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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 4.1888/​95

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1. Heft
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Ein Jubiläumsgeschenk zur Vatikanischen Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0008
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Nr. 19.

golden auf dunkelblauem Grunde, mit den entsprechenden Umschriften,
vertheilt — gleichfalls eine Arbeit der kunstgeübten Nonnen von
Seligenthal. — Am oberen Rande dieses gestickten Tableau's springt,
von zierlichen Metallstützen-getragen, ein den ganzen Altar mit dem
zelebrirenden Priester überschattender Baldachin vor, der ringsum
mit reichen Behängcn dekorirt ist. Diese Behänge, mit goldenen
Quasten und Fransen besetzt, sind innen und außen mit dreißig aus
Goldstoff applizirten Cherubims geschmückt, an der Rückwand mit dem
Lamm Gottes und den vier spmbolischen Thieren der Evangelisten.
Jn diese mühsame, aber höchst ivirkungsvolle Stickerei theilten sich
die Klöster der armen Schulschivestern in Amberg, der Ursu-
linen in Straubing und der englischen Fräulein in Deggen-
dorf. Die innere Fläche des Baldachins, von den Clarissen zu
Regensburg ausgeführt, zeigt in reicher Goldstickerei auf farbigem
Grunde den Namen Mariä, umgeben von mehr als hundert Gold-
sternen auf meißem Seidenstoffe. — So ist durch das Zusammen-
wirken Vieler, angeregt durch die mächtige, hingebende Liebe zu dem
großen Papste, der jetzt den Stuhl Petri ziert, ein Werk entstanden,

Eur Jublläumsgeschenk zur Vatikanischen Ausstelluug.

würdig des wie ein „Licht ani Himmel" leuchtenden Vaters der
Christenheit.

Um den Altar auch für den Gottesdienst völlig brauchbar zu
machen, wurden die aus Metall zu fertigenden Geräthe ebenfalls im
Bereiche des Bisthums von kunsterfahrenen Meistern hergestellt, nüm-
lich die sechs Leuchter nebst Kruzifix, prächtig in Email ausgeführt
in der Werkstätte des Herrn I. Leser in Straubing, dann das
schön vergoldete Meßpult mit den päpstlichen Jnsignien, die Metall-
bekleidung der Leuchterbank und die Baldachinträger von der bekannten
Firma des Herrn I. Götz in Regensburg. Durch dieses pracht-
volle Geschenk wird nicht nur die Liebe und Anhänglichkeit der Diö-
zesanen von Regensburg an den heiligen Stuhl ihren glänzenden
Ausdruck finden, sondern auch die hohe Blüthe der kirchlichen Stick-
kunst und des Kunsthandwerks in den baperischen Landen vom Aus-
lande geziemend anerkannt iverden.

Aus Mallersdorf, 14. Oktober, ivird hierüber dem „Donau-
boten" geschrieben: Der großartige, für das Jubiläum des heiligen
Vaters bestimmte gestickte Altar hat hier zum ersten Male in seiner

Vollendung den bemundernden Blickcn gezeigt werden können, da die M
von den verschiedenen Klöstern angefertigten Theile nach Mallersdorf H7
geschickt und dort zusammengestellt werden nmßten um das die Mutter
Gottes mit dem Jesuskinde darstellendc gestickte Altarbild. Der Ein-
druck, den der ganze Altar macht, ist ein überwältigendcr und zu
gleich rührender, wenn man bedenkt, wie viele zarte Hände Tag und
Nacht sich aus liebevollem Herzen für den heiligen Vater abmühten,
um die unsäglich mühevolle Arbeit rechtzeitig fertig zu stellen. Trotz-
dem so viele sich völlig fremde Hände an dem Ganzen arbeiteten,
läßt dasselbe doch den einheitlichen Gedanken in keiner Weise ver-
missen; es liegt ein vollkommen harmonisches Meisterstück vor, welches
von dem deutschen Kunstfleiße eine ehrenvolle Probe ablegt und untcr
den aus der ganzen Welt eingesendet werdenden großen Geschenken
eine der ersten Stellen einnehmen dürfte. Der Arbeitswerth würde
allein sich auf 50,000 N. stellen, wenn man für jede Stickerin ein
Tagelohn von 3 N. ansetzen würde. Aus Nah und Ferne strömte
aber auch Hoch und Nieder herbei, um das Meisterwerk zu sehen
 
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