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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 3.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8033#0061
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München, )um (896.

Ur. ö.


^(unstgewerbliche

«M

Beiblatt zur

ZeiWifi dks daßkr. Kunstgkwkrßk-Zkkkins.

Lerkündigungbölalt des 8eröandes deutsSer Kunsigeweröe-Zereine.

Bezug der „Zeitschrift" sanrnrt der „Aunstgewerblicheir Rundschau": Durch den Buchhandel, die ssost oder die verlagshandlung R. Vldenbourg in München, Mk. l6
p. a.; die Mitglieder des Bayer. Aunstgewerbe-Vereins (Iahresbeitrag Mk.) erhalten die „Zeitschrift" sainmt der „Aunstgewerblichen Rundschau" unentgeltlich. — Die „Zeitschrist"

erscheint jährlich in Monatsheften.

L)erausgeber: Bayer. Runstgewerbe-Verein (s)fandhausstraf;e 7). — Redaktion: j)rof. §. Gmelin (Luisenstraße (8).

Drnck und Verlag von R. Vldenbourg in München, Glückstraße >


yt- Bberlicht-Verglasung. Vso der wirkl. Größe.

Dcr LmWß dks SMlkscmtzlafts.

von Glasmaler Rarl lllc, Ntünchen; init Abbildungen (Z;—I8) von demselben.

y^W>^,u besserem Verständniß dafür, daß Bpaleseentglas einen
Linfluß auf die lserstellung bunter Glasfenster auch in
Deutschland ausübt, dürfte hier ein kurzer Ueberblick über
die Entwickelung der Glasmalereitechnik am jdlatze sein.

^ Die Glasmalerei ist nach nnseren Begriffen aus der
Uunstglaserei entstanden; denn bei den ersten bunten Glasfenstern alter
Zeit wurden zunächst nur farbige Glasstücke ohne Bemalung zusammen-
gefügt. Lrst später kam das Anfmalen von Lontouren mit Schwarz-
loth und das Schattiren mittels Grisaillefarben hinzu. Die verwen-
deten Gläser waren durch und durch gefärbt; schon im Jahrhundert
wurde das Ueberfangen weißen Glases mit farbiger Fritte, sowie das
Auftragen des sogenannten Runstgelbes und weiterer Glasfarben er-
funden. Aber bis gegen Lnde des ^s. Iahrhunderts geschah die An-
wendung dieser Farben und Flüsse nur in beschränktem Ulaaße. Ukehr
und mehr trat dann in der Wappenmalerei das Bestreben auf. mehrere
Farben auf eine weiße Glastafel aufzutragen. Damit ging die Glas-
malerkunst, die sich zu einer hohen Stufe der vollendung erhoben
hatte, langsam ihrem verfall entgegen. An Stelle der Leuchtkraft und
Farbenxracht früherer Glasgemälde trat eine Nachahmung von Bel-
gemälden in stumxfen bräunlichen Farbtönen ein. Die Ieit des Barock
und Rocoeo mit ihrer Sucht nach lichten Räumen ließ nur noch ver-

einzelte Glasmalereien in grauen und gelben Tönen entstehen, bis
gegen Ukitte dcs ;8. Jahrhunderts die Glasmalertechnik ganz in ver-
gessenheit kam.

Dem Nürnberger Ukeister Sigismund Frank, welcher ;80-l sein
erstes Glasbild herstellte, verdanken wir die lviedererweckung dieser
schönen Aunst. Leider hat jedoch die im vorigen (Zahrhundert erfun-
dene Porzellamnalerei auf Frank's Bestrebungen und diejenigen seiner
Nachfolger einen sehr unglücklichen Linfluß geübt. Ukan malte zu
viel. vor Allem aber war das glatte Glasmaterial, das damals zur
verwendung kam, wenig für die Lntfaltung dieser Aunst geeignet.
Die Lrkenntniß, daß ein rauhes, ungleichmäßig gefärbtes Glas den
Glasgemälden höheren Reiz verleiht, brach sich zwar allmählich Bahn
und wurde in dieser Richtung immer Vorzüglicheres geleistet, aber zu
etwas Neuem konnte man sich nicht aufschwingen. UUt lferstellung
der Ueberfanggläser, des Antikglases, sowie dcs gegossenen Aathedral-
glases wurde es jedoch möglich, Glasfenster zu schaffen, die den herr-
lichsten Schöxfungen alter Zeit nicht nachstehen. Als die besten Merke
sind hier wohl diejenigen zu bezeichnen, die stch auch in der Zeich-
nung an alte Muster anlehnen. Lin gewisses Stilisiren, ein Anxassen
an die Technik ist, wie in anderen Fächern, auch in der Glasmalerei
unerläßlich, wurde aber nur allzu häufig in der Neuzeit vernachlässigt.

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Zeitschrist des bayer. Kunstgewerbe-Vereins München.

^896. Runstgewerbliche Rundschau Nr. 6. (Bg. 1.)
 
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