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Schwarz an. Die polirte Goldfläche wurde nämlich entweder mit
schwarzer Farbe und Umbra in Lein- und Spicköl angerieben, oder
mit diesen beiden Farben unter Zugabe von Eierdotter in Wasser
abgerieben, öfters gleichmäßig überstrichen, und die Contouren dann
mittelst eines Stiftes aus Bein oder hartem Holze ausgravirt und
das Gold bloßgelegt. Zuletzt wurden diese Arbeiten mit gutem
Firnisse lackirt.
Manchmal wurde den fertigen Gegenständen, namentlich Rahmen,
kleineren Casetten, Truhen auch die Farbe des Schildpattes oder
der Corallen gegeben.
Zur Schildpattfarbe wurde der Gegenstand zuerst gefirnißt,
dann mit Lackfirniß, welcher zu gleichen Theilen mit Operment und
Mening gemischt war, überstrichen und mit Schachtelhalm abge-
schliffen. Alsdann wurden mit Drachenblut, Indigo, Umbra,
welche Farben gleichfalls mit Firniß angerieben waren, verschiedene
Flecke nach Art des Schildpattes aufgemalt, mit Schachtelhalm und
Bimsstein wiederholt geschliffen, mit Flanell oder Tuch abgericben,
die Arbeit einer gelinden Wärme ausgesetzt, öfters Glanzfirniß
aufgesetzt und schließlich mit Zinnasche, Baumöl und Juchtenleder
glänzend polirt.
Wollte man Corallenfarbe — häufig von den Holländern zur
Imitation japanesischer Maaren angewendet — erzeugen, wurde
das Holz wie oben mit Operment und Mening grundirt, alsdann
aber statt Drachenblut Zinnober mit Firniß gemischt aufge-
tragen, und dann nach wiederholten Firnißaufträgen geschliffen.
Möge diese kurze Skizze Anlaß zur Wiederaufnahme mancher
Technik geben!
Aus der früheren Blüthezeit der Münchener Kunst.
(Briefe des Herzogs Maximilian, mitgetheilt durch Herrn Professor
Mehmer.)
Erst in neuerer Zeit öffnen sich die Augen dafür, daß München'
schon vor Jahrhunderten eine Blüthezeit der Kunst erlebt habe.
Namhafte deutsche Forscher, Architekten und Künstler waren erstaunt
über die Denkmäler, Brunnen, Wand- und Deckendekorationen und
über die Fülle kunstgewerblicher Gegenstände, deren Ursprungsort
München war, Engländer und Franzosen haben Vieles für ihre
Museen und Prachtwerke nachgebildet. Wenn es zum deutschen
Nationalstolz gehört, auch auf das stolz zu sein, was die Vorfahren
Ursprüngliches und Schönes geschaffen haben, so hat auch München
Ursache zu diesem Stolz. Die hier von Herrn Prof. Meßmer
mitgetheilten Schreiben des kunstsinnigen Herzogs Maximilian von
Bayern, welche sich im kgl. Staatsarchiv befinden, zeigen, wie dieser
Fürst sich bis ins Einzelnste für seine Unternehmungen intcressirt
hat und sie werfen zugleich ein Licht auf die Herstellung künstlicher
Wandbekleidung u. s. w. in jener Epoche.
Staatsarchiv München B. 292/9 f.
Fol. 224.
Richard Haller, 8oc. Jesu, Beichtvater der Königin von Spanien
an Herzog Maximilian von Bayern.
1609 September 19.
. . . . . I. int. haben vernommen das man bei e. d. das
gips von allerlei färben arbeitte wie den marmel und auch
noch schöner und scheinbarer. Weil dani. mt. ein Oratorium
zue bawen vor der hant haben, haben sie mir gnedigst be-
volhen e. d. zue ersuechen: erstlich, das sie ir auf beigelegte
fragen wollen antwortten lassen, nachmals, das auch e. d.
etwan mit gelegenheit eines Fuggerischen curiers derselben
stein von allerlei färben gearbeitet, etliche schöne muster
hinein schicken wollen, ob schon solche nit gros und dick
das man doch die arten und apparenz des steins daraus ab-
nemmen künde.
Staatsarchiv München B. 292/9.
Fol. 254.
Herzog Maximilian von Bayern an den F. Richard Haller.
1609 Dezember 5.
Jüngst hab ich e. e. geschriben 1 und bericht geben auf
die uberschickte interrogatoria wegen der gips arbait, wie
die heiligend copi ausweist, weil aber solche schreiben auf
Mailand uberschickt worden und sich die occasion dis aigm
Spanischen curiers praesentiert, schick ich e. e. etlich muster
diser arbait, solche i. in. der königin haben fürzuweisen uud
und weil ich in zweifl setze ob des maisters in vorigem schrei-
ben angeregte son ein stark arbait wie in dergleichen Ca-
pellen ist ander die hand zu nemmen gewachsen genug sein
inechte, also ob woln ich selbs disen maister als jnventorem
der kunst, so sonst nirgends gefunden wird, nit gern von
handen lasse auch sonsten wol keinen indischen geschäht
hette jedoch weil ich nichts in mein gewalt damit i. mt. nit
so wol als mit irn selbs aignen Sachen zuschaffen und zu-
disponiren so wil ich den maister selben damit i. mt. desto
besser bedient seien auf künftigen sommer hinein schicken
do anderst i. mt. die arbait gcfellig ist, inmassen ich von
e. e. der künigin gemüts erklerung herüber gewertig sein wil.
München den 5. Decembris 1609.
Staatsarchiv München B. 292/9.
Fol. 252.
Antwort Herzog Maximilians von Bayern auf die durch R. Haller
überschickten Fragen.
1609 Dezember 24.
Erste frag. Ob gemeltes gips eben den schein oder
glanz bekomme wie der pallierte marmel oder ob dem eus-
serlichen ansehen oder gestalt nach ein underschid zu spüren
und was für ein underschid.
Antwort darauf. Der glanz und schein diser paste
ist so schön und vil schöner als ein marmel immer paliert
werden kan und also naturaliter imitiert, das wers nit wais
anderst nit glauben kan den es sei ain natürlicher stain wie
dan der kai. mt. stain arbaiter so zu Florenz und Prag viel
jar lang die schönen tisch von allerlei märmel und harten
stainen eingelegt, als er hie gewest die arbait nit allain nit
anderst als für rechte stain gehalten auch ein jedem mit
seinem namen genent sonder als es im hernach gesagt wor-
den durchaus nit glauben wollen, das es was anders als
rechte natürliche stain sein.
Andere frag. Obgleich wie von allerlai färben und
mixturen marmel zufinden also auch das gips auf dergleichen
mancherlai weis möge zuberait werden.
Antwort. Allerlai marmel, sie seint was färben und
aderen sie immer wollen kinden imitiert und gleichsamen
abconterfet werden das man anderst nit maint dan sie seien
von ainerlai perg gebrochen und nit allain märmbl sonder
auch kinden die harten stain imitiert werden als Jaspis lapis-
lasari und dergleichen inen auch der natürlich lustro und
glanz gegeben werden aber was transparent oder durchsich-
tig ist, als hyacinti, Amatissen und dergleichen, item auch
etliche märmbl so durchsichtig adern haben kinnit imitiert
werden dan der gips sich nit last durchsichtig machen.
Dritte frag. Ob solche arbait von gips werhaft und
starck als das sie nit leichtlich breche oder schaden bekomme
auch dem eussern schein und glanz nach und was derselben
fürnemblich zuwider.
Antwort. Ist werhaft dergestalt das wan nit etwas
schweres mit ainem gewalt daran geworffen oder gestossen
wird so bricht es nit halt sonsten da man so grob mit umb-
gieng mochte auch ain märbel zerstossen werden und seind
Schwarz an. Die polirte Goldfläche wurde nämlich entweder mit
schwarzer Farbe und Umbra in Lein- und Spicköl angerieben, oder
mit diesen beiden Farben unter Zugabe von Eierdotter in Wasser
abgerieben, öfters gleichmäßig überstrichen, und die Contouren dann
mittelst eines Stiftes aus Bein oder hartem Holze ausgravirt und
das Gold bloßgelegt. Zuletzt wurden diese Arbeiten mit gutem
Firnisse lackirt.
Manchmal wurde den fertigen Gegenständen, namentlich Rahmen,
kleineren Casetten, Truhen auch die Farbe des Schildpattes oder
der Corallen gegeben.
Zur Schildpattfarbe wurde der Gegenstand zuerst gefirnißt,
dann mit Lackfirniß, welcher zu gleichen Theilen mit Operment und
Mening gemischt war, überstrichen und mit Schachtelhalm abge-
schliffen. Alsdann wurden mit Drachenblut, Indigo, Umbra,
welche Farben gleichfalls mit Firniß angerieben waren, verschiedene
Flecke nach Art des Schildpattes aufgemalt, mit Schachtelhalm und
Bimsstein wiederholt geschliffen, mit Flanell oder Tuch abgericben,
die Arbeit einer gelinden Wärme ausgesetzt, öfters Glanzfirniß
aufgesetzt und schließlich mit Zinnasche, Baumöl und Juchtenleder
glänzend polirt.
Wollte man Corallenfarbe — häufig von den Holländern zur
Imitation japanesischer Maaren angewendet — erzeugen, wurde
das Holz wie oben mit Operment und Mening grundirt, alsdann
aber statt Drachenblut Zinnober mit Firniß gemischt aufge-
tragen, und dann nach wiederholten Firnißaufträgen geschliffen.
Möge diese kurze Skizze Anlaß zur Wiederaufnahme mancher
Technik geben!
Aus der früheren Blüthezeit der Münchener Kunst.
(Briefe des Herzogs Maximilian, mitgetheilt durch Herrn Professor
Mehmer.)
Erst in neuerer Zeit öffnen sich die Augen dafür, daß München'
schon vor Jahrhunderten eine Blüthezeit der Kunst erlebt habe.
Namhafte deutsche Forscher, Architekten und Künstler waren erstaunt
über die Denkmäler, Brunnen, Wand- und Deckendekorationen und
über die Fülle kunstgewerblicher Gegenstände, deren Ursprungsort
München war, Engländer und Franzosen haben Vieles für ihre
Museen und Prachtwerke nachgebildet. Wenn es zum deutschen
Nationalstolz gehört, auch auf das stolz zu sein, was die Vorfahren
Ursprüngliches und Schönes geschaffen haben, so hat auch München
Ursache zu diesem Stolz. Die hier von Herrn Prof. Meßmer
mitgetheilten Schreiben des kunstsinnigen Herzogs Maximilian von
Bayern, welche sich im kgl. Staatsarchiv befinden, zeigen, wie dieser
Fürst sich bis ins Einzelnste für seine Unternehmungen intcressirt
hat und sie werfen zugleich ein Licht auf die Herstellung künstlicher
Wandbekleidung u. s. w. in jener Epoche.
Staatsarchiv München B. 292/9 f.
Fol. 224.
Richard Haller, 8oc. Jesu, Beichtvater der Königin von Spanien
an Herzog Maximilian von Bayern.
1609 September 19.
. . . . . I. int. haben vernommen das man bei e. d. das
gips von allerlei färben arbeitte wie den marmel und auch
noch schöner und scheinbarer. Weil dani. mt. ein Oratorium
zue bawen vor der hant haben, haben sie mir gnedigst be-
volhen e. d. zue ersuechen: erstlich, das sie ir auf beigelegte
fragen wollen antwortten lassen, nachmals, das auch e. d.
etwan mit gelegenheit eines Fuggerischen curiers derselben
stein von allerlei färben gearbeitet, etliche schöne muster
hinein schicken wollen, ob schon solche nit gros und dick
das man doch die arten und apparenz des steins daraus ab-
nemmen künde.
Staatsarchiv München B. 292/9.
Fol. 254.
Herzog Maximilian von Bayern an den F. Richard Haller.
1609 Dezember 5.
Jüngst hab ich e. e. geschriben 1 und bericht geben auf
die uberschickte interrogatoria wegen der gips arbait, wie
die heiligend copi ausweist, weil aber solche schreiben auf
Mailand uberschickt worden und sich die occasion dis aigm
Spanischen curiers praesentiert, schick ich e. e. etlich muster
diser arbait, solche i. in. der königin haben fürzuweisen uud
und weil ich in zweifl setze ob des maisters in vorigem schrei-
ben angeregte son ein stark arbait wie in dergleichen Ca-
pellen ist ander die hand zu nemmen gewachsen genug sein
inechte, also ob woln ich selbs disen maister als jnventorem
der kunst, so sonst nirgends gefunden wird, nit gern von
handen lasse auch sonsten wol keinen indischen geschäht
hette jedoch weil ich nichts in mein gewalt damit i. mt. nit
so wol als mit irn selbs aignen Sachen zuschaffen und zu-
disponiren so wil ich den maister selben damit i. mt. desto
besser bedient seien auf künftigen sommer hinein schicken
do anderst i. mt. die arbait gcfellig ist, inmassen ich von
e. e. der künigin gemüts erklerung herüber gewertig sein wil.
München den 5. Decembris 1609.
Staatsarchiv München B. 292/9.
Fol. 252.
Antwort Herzog Maximilians von Bayern auf die durch R. Haller
überschickten Fragen.
1609 Dezember 24.
Erste frag. Ob gemeltes gips eben den schein oder
glanz bekomme wie der pallierte marmel oder ob dem eus-
serlichen ansehen oder gestalt nach ein underschid zu spüren
und was für ein underschid.
Antwort darauf. Der glanz und schein diser paste
ist so schön und vil schöner als ein marmel immer paliert
werden kan und also naturaliter imitiert, das wers nit wais
anderst nit glauben kan den es sei ain natürlicher stain wie
dan der kai. mt. stain arbaiter so zu Florenz und Prag viel
jar lang die schönen tisch von allerlei märmel und harten
stainen eingelegt, als er hie gewest die arbait nit allain nit
anderst als für rechte stain gehalten auch ein jedem mit
seinem namen genent sonder als es im hernach gesagt wor-
den durchaus nit glauben wollen, das es was anders als
rechte natürliche stain sein.
Andere frag. Obgleich wie von allerlai färben und
mixturen marmel zufinden also auch das gips auf dergleichen
mancherlai weis möge zuberait werden.
Antwort. Allerlai marmel, sie seint was färben und
aderen sie immer wollen kinden imitiert und gleichsamen
abconterfet werden das man anderst nit maint dan sie seien
von ainerlai perg gebrochen und nit allain märmbl sonder
auch kinden die harten stain imitiert werden als Jaspis lapis-
lasari und dergleichen inen auch der natürlich lustro und
glanz gegeben werden aber was transparent oder durchsich-
tig ist, als hyacinti, Amatissen und dergleichen, item auch
etliche märmbl so durchsichtig adern haben kinnit imitiert
werden dan der gips sich nit last durchsichtig machen.
Dritte frag. Ob solche arbait von gips werhaft und
starck als das sie nit leichtlich breche oder schaden bekomme
auch dem eussern schein und glanz nach und was derselben
fürnemblich zuwider.
Antwort. Ist werhaft dergestalt das wan nit etwas
schweres mit ainem gewalt daran geworffen oder gestossen
wird so bricht es nit halt sonsten da man so grob mit umb-
gieng mochte auch ain märbel zerstossen werden und seind