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Karo, Georg
Fuehrer durch Tiryns — Athen, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.14546#0011
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EINLEITUNG

Die Ebene von Argos ist eine kleine Welt für sich. Auf drei
Seiten schließen Bergketten sie ein, am wenigsten hoch im Norden,
wo die Paßwege nach Nemea und Korinth führen, steil auf-
ragende Gipfel im Osten und vor allem im Westen, wo über den
argivischen Bergen im Hintergrunde die höchsten arkadischen
Kuppen sich erheben. Kahle Felsberge sind es, steinig und waldlos;
wo sich von den grauen Kalksteiuwänden Blöcke gelöst haben,
sieht man große rostbraune Wunden. Die Linien der Berge aber
haben jenen wunderbaren harmonischen Rhythmus, der Griechen-
land eigentümlich ist, als hätte eine Meisterhand jeden Hügel und
Gipfel liebevoll geformt und durchgearbeitet, bis er zu vollendeter
Geltung käme.

Im Süden greift das Meer in einer breiten gerundeten Bucht
in die Ebene ein. Aber damit auch hier der Abschluß nicht fehle,
die Bucht wie ein Binnensee erscheine, legt sich als breiter Riegel
ein Vorgebirge quer vor unsere Blicke. Es sind die letzten Aus-
läufer der östlichen Bergkette. Am Ende liegt, flach in die Bucht
vorgestreckt, ein mäßig hoher Fels (85 m ü. M.), der noch den alten
türkischen Namen Itsch-Kaleh (Innenfestung) führt, im Süden
und Westen ganz steil ins Meer abfällt, nur im Norden der modernen
Stadt Nauplia eine schmale Strandfläche bietet (Taf. II). Auf seiner
Kuppe trägt er über den Mauerresten des hellenischen Nauplia die
zerfallenden Befestigungen venezianisch-türkischer Zeit, welche einst
auch das Gebiet der modernen Stadt einschlössen. An den wenigen
verschonten Stücken droht noch in marmornem Relief der Löwe
von San Marco.

Ein flacher Sattel führt vom Itsch-Kaleh zum sehr viel höher
ragenden Felsenberg des Palamidi, dessen Gipfel ( 225 m ü.M.)
ebenfalls eine venezianische Festung krönt. Heute steht sie leer;
vor kurzem noch bildete sie eines der gefürchtetsten Gefängnisse
von Griechenland; im Zickzack steigt auf vielen hundert Stufen
der Leidensweg zu ihr hinauf.
 
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