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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Von Ausstellungen - Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0449

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NEUE KUNSTLITERATUR

Reihe anderer gesellt, und so ist denn das Leip- Schreibers hält die Mitte zwischen einem Galerie-
ziger Museum im Laufe von 70 Jahren zu einer Katalog und einer ausführlichen Beschreibung,
achtunggebietenden Sammlung, vor allem auf dem Er erzählt alles kunsthistorisch Wissenswerte von
Gebiete der modernen Kunst, angewachsen, so daß dem Bilde, gibt die Maße, die Inschriften, die
es im Kreise der deutschen Museen einen hervor- Literatur und eine beschreibende Charakteristik
ragenden Platz einnimmt. Dessen wird man sich des Kunstwerks, die bald länger, bald kürzer aus-
von neuem bewußt, wenn man das neue Werk durch- gefallen ist, je nach der Bedeutung des Werks
sieht, das soeben der Direktor des Museums Theo- und wohl auch nach dem größeren oder geringeren
dor Schreiber im Auftrage des Rates der Stadt Interesse, das der Verfasser dem einzelnen Werke
Leipzig im Verlag von F. Bruckmann A.-G. ver- entgegenbringt. Dieser Text hat Anlaß zu einem
öffentlicht hat. Ein Vergleich mit dem Werk über Streit zwischen Dr. Georg Biermann und Prof.
die Leipziger Galerie, das Dr. Vogel 1892 veröffent- Schreiber gegeben. Biermann verlangt, der Text
licht hat, zeigt einmal, wie viele und bedeutende hätte die Geschichte der Kunst, die im Leipziger
Kunstwerke das Museum seitdem hinzuerworben Museum wenigstens für das 19. Jahrhundert ein
hat und dann wieviel besser in diesen wenigen wirkliches geschlossenes Bild darstelle, zur Ge-
Jahren die Vervielfältigungstechnik geworden ist. schichte der Sammlung und jener Zeit und diese
Allerdings legte jenes Werk den Hauptwert auf die wiederum zum einzelnen Kunstwerk in Beziehung
Geschichte des Leipziger Museums, wozu dann bringen sollen. Mir erscheint das bei einem solchen
außer den Textabbildungen 28 Tafeln beigegeben Bilderwerke ganz überflüssig, denn Kunstgeschichten
wurden, während das Schreibersche Werk ein Bilder- des 19. Jahrhunderts gibt es nachgerade genug; will
werk sein sollte. Es enthält demgemäß 84 Tafeln man aber durchaus eine solche Biermannsche »an-
nebst einer kurzen Einleitung und einem knappen gewandte« Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts
Text zu jedem Bilde. Den Nachbildungen gebührt haben, so soll sie ein kleineres Format mit zahl-
volle Anerkennung; auf Grund von Aufnahmen, die reichen kleineren Illustrationen haben. Es steht gar
unter Schreibers persönlicher Leitung mit großer nichts im Wege, daß Dr. Biermann ein solches nach
Sorgfalt und künstlerischem Verständnis gemacht den Werken von Vogel und Schreiber veröffentliche,
worden sind, zeigen sie die Originale klar und mit Auch der andere Vorwurf, Schreiber habe nur Ka-
sicherer Abwägung der Tonwerte; sie bieten das talognotizen beigebracht, ist in dieser Allgemeinheit
Beste, was man beim Stande der gegenwärtigen unberechtigt. Die weitaus meisten Begleittexte
Technik von solchen Nachbildungen erwarten darf. — bis zu 80 Zeilen! — bieten weit mehr zur Hin-
Auch die Auswahl der Kunstwerke erscheint durch- führung an das Werk und zwar nicht in Form von
aus sachgemäß. Etwa der dritte Teil der Tafeln ist Notizen, sondern in zusammenhängender Darstellung,
deralten Kunstge- Und wenn man
widmet; wir sehen auch einzelne die-
da vom Meister ser Texte bemän-
Francke und Jan geln könnte, so
van Eyck an die liegt doch kein
wichtigsten der al- Grund vor, das
ten deutschen und Werk seiner Ten-
holländischen Bil- denz nach für ver-
der, die teils aus H fehlt zu erklären
den Leipziger Kir- K4 j und zu behaupten,
chen, teils aus den »dieses im Auf-
Privatsammlun- trage des Rates der
gen in das Muse- Stadt Leipzig aus-
um übergegangen geführte Werk ge-
sind; zwei Drittel nüge nicht den An-
sind der moder- Sprüchen und Er-
nen Kunst gewid- Wartungen, die je-
met von Chodo- >i_ \ der Kunstfreund
wiecki und Graff an ein solches
an bis auf Böcklin, Buch über sein
Liebermann,Uhde, Museum zu stel-
Lenbach, Meunier, len berechtigt sei«.
Thoma, Leibi und Auch ein Bilder-
Max Klinger, der buch mit beglei-
als Leipzigs be- tendem Texte —
deutendsterKünst- so nennt Dr. Bier-
ler vom Leipziger , =\ mann das Schrei-
Museum ja mit be- bersche Werk —
rechtigtem Stolze ist keineswegs et-
gepflegt wird und was Verächtliches,
demgemäß in dem H l&jaj^r JHH Mindern hat seine
Werke mit fünf |H| volle Berechti-
Tafeln, einem aus- i'fAtfTii^ttrfifiBnraffiinr gung. Ich bin über-
gezeichneten Drei- zeugt, daß dieses

Werk über das

blauen Stunde und HH Leipziger Museum

der schwarz-wei- ^^J^ recht vielen Kunst-

ßen Wiedergabe freunden vollauf

seiner vier plasti- rudolf jettmar der dichter (Radierung) genügen und Freu-

schen Werke be- de bereiten wird.

dacht ist. Der Text Fruhjahrsausstellung der Wiener Secession p Sch.

Redaktionsschluß: 28. April 1908 Ausgabe: 14. Mai 1908

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwarte. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G. — Beide in München
 
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