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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 3.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.8033#0102
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aus tfolz, Lostüme (vollständigo Anzüge nebst den entsprechenden
Zxecialsaininlungen von löalstiichern, Ledergürteln u. s. w.); Aiusik-
instrumente; Gegenstände der keramischen Industrie, Bucheinbände,
Textilarbeiten u. A. m. — lservorzuheben ist, daß die Gegenstände
zum Zwecke des Studiums sehr bequem ihrem Standorte zu ent-
nehmen sind, an dem viele in sehr xraktischer lVeise durch federnde
Alammern festgehalten werden.

Die aus der Schaffung des Museums erwachsenen Aosten wurden
größtentheils durch das Land Lteiermark, sodann aus Bubventionen
des k. k. Mnisteriums für Lultur und Unterricht und durch die steier-
märkische Sparkafse bestritten.

Das unter dem Protectorate des Lrzherzogs Larl Ludwig
stehende Museum Francisco-Larolinum in Linz, der schon
über so Iahre bestehende Verein, dessen Sammlungen, sowie dessen
Archiv und Bibliothek die Früchte langer und ersxrießlicher Thätigkeit
einer Reihe von vaterlands-
liebenden Männern sind, ist
mit seinen reichen Bestän-
den in sein neues kseim ge-
zogen. — Das Museums-
gebäude wurde nach dem
gewählten Loncurrenzpro-
jecte der bserren van Els
und Bruno Schmitz in
Düsseldorf unter der Leitung
des Architekten bsermann
Rrakowizer errichtet. Der
charakteristische Bchmuck, den
das ksaus in dem figuren-
reichen, unter dem lhauxt-
gesimse herumlaufenden
Friese besitzt, wurde von
dem Bildhauer sdrofessor
Melchior zur Strassen
in Leipzig mit Beihülfe
seiner Schüler A. Lehnert
und L. Seffner geschaffen
und von dem LeipzigerBild-
hauer Rud. Löllen in
Sandstein ausgeführt. Der
Freskenschmuck im Iunern
stammt von dem oberöster-
reichischen Maler Franz At-
torner. Derselbe Künstler
schuf auch die malerische
Ausstattung des lVaffen-
saales nach dem Lntwurfe
des Architekten Fr. 5chief-
thaler.

Der Bau begann im
Iahre und wurde bis
auf die innere Linrichtung ^8. Geschmiedetes Laubwerk (^8. Jahrh.).
im Jahre ;8I2 vollendet. »

Der Lharakter der Bammlungen geht aus dem Zwecke des
Museumvereins hervor: der „Förderung der Landeskunde des Lrz-
herzogthums Vesterreich ob der Lnns sowohl in geschichtlicher, litera-
rischer und culturhistorischer, als auch in naturwissenschaftlicher Be-
ziehung".

An dieser Stelle soll nur auf den Jnhalt der für das Aunst-
gewerbe wichtigen Gruxxen hingewiesen werden. Diese sind: Die
xrähistorischen Sammlungen. Sie enthalten nur Funde aus
Gberösterreich; jdfahlbauten- und Landansiedelungsfunde aus der
jüngeren Steinzeit, Arbeiten aus der Broncezeit. Line große Anzahl
von Gegenständen aus der lqallstädter periode in typologischer An-
ordnung; genaue lqandzeichnungen (lvandtafeln) erklären ihre Fund-
situation. — Die Sammlung von Gegenständen römischen
llrsprungs. Arbeiten aus Bronce, Lisen, Silber, Gold, Bein, lsorn,
Stein (Ldel- und lfalbedelsteinen rc.), Glas, gebranntem Thon u. s. w.

— lvaffen aller Art. Ungefähr Z3vo Stück, vom q,. Jahr-
hundert kis zur Neuzeit vertreten. Schutz- und Angriffswaffen, Pferde-
geschirre, Feuerwaffen der verschiedensten Art bis zu den modernen
Tyxen. Lin großer Theil der lvaffensammlung stammt aus dem Ver-

mächtniß des verstorbenen k. k. lsofraths Ritter v. Az. — Line (als
solche besonders bezeichnete) kunstgewerbliche Sammlung: Er-
zeugnisse aus verschiedenen Metallen, Gläser und keramische Arbeiten,
mit Rücksicht auf Material und Technik systematisch geordnet. —
Musikinstrumente (Saiten- und Blasinstrumente). — Schnitz-
arbeiten aus lsolz, Llfenbein rc.; Mobilien. Lin Zimmer mit
gothischer Linrichtung (aus dem genannten Vermächtniß des
lfofraths v. Az). — Die Sammlüng von Bildwerken der
kirchlichen Aunst. Theile von Altären; Reliefs und andere
xlastische Arbeiten, bemalte Tafeln u. A. m. — Trachten und Be-
kleidungsgegenstände (einschließlich von Airchenornaten). — Dis
Münzen- undMedaillensammlung. Im Ganzen 2; 7AS Stück,
darunter aus oberösterreichischen Funden stammende Münzen,

antike und solche des Mittelalters und der Neuzeit. Ferner Siegel
und Siegelabdrücke; Abdrücke von Gemmen u. s. w.

Als ein in seiner Art
selbständiges Museum ober-
ästerreichischer Volkskunde
finden wir endlich noch eine
Bauernwohnung, die
einer Stiftung des ober-
österreichischen akademischen
Vereins „Germania" ihre
Lutstehnng verdankt. Diese
lvohnungschufnach authen-
tischen vorbildern Architekt
R. Ieblinger im Ein-
vernehmen mit dem Leiter
des Museums, dem k. k. Lon-
servator Ios. Straberger.
Sie besteht aus drei Räu-
inen: dem Vorraum (einer
gleichen Localität im Meß-
nerhause zu Burgkirchen
nachgebildet); aus einer
Gaststube, wie solche noch
in alten Tavernen des Lan-
des vorkommen, mit dem
lherrentisch in einem erker-
artigen Linbau; endlich aus
dem „Stübel", das Schlaf-
und lvohnzimmer des Be-
sitzers vorstellend. Line
große Anzahl originaler
bsausgeräthe, in gebräuch-
licher Meise an Grt und
Stelle, vervollständigt die
Sammlung, die noch fort-
während vermehrt wird.

Das Aaiser Franz
Iosef-Museum für
Gezeichnet von Fr. Stangen, Aöln. Uunst und Gewerbe

in Troxxau. Die Auf-
gabe dieses unter dem Protectorate des regierenden Fürsten Iohann II.
von und zu Liechtenstein stehenden Iustituts ist „die technische
Vervollkommnung und künstlerische Veredlung der heimischen gewerb-
lichen Arbeit und die Verbreitung von Geschmack und Aunstsinn in
der Bevölkerung Schlesiens zu fördern". Seine Sammlungen sind mit
besonderer Rücksicht auf die in Schlesien heimischen Industriezweige ge-
schaffen und sollen außer den Materialien und fertigen Lrzeugnissen
auch lverkzeuge, Axparate und Maschinen aufnehmen. Ls soll ferner
durch Vorbilder (Zeichnungen und Modelle) nützen, sowie durch eine
Bibliothek von lverken technologischen und kunstgewerblichen Jnhalts,
zusaminengestellt mit besonderer Rücksicht auf den schlesischen Gewerbefleiß.
Lndlich veranstaltet das Museum xeriodische Ausstellungen in- und
ausländischer Erzeugnisse der Aunst und des Gewerbes und wirkt durch
öffentliche Vorträge und durch Unterricht im Zeichnen und Modelliren.

Die Anregung zur Gründung des Museums gab im Iahre ;88t
der Reichsraths- und Landtagsabgeordnete Vr. Max Nenger; die
ersten Schritte zur Verwirklichung der ausgesxrochenen Jdee wurden
noch im selben Iahre von der ksandels- und Gewerbekammer
für Schlesien gemacht. Das jeweilige Präsidium dieser Kammer

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