tiryns, Ath. Mitt. 55, 1930, 134 Beil. XXXV; Evans, Prehist. Tombs 36ff.
Abb. 33 f.

") Entweder war die Schüssel in Stoff eingeschlagen, oder dieser lag zufällig bei ihr und wurde durch die Erd-
massen an das Holz gepreßt. Als Reste eines Überzugs sind die Abdrücke nicht zu fassen.

3) Tönernes Eßgeschirr fehlt merkwürdigerweise. Teller und Schüsseln oder breite flache Näpfe kommen
doch sonst sowohl auf dem Festlande wie auf Kreta nicht selten vor.
 
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