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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0082
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74

II. Beschreibung der Fundstücke

L.3,45. Br.2,1. D.0,5. Schl.258f. Abb. 333f. Sch. 257 Abb. 230. Furtwängler, Ant. Gemm.I
Taf. II 8. G. 24,3. Staiis S. 33. Rodenwaldt, Tiryns II 105 Abb. 43. Kunst d. Antike 145.
Bossert 325.

Technik und Form wie Nr. 241, offenbar aus derselben Schule, aber viel weniger gut, kaum
von derselben Hand. Das Terrain besteht unten aus einer leicht gewellten, vielleicht sandigen
Fläche, die sich links zu einem steinigen, dicht bewachsenen Abhang erhebt. Oben hängt ganz
unorganisch ein Stück felsiges Gelände in das Bild hinein. 2 wild galoppierende Rosse mit hoch-
geschwungenen Schweifen vor einem Wagen; es fehlt jede Verbindung, ebenso die Deichsel wie
Zügel und Zaumzeug. Auf dem Wagen (vierspeichiges Rad, niedriger Kasten mit 2 Querbändern
und geschweiftem Rand) stehen 2 kurzhaarige, bartlose Männer in gegürteten Schurzen. Der
hintere ist nach der Haltung der Arme (der rechte vorgestreckt, der linke vor der Brust ge-
bogen, Oberarmbänder) im Begriff, die Renner zu zügeln (Zügel fehlen!), der vordere, weit
vorgebeugt, wird gleich einen Pfeil auf den mächtigen Damhirsch abschießen, der über (d. h.
rechts vor) den Pferden in hohem Satz rückblickend davonrast. Die Modellierung ist weniger
fein, die Komposition viel weniger glücklich als bei Nr. 241. Das Fehlen des Geschirrs am Ge-
spann, der ungeschickt in der Luft hängende Hirsch wirken geradezu störend.

241. Taf. XXIV. Goldring mit Kampfszene. Ring: Dm.1,9. Br.0,85. D.0,3. Schild: L.3,5.
Br. 2,1. D. 0,5. Schi. 258f. Abb. 333, 335. Sch. 257 Abb. 231. Furtwängler, Ant. Gemm. I
Taf. II 3. St. S. 33. G. 24,2. Bossert 325. Rodenwaldt, Kunst d. Antike 145.
Schild und Ring bestehen aus ziemlich dickem, zusammengeschweißtem Goldblech auf einer
Unterlage weichen Metalls (Blei?). Der Ring hat abgesetzte, quergeriefte Ränder. Die flach ge-
wölbte Vorderseite des elliptischen Schildes trägt die eingegrabene und gepunzte Darstellung;
feine Nachgravierung. Auf der glatten Rückseite eine flache Rinne für den Finger. Fast um das
ganze Bild, auch oben den Rand entlang, zieht sich das konventionell stilisierte, felsige Ter-
rain, nur am rechten Ende fehlt es. In diesem Rahmen tobt der Kampf: der Sieger (in doppelt
gerafftem, gegürtetem Schurz, langem Haar, horizontal gegliedertem, mit Buckeln und wehen-
dem Busch verziertem Helm) setzt den linken Fuß weit vor, den rechten zurück, packt mit der
Linken den Gegner am Halse und ist im Begriff, ihm mit der hoch erhobenen Rechten das
Schwert (mit spitzen Heftenden und großem, rundem Knauf, Typus A unten S. 97) in die
Brust zu stoßen. Der Gegner ist ins linke Knie gesunken, das rechte Bein weit zurückgestreckt.
Sein Oberkörper ist in kühner Drehung von hinten gesehen. Mit der Rechten zückt er kraftlos
das Schwert mit rundem Knauf gegen den Kopf des Siegers, mit der Linken sucht er dessen
Schwertarm abwehrend zu packen. Er trägt denselben Schurz, aber keinen Helm; sein langes
Haar scheint auf dem Scheitel aufgenommen und geknotet. Hinter ihm kniet ein Krieger, dessen
großer Ofenschirmschild (mit einem Muster kleiner eingegrabener Punkte) ihn fast ganz ver-
deckt. Sichtbar sind nur der behelmte Kopf (Helm wie der des Siegers, aber wie es scheint mit
Backenklappen), der weit nach rückwärts ausholende rechte Arm, der eine mächtige Lanze,
mit 3 merkwürdigen schleifenartigen Anhängseln (Wimpeln?) nahe der Spitze, gegen den Sie-
ger schwingt, und die Unterschenkel. Ein vierter Mann hockt, offenbar todwund, nackt hinter
dem Sieger. Sein rechtes Bein ist angezogen, das linke ausgestreckt, mit den Händen stützt er
sich auf die Erde. Rechts und links erscheinen am Original richtig, auf dem Abdruck verkehrt
(Furtwängler, a. a. 0. III 31). Wundervoll kräftige Modellierung der nackten Körper, die bart-
losen Gesichter eher skizzenhaft.

242-244.Taf. XVIII. 3 Goldbleche mit Kultbauten. H.7,5. Br.6,9. Sehl.306 Abb.423.
Genaue Gegenstücke zu Nr. 26, aus derselben Form gestanzt. 2 intakt, beim dritten sind die
Vögel abgebrochen, aber erhalten. Auf einer unteren, glatten Basis liegen zunächst 2 Schich-
ten Quaderwerk von unregelmäßiger Form und Größe. In der Oberschicht liegt in der Mitte,
dem Hauptbau entsprechend, ein breiter, schwellenförmiger Stein. Auf der linken Seite liegt
 
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