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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0041

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3. Die Grabstelen

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liehe Spiralbänder eigenartiger Prägung mit dem reichen und gefälligen oberen
Friese schräg verbundener Spiralen, deren Beziehungen zu minoischer Malerei
Evans mit Recht betont (Abb. 11; Palace of Minos II 200 ff. 480 ff.). Das Muster paßt
vortrefflich zu den schräg aufgebäumten Pferden im Hauptbilcl, die in ihrer Gleich-
artigkeit selbst wie ein Ornament wirken. So bildet diese Stele den Übergang von
den bloß ornamental zu den figürlich verzierten.

Nr. 1428 und 1429 (Taf. V, VI) tragen fast genau übereinstimmende Haupt-
bilder: auf einem Renn- oder Kriegswagen verfolgt der Fürst einen Feind, der
einmal flieht, das andere Mal sich mit eingelegter Lanze zur Wehr setzt. Nur ein

Abb. 12. Bruchstücke von Stelen (Heurtley VIII. IX).

Pferd ist dargestellt; aber wie es aueb nur je ein Vorder- und Hinterbein zu haben
scheint, so sollen wir uns gewiß hinter dieser Silhouette ein zweites Pferd denken,
entsprechend dem minoisch-mykenischen Brauch, wie ihn z. B. der Goldring
Nr. 240 (Taf. XXIV) wiedergibt. Das mächtige Schwert des Verfolgers wie das
große Schlachtmesser des Verfolgten entsprechen den in Grab IV und V gefundenen
Waffen. Den laufenden Mann als Knappen anzusehen, der das Pferd am Kopfe
hielte, scheint mir ausgeschlossen, da das oder vielmehr die Tiere in vollem Galopp
gedacht sind. Daß jener Mann nackt zu sein scheint und ebenso sein Widerpart
auf Nr. 1429, mag auf der primitiven Art des Reliefs beruhen, aber eher doch wohl
auf Absicht des Künstlers. Man vergleiche die nackten Gegner der „Mykenaeer"
auf dem Silbertrichter Nr. 481.

Aus den Fragmenten ähnlicher Stelen lassen sich zwei verwandte, aber eigen-
artige Darstellungen rekonstruieren (Taf. X und Abb. 12): Heurtleys Nr. VIII ist

Karo, .Sehaditgriiber
 
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