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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0230
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222

III. Ergebnisse

einem ist noch der hübsch geschwungene, elfenbeinerne Griff erhalten, der sich
schon an den oben erwähnten Exemplaren aus den aufgebogenen Rändern des
Klingenansatzes und den drei Heftnägeln mit beiderseits abgeplatteten Köpfen er-
schließen ließ. Diese sind bei 216 b sogar mit Gold plattiert.

Grab IV enthielt eine ganze Reihe von Klingen des Typus a: 422b, XCVIII.
426 (Reste des hölzernen Griffes). 454, XCVII (desgl., L. noch 17,3). 460, C
(Stücke von 10 Ex., je 3—5 Griffnägel). 461, XCIX. CII (L. 33). Von Typus b ist
kein Beispiel da, nur 457, CII (L. 13,5) nähert sich ihm. Außerdem treten hier
neben den großen, schweren Schlachtmessern die eben erwähnten kleineren und
leichteren auf: 439, XCVIII (L. 21, singuläre vierkantige Handhabe). 458, CII
(L. 20,3). 460 (nicht abgebildet, L. noch 20). Im Gegensatz zu dieser Fülle mußten
sich die drei Toten von Grab V mit zwei Messern des Typus a begnügen: 738
(L. 29,5). 741 (L. noch 16), während die beiden Insassen von VI deren vier besit-
zen: 907 (L. noch 29). 923 (L. noch 20,8 und 22,5, an einem Rest des hölzernen
Griffes). 932 (L. noch 15), alle auf Taf. XCVI.

Typus a findet genaue Gegenstücke auf Kreta, z. B. BSA. XXVIII 253 Abb. 6
(Grab von Mavro Spilio bei Knossos, wohl XV. Jahrh.).

b) „Rasiermesser". Ich deute durch die Anführungszeichen mein Zögern
gegenüber dieser Bezeichnung an, da ein Rasieren mit Bronzeklingen in einer Ge-
gend und zu einer Zeit, wo die so viel geeigneteren Obsidianmesser massenhaft
auftreten, widersinnig erscheint. Indessen befinden sich solche unerklärlicherweise
nicht unter dem Material aus den Schachtgräbern, so häufig sie sonst in Mykenai
sind; und für die hier zu behandelnden Bronzeklingen weiß ich auch keine bessere
Bezeichnung, um so mehr, da sie in den Frauengräbern I und III fehlen. Zahlreich
finden wir sie in Grab IV: 422, XCVIII (2 Ex.). 460, C (3 Ex.). 467. 482, XCIX.
Dagegen in V bloß drei Bruchstücke (742), in VI ein einziges (931, XCVI), in II
keines. Die Form dieser eigenartigen Werkzeuge ist einheitlich: die ganz dünne,
breite, vorn gerundete Klinge hat beträchtliche Abmessungen. Kein Exemplar ist
ganz erhalten, bei 482 (L. noch 12,5) und 931 (L. noch 15,5) wohl jeweils etwa
drei Viertel. Die Schneiden scheinen nur leicht geschärft zu sein. Vom Heft sind
mehrfach Reste erhalten; es bestand aus Elfenbein (422. 467. 482) oder Holz und
wurde durch drei Nägel festgehalten, deren breite Köpfe bisweilen beiderseits mit
Gold (467. 482) oder Silber (460) plattiert waren. Auf 422 sind rings um die Na-
gelköpfe winzige Punkte eingedrückt. Von den verlorenen Griffen gibt eines von
zwei ähnlichen Messern eine Vorstellung, die Evans in dem sog. Südhause von
Knossos ausgegraben hat (II 630 Abb. 393 g. h). Da dieses Gebäude früh im SM. I
verlassen wurde, bieten jene Messer zu den unseren willkommene, gleichzeitige
Gegenstücke. Noch älter sind ähnliche Exemplare aus Kumasa und Platanos auf
Kreta (Xanthoudides, Vaulted Tombs of Mesarä Taf. 24. 29. 56) und aus Amorgos
('E<p. äQ%. 1898, 190 Abb. 11, Taf. 12, 3), die frühesten bisher bekannten. Eine an-
dere, eigenartig rechtwinklig zugeschnittene Form des „Rasiermessers", die auf
 
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