ADOLF VON HILDEBRAND RELIEF
Ausstellung der Berliner Secession
DIE FÜNFZEHNTE AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
Von Robert Schmidt
An den Anschlagsäulen Berlins prangt wieder
das prächtige Plakat von Th. Th. Heine
mit dem schwarzen Bären und der grünen
Frau: die Secessionisten wollen wieder ein-
mal Rechenschaft ablegen von dem, was sie
im Verlauf eines Jahres gearbeitet haben, wie
sie sich entwickelt, welche neuen Werte sie
gefunden haben. Im großen und ganzen sind
es die von den letzten Ausstellungen her be-
kannten Namen, denen wir im Katalog be-
gegnen, aber natürlich hat sich auch diesmal
die Secession eine Anzahl von Gästen ein-
geladen aus dem Reich und von außerhalb,
namentlich aus Paris. Nach dem Sprichwort:
„Sage mir, mit wem du umgehst, so will ich
dir sagen, wer du bist", sollte man glauben,
auf eine gewisse innerlich gefühlte Wesensver-
wandtschaft zwischen den Gastgebern und den
Gästen schließen zu können, und man muß
also annehmen, daß die Secession ihr eigenes
künstlerisches Niveau nach dem taxiert, was
sie für würdig befindet, in ihre Reihen auf-
genommen zu werden.
Wer sind nun die Geladenen? Auf der
einen Seite ist's ein großer Toter, dessen
Werk wir schon einigermaßen mit histori-
scher Objektivität übersehen können: Wil-
helm Leibl. Mehr als ein Saal ist ihm ein-
geräumt, und Skizzen, Studien und ausge-
reifte Bilder geben einen köstlichen kurzen
Ueberblick über sein ganzes Schaffen. Und
wieder staunen wir voller Hochachtung über
den enormen künstlerischen Ernst und diese
unerbittliche Strenge sich und dem Objekt
Die Kunst für Alle XXIII. : 15. Juni 1908
409
53
Ausstellung der Berliner Secession
DIE FÜNFZEHNTE AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
Von Robert Schmidt
An den Anschlagsäulen Berlins prangt wieder
das prächtige Plakat von Th. Th. Heine
mit dem schwarzen Bären und der grünen
Frau: die Secessionisten wollen wieder ein-
mal Rechenschaft ablegen von dem, was sie
im Verlauf eines Jahres gearbeitet haben, wie
sie sich entwickelt, welche neuen Werte sie
gefunden haben. Im großen und ganzen sind
es die von den letzten Ausstellungen her be-
kannten Namen, denen wir im Katalog be-
gegnen, aber natürlich hat sich auch diesmal
die Secession eine Anzahl von Gästen ein-
geladen aus dem Reich und von außerhalb,
namentlich aus Paris. Nach dem Sprichwort:
„Sage mir, mit wem du umgehst, so will ich
dir sagen, wer du bist", sollte man glauben,
auf eine gewisse innerlich gefühlte Wesensver-
wandtschaft zwischen den Gastgebern und den
Gästen schließen zu können, und man muß
also annehmen, daß die Secession ihr eigenes
künstlerisches Niveau nach dem taxiert, was
sie für würdig befindet, in ihre Reihen auf-
genommen zu werden.
Wer sind nun die Geladenen? Auf der
einen Seite ist's ein großer Toter, dessen
Werk wir schon einigermaßen mit histori-
scher Objektivität übersehen können: Wil-
helm Leibl. Mehr als ein Saal ist ihm ein-
geräumt, und Skizzen, Studien und ausge-
reifte Bilder geben einen köstlichen kurzen
Ueberblick über sein ganzes Schaffen. Und
wieder staunen wir voller Hochachtung über
den enormen künstlerischen Ernst und diese
unerbittliche Strenge sich und dem Objekt
Die Kunst für Alle XXIII. : 15. Juni 1908
409
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