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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 3.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8033#0083
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thinnes, aus einer Ieit, da die einzelnen Glieder des Volkes so in-
einander hineingewachsen waren, daß ein Gefühl der Zusammen-
gehörigkeit entstand, das wir mit wcitaus mehr Recht Natioualbewußt-
sein nennen können, als den Zchatten dieses Begriffes, den wir heute
mit diesem Namen belegen. Im ethnologischen 5inne des Wortes
deutsche Stämme mit deutscher Gefühlsrichtung sind es, die die em-
pfohlene Runst gemacht haben, indem sie auf dem gesunden Acker
deutschen Nolksthums die Aunst brachen, die sälschlich sür amerikanische
oder für englische Aunst ausgegeben wird. So weit ist es mit der
Lntnationalisirung bei uns schon gekömmen, daß selbst manche von
denen, die sich gern als Führer der Bewegung betrachtet wissen wollen,
nicht mehr zu erkennen vermögen, was Art von unserer Art ist. Im
lhinblick auf dcn jda-
riser wettkampf der
Wende des Iahrhun-
derts entsteht für uns
die keineswegs leichte
Aufgabe, eine Aunst
zu schassen, von
der man rückhalt-
los sagen kanni
„das ist dentschl"
in derselben Weise,
wie man sagt: das
ist französisch, das ist
englisch.

Man hat von dem
lvundergarten der
deutschen Lxrache ge-
sxrochen; es gibt auch
einen Wundergarten
der deutschen Aunst,
der so schön, so be-
rauschend schön ist, daß
er eine Gruxxe mit-
fühlender Nenschen
wohl in Lntzücken und
Begeisterung versetzen
kann. Aber der Lin-
gang zu ihm ist schwer
zu finden; viele sind berusen, durch
aber find dazu auserwählt und am

;2S. Linband in Ledermosaik von R. Wiener.

ihn einzugehen, nur wenige
wenigsten die, die sich am
meisten dazu berusen wähnen. Runstförderung ist nicht mit dem lhirn
und mit dem leeren Morte zu machen, sondern sie wird nur aus der
Seele, aus der vollen, uneigennützigen, durch keine xersönlichen Motive
ünd ehrgeizigen Regungen erfüllten 5eele gemacht. Man hat das in
Deutschland nicht überall beachtet, und doch ist es Angesichts des Iahres
zAoo dringend nothwendig, darauf hinzudeuten. lvo bliebe die künst-
lerische Ligenart und Größe des lllünchener Aunstgewerbes, wenn es
nicht mit deutscher- Treue verstanden hätte, auf heimischem Boden zn
bleiben und hier die Frncht zu seiner Nahrung zu suchen, und was
ist aus der babylonischen Schöne geworden, die an allen sremden
Thllren ankloxfte? Man hat allenthalben laut die Kunst lvallot's
und seiner taxferen Mtarbeiterschaar, unter ihnen Rieth, Vogel u. A.,
man hat ebenso laut eine glücklicher lVeise nicht mehr so ganz kleine
Schaar von Aünstlern, die aus der Baukunst in mehreren Städten

Deutschlands hervorgegangen sind, gepriesen. Das Beste an ihnen ist
deutsche Aunst, mit deutscher 5eele geschasfene Aunst. Das ksohelied
dieser Aunst ist vor dreißig und vierzig Iahren manchmal gesungen
aber wieder vergessen worden, ihre Erkenntniß ist in uns noch zu jung,
aber sie ist da. Uud darin liegt das destructive und schädliche Beginnen
der Amerika- und Lnglandschwärmer, daß sie diese keimende Lrkenntniß,
die zu sördern unsere ganze Ausgabe sein müßte, zerstöreu. Nicht aus
diabolischer Zerstörungslust, wie willig anerkannt werden soll, sondern
aus mangelhaftem Lmpfindungsvermögen und aus Unkenntniß. Aber
ist das Uebel darum kleiner?

Friedrich der Große schrieb einmal an Voltairei „Line lfaupt-
quelle des Lleuds ist diese, daß die Ulenschen nicht an ihrer rechten

Stelle sind; mancher
Prediger würde besser
ein Pächter, mancher
Staatsmann ein 5tall-
meister und nrancher
Lardinal ein Aüster
geworden sein." lvie
oft stehen an unseren
leitenden 5tellen und
an den exxonirtesten
Stellendeswirthschaft-
lichen und künstleri-
schen Nationalitäten-
kampfes die unrechten
Ulänner. An einer
Stelle, die einen gan-
zen Nlann der That
verlangt, steht ein
lNann des lVortes
und umgekehrt.

pl-rcs ist ein prakti-
scher Grundsatz, dessen
strenge Befolgung zu
einem guten Theil zu
den Lrfolgen Lng-
lands auf wirthschaft-
lichem und künst-
Der lVettkampf, der uns an-
daß er in seinen vor-

Klmie W

iereme.

Museen.

Meisterkurse an der großh. Landesgewerbehalle m Larlsruhe.
Ein bemerkenswerthes und nachahmenswerthes Beispiel zur Förderung
der lhandfertigkeit der Uieister hat die dem xraktischen Gewerbeleben
schon von so großem Nutzen gewesene Landesgewerbehalle in Aarls-
ruhe durch Linrichtung von Uleisterkursen gegeben, in welchen die
Uleister die ihnen noch sremden Fortschritte aus ihrem engeren Fach-
gebiete in theoretischer und xraktischer lfinsicht sich aneignen können.
An der genannten Anstalt haben im letzten lvinter stattgefunden

lerischem Gebiete beigetragen hat.
geboten ist, ist kein leichter. löosfen wir
bereitenden wie in seinen ausführenden Stadien die rechten Ulänner
an der rechten Stellc fiude. Deutschland hat auf der französischen
lVeltaüsstellung des Iahres ;yoo viel zu gewinnen und viel zu ver-
lieren. lVirthschaftliche und ideale Jnteressen kommen in den schärfsten
lVettbewerb. Und wenn ein großer Staatsmann sagte, es sei die
Tasche eines Volkes der wahre 5itz seines Lmxfindens, durch sie wäre
es vielen lvahrheiten zugänglich, die man ihm im lvege eines an-
deren Brganes nicht beibringen könne, so ist das eine lvahrheit, die
auf weiser Erfahrung beruht. Nlan sollte sie nicht übersehen. In
den wirthschaftlichen Aämpfen unserer bewegten Tage tritt die Er-
kenntniß immer mehr hervor, daß aller Jdealismus in der Tasche
seinen 5itz hat. Nlan mag das beklagen, aber die Thatsache dieser
lvahrnehwung ist nicht anzugreifen. Darum gehet hin und handelt
danachl —

ulen. Msstellungell rc.

Uleisterkurse sür Zimmermalcr Theilnehmer), für Derorationsmaler
(gleichfalls ;; Theilnehmer), für Einrichtung elektrischer Leitungen und
Anlegung, sowie Untersuchung von Blitzableitern (2; Theilnehmer),
für 5chreiner (8 Theilnehmer) u. s. w. Ueber die 5trebsamkeit aller
Theilnehmer konnten erfreulicho lvahrnehmnngen gemacht werden.

_Deutsche Bauzeit.

Das Steiermärkische Landesmuseum Uoanneum in Graz hat
kürzlich seinen 8-t- (Zahresbericht xro x8A5 veröffentlicht. Däs wichtigste
von demselben angeführte Ereigniß ist die Lröffnung des neuen

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