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Auktionshaus Albert Kende <Wien> [Hrsg.]
Gemälde hervorragender Meister 15. - 19. Jahrhundert, kostbare antike Kunstgegenstände aus drei Wiener Sammlungen: Versteigerung: Montag, den 30. März 1925 (Katalog Nr. 79) — Wien, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.15284#0009
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R W O R T

Die vorliegende Kollektion umfaßt drei Wiener Sammlungen, welche Jahrzehnte
währende, unendlich verständnisvolle Sammeltätigkeit ins Leben rief. Vornehmlich
die alten Meister wurden in jener Zeit zusammengetragen, da Wien mit Recht als
eine Kapitale feinster Kultur in der Welt galt. Besondere Schätzung erfuhr hier die
niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Neben den großen Sammlungen des
Kaiserhauses und der Hocharistokratie enthielten auch die Kabinette der Patrizier
erlesene Stücke dieser Kunst. Die berühmte Galerie Gsell, reich an Kunstwerken
vornehmster Art, wurde versteigert, ein Teil ihrer Niederländer bilden den Grund»
stock unserer Kollektion. Diese Kabinettstücke, die lange voll Liebe und Begeisterung
gehütet wurden und den besonderen Stolz ihrer Besitzer bildeten, kommen nunmehr
auf den Markt.
Eine Anzahl von Edelschöpfungen niederländischer Landschaftskunst möge hier
zuerst gewürdigt werden. Allüberall, ob in Haarlem, Utrecht, Leyden oder Amster»
dam, spürte man den Geheimnissen der Landschaft nach, wollte man ihre wechseln»
den Stimmungen erjagen, wollte man die Probleme von Luft, Licht und Schatten
richtig erfassen.
Die stark von Hobbema beeinflußte Landschaft von Jan Hackaert, Nr. 53, bedeutet
wohl einen Höhepunkt dieses Strebens, daneben ein Goyen, Nr. 52, dessen Nebel»
ton fein von Sonne durchleuchtet ist.
Nicht minder bemerkenswert ist ein düsterer, an van der Neer gemahnender
Rombouts, Nr. 64, weiters eine Viehweide von Du Jardin, Nr. 56, und zwei
Werke des Haarlemers Jan Wouverman, Nr. 78 und 79, mit impressionistischen
Licht» und Farbenwirkungen. Gleichfalls aus Haarlem, dem Herzen Hollands, ent»
stammt Guilom Dubois, Nr. 47, mit einer in Gold»Braun gehaltenen Helldunkel»
landschaft, ähnliches Clair»Obscur bei seinen Landsleuten RoelantdeVries, Nr. 75,
und Cornelis Decker, Nr. 45.
Von dem Utrechter Claude de Jongh, Nr. 57, sehen wir eine in grau»blauen
Tönen gehaltene, höchst eigenartige Stimmungslandschaft. Die niederländischen Sitten»
maler sind durch David Teniers dem Jüngern, Nr. 72, einem Genrebild voll
Humor und Feinheit der Farbengebung, besonders gut vertreten, ferner durch den
 
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