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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0267

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10. Das Ornament

259

vermieden, wo dies nicht durch die Form des Trägers geboten ist (z. B. bei den
rautenförmigen Knöpfen 340 ff., LXI. 668 ff., LXVI). Bei den Diademen und
Kronen, wo man gerade Rahmenlinien und rechteckige Felderteilung leicht hätte
durchführen können, ist beides nur in ganz seltenen Ausnahmefällen geschehen,
die alle in Grab IV auftreten und eine kleine Sondergruppe bilden (229—231,
XXXIX—XLI. 385, XL VI; vgl. auch das dem übrigen Goldschmuck völlig fremd-
artig gegenüberstehende Stirnband 236—239, XXXIX). Überhaupt hat man auf
geradlinige Muster größtenteils verzichtet1); die Grundlage der ganzen Verzierung
bilden Kreis, Wellenlinie, Spirale, sie geben dieser Kunst ihr stilisti-
sches Gepräge (unten S. 285 ff.).

2. Die Grabstelen bieten dem Ornament rechteckige Felder") und schmale
Bänder; aber sowohl innerhalb dieser geradlinigenRahmen, wie alsFüllsel zwischen
den Figuren, erscheinen keine geradlinigen Muster, sondern bloß Kreise, Wellen
und Spiralen.

3. Auf den Schwert- und Dolchklingen folgen zwar die Riefen der Mittel-
rippen häufig der Längsachse der Waffe (z.B. 435, LXXIV. 750, LXXX); aber
nicht selten wirkt auch die Verzierung der Mittelrippen der Stoßrichtung gegen-
über retardierend oder geradezu hemmend3), was bei diesen für den Hieb un-
geeigneten Klingen einen peinlichen Eindruck macht. Und so reizvoll die feinen
Spiralverzierungen4) an sich sein mögen, unterstützen sie Richtung und Sinn ihrer
Träger in keiner Weise. Eher gilt dies von den mehrfach auf den Klingen dar-
gestellten Tieren')- An den Goldblechen der Griffe und Knäufe sind die Muster
meist in schmalen Bändern angeordnet und betonen in ihrer Richtung die Achsen
oder die geschlossene Rundung der Träger"). Am harmonischsten paßt sich die
Verzierung dem Gerät an bei dem eingelegten Dolchgriff 294, LXXXVII. Bis auf
die in Anm. 1 angeführten wenigen Ausnahmen gibt es auch auf den Waffen keine
geradlinigen Muster.

4. Die Gefäße aus Edelmetall pflegen sparsam verziert zu sein. Meist betonen
Linearmuster und pflanzliche oder tierische Ornamente die Struktur der Vase in
wagrechten Friesen oder senkrechten Bändern7). Dabei macht sich nicht selten ein

1) Es ist lehrreich, die Beispiele anzuführen. Einfache Strichelung als Mus(er: 230, XLI. — Fischgräten:
278, LXXIX. 385, XLVI. 390, CXIII. 604a, CLXI. 728, CXXIV. — Dreiecke (gestrichelt): 302, XLV und Ahb. 19.
308, XVIII. — Zickzack: 229. 231 f., XXXVI. 284. 300f., LXXIX (gestrichelt). 707, LXIV. 716a. b, LXV. 638, S.124
Abb. 45. — Rauten: 229, XLI. 236/9, XXXIX (gegittert). 407, LXXIV. 276f., LXXV. 723, LXXXIV. — Kreuz:
52, XXVII. — Andreaskreuze: 236/9, XXXIX. 343. 346/7, LXI. — Maeander: 435, LXXXVII. (503, CI). — Kreuz-
teilung des Kreises: 325. 331, LIX. 700, LXIV. — Stern: 233, XXXVI. 649f., LVI. — Stoffmuster: 558 ff., CLIf. —
Also im Ganzen 38 Fälle unter vielen Hunderten; nichts könnte für den Stil bezeichnender sein.

2) In Wahrheit sind es Trapeze, aber für den flüchtigen Beschauer wirken sie als Rechtecke, und die Ornamente
unterstreichen niemals die Trapezform, etwa durch Betonen der seitlichen Schrägen.

s) 752, LXXX. 398, LXXIII. 404, LXXXV, S. 98 Abb. 30 f.
4) 727. 736, LXXXII. 402, LXXXV. 396, LXXXIXf. 744, XCII.
B) 748, LXXXVI. 747, XCIf. 395, XCIIIf. 417, S. 101 Abb. 34. Vgl. unten S. 296.
") 407, LXXIV. 634/5, LXXXIIIf. 276 f., LXXV; dazu die figürlich verzierten Stücke 295, LXXV ff.
7) Wagrechte Friese: 73, CHI. 392, CIV. 122. CV. 212, CVI. 351, CXI. 390, CXII. 391, CXIV. 627 ff., CXXHIff.
656, CXXVI. 855, CXXXIV. 786/7, CXXXVI. 567, CXLII. Senkrechte Teilung: 422, CIX. 313, CX. 756, CXXIII.
 
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