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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0258

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250

III. Ergebnisse

(Vorstufe zu jüngeren, fein profilierten Stücken wie 'E(p. ägx. 1888 Taf. 9), die
andere flacher, mit abgesetztem, wagrechtem Rande; sie gleicht in der Form den
Tassen, oben S. 226 f., noch mehr den dort herangezogenen Bronzeschüsseln von
Knossos. Nur fehlt ihr der kleine Fuß, und statt des Henkels trägt sie einen ganz
eigenartigen, geraden Griff mit gewellten Rändern; diese sind offenbar dem Wel-
len- oder Spiralmuster angepaßt, das in flachstem Relief den Griff schmückt und
auf unserer Tafel eben noch kenntlich ist.

Die großen, recht roh zusammengenieteten Gefäße machen durchaus den Ein-
druck einheimischer Erzeugnisse. Es ist eigentlich überraschend, auch hier in Tech-
nik und Formen eine unverfälscht minoische Tradition zu finden — oder viel-
mehr, es wäre überraschend, wenn es nicht einleuchtete, daß sich das Festland bis
zum Eindringen der sehr viel weiter fortgeschrittenen minoischen Zivilisation für
das große Gebrauchsgeschirr mit Tongefäßen begnügte und den neuen Luxus auch
auf diesem Gebiet erst in der Schachtgräberzeit von Kreta übernahm. Die Hydria
tritt dort in genau entsprechenden Exemplaren seit der Wende von MM. und SM.
auf (Evans II 630 Abb. 394) und hält sich dann, wenig oder gar nicht verändert,
bis ans Ende der minoischen Kultur (ebda. 634 Abb. 398. 636 Abb. 400; Exem-
plare aus jungminoischen Gräbern von Canea, im dortigen Museum). Für die gro-
ßen und kleinen Kessel bietet Tylissos die schönsten Gegenstücke (ebda. 569 f.
Abb. 355 f. nach J. Hazzidakis, Tvhaoog Mivcöixrj 220 f. Abb. 29 f.). Wenn, wenig-
stens soviel ich weiß, Kratere bisher auf Kreta fehlen, so ist das wohl nur dem
Zufall der Funde zuzuschreiben. Kleine, dreifüßige Kessel ein wenig abweichender
Gestalt kehren in den oben erwähnten knossischen Komplexen aus MM.—SM. wie-
der (ebda. 628 ff. Abb. 392. 394), während auf Kreta wie in der Argolis der tiefe,
bauchige Typus mit zwei Ringhenkeln erst in etwas späterer Zeit auftritt (ebda.
634 Abb. 398, nach Prehist. Tombs 34 ff. Abb. 38; gutes, großes Exemplar aus
Tiryns im Athener Nationalmuseum, AM. 55, 1930, 134. 137 f. Abb. 7). Zu unse-
rer Pfanne 175 vergleiche man Evans, Prehist. Tombs 54 Abb. 55. Die Überein-
stimmungen könnten kaum größer sein, die Abhängigkeit des Festlandes von
Kreta nicht überzeugender erscheinen als in dieser Denkmälergruppe.

Zum Kupfergerät gehören auch die Verkleidungskästen von Bal-
kenköpfen aus Grab III, 147—150, CLXV, über die oben S. 18 und 62 das Nötige
gesagt ist. Ihre Verwendung hat bereits Schuchhardt, Schliemanns Ausgr.2 191 f.
scharfsinnig erkannt (vgl. Prähist. Zeitschr. XXI 1930, 343). Analogien zu ihnen
kann ich nirgends finden. — Einige Nägel mit rechtwinklig umgebogenen Enden
sind auf Taf. CLXII abgebildet. Wozu sie gehören, wissen wir nicht, am ehesten
wohl auch zur Balkendecke des Grabes. Anders verwendet waren schwere, große,
mit breiten Köpfen an jedem Ende kantig geschmiedete Bronzestäbe, die paarweise
auftreten: 155, CXLIX (L. 14,5). 464, XCIX (L. 13,5; 10,5; ein dritter noch 8,1).
 
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