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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 4.1888/​95

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3. Heft
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Erklärung der Tafeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0036
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einm sür sich bestehenden Sockel, vvn welchem der
eigentliche, für dcis heilige Opfer bestimmte Altar-
tisch frei und unbelastet hervortritt. Die Gesimse
und Deckplatte wären in Kalk- oder hellem Sand-
stein auszuführen, die Flächen zwischeu Sockel
und Deckplatte aber mit dünn geschuittenen Platten
ans weißcm Marmor zu bekleiden. wie sie jetzt in
unseren mit Dampfsägewerken arbeitenden Marmor-
fabriken verhältnißmäßig sehr billig zu haben sind.
Die in dcr Mensabekleidung hier gezeichuete Orna-
mentik ist mit dunkler Farbe in die weiße Marmor-
platte vertieft eingelassen, so daß ihre Oberfläche
mit der Marmorfläche gleichmäßig polirt wird,
eine Technik, die in der italienischen Renaissance-
Periode häufig sich nndet, und,in neuester Zeit
von der Marmorwaarenfabrik Kiefer bei Kiefers-
felden (Oberbayern) mit vollendeter technischer
Fertigkeit hergestellt wird. Die eingelassene Farbe
(roth oder dunkelgrau, auch schwarz) wird eben sv
hart als Stein, und ist daher ein so dekorirter
Altartisch das Eleganteste und Dauerhafteste, was
sich herstellen läßt, und entspricht ganz den litnr-
gischen Anforderungen und der Würde des Gegen-
standes.

Tasel 130.

Rcnaissance-Altar für niedrigere Kapellen, mit
Statucn. Jn Bezug auf Styl, Herstellung und
Fassung dieses Altares gilt das für die vorher-
gehende Nummer Gesagte.

Tafel 131.

1. Muster zu einem gestickten Stabe, von einein
Meßgewande des 16. Jahrhunderts im Domschatze
zu Regensburg. Das Muster dieses Stabes ge-
hört schon der Renaissanceperiode an, und ist für
Ausführung in Äpplikationsarbeit bercchnet. Der
Grund ist goldgelber Seidenatlas, die Streifen,
Ranken und Blumen sind aus alten Seidenstoff-
resten und zwar applizirt, die Nähte der applizirten
Stoffe mit gedrehten Schnüren von blau und gold,
oder roth und gold cingefaßt. Dicser Stab läßt sich
nicht nnr für Meßkleider, sondern auch für Plu-
vialien, Dalmatiken und Antipendien verwenden, da
daS Muster sowohl als horizontales (lanfendes) Or-
nament, alS auch für stehende Streifen paßt. Jn
mancher Sakristei finden sich alte zerschlissene oder
sonst unbrauchbare Parameute aus alter Zeit, deren
braüchbare Reste herausgeschnitten sich prächtig zu

solchen Applikationsstickereien eignen, und zwar
viel besser als neue Stoffe mit ihren meist zu
grellen Farbentönen, während die Zusammenstellung
alter Stoffreste mit ihren milden. gebrochenen,
wenn auch etwas verblichenen Farben eine sehr
edle Gesammtwirkung erzielen lassen. Wie leicht
ließen sich auf diese Weise die alten Paramente
wieder kirchlich und künstlerisch verwerthen, statt
selbe um etliche Mark einem getauften oder un-
getauften AlterthumSjuden auszuliefern.

2. und 3. Muster für laufende Verzierungen
im romanischen Style, herzustellen in Tambourstich,
oder mit aufgenähten Schnürchen oder Litzchen.
Solche Friese sind leicht herzustellen, und dienen
als Verzierungen für Altardecken, Liiinen-Para-
mente, Todtentücher auf die Katafalke rc.

Tafel 132.

Rückseite. Muster zu einem großen Wand-
teppiche, im Style des 16. Jahrhunderts. Gar
yst kommt es vor, daß zur Dekorirung der Wände
des PreSbytcriums werthlose und doch theuere
Dekorationsstoffe, meist in Golddruck hergestellt,
angeschafst werden, die sich nach etlichen Jahrzehnten
alS werthlose Fetzen erweisen. Da ist es doch viel
lohnender, auf soliden Stofs, z. B. rothbraunen
oder olivengrünen Wollplüsch in einfacher, wirk-
samer Technik ein Muster anzubringen und so durch
Handarbeit dauerhafte Wandteppiche herzustellen.
Vorliegendes Muster würde dadurch wirkfam ge-
nug, wenn die Konturen z. B. in hellrother Seide
auf dunkelrothem Grunde im Tambour- oder Aopf-
stich aufgetragen würden. Freilich wäre die Wirkung
eine noch kräftigere, wenn die Kronen etwa aus
goldgelbem, die Blätter und Streifen in hellrothem
Seidenstoffe auf dunkler Unterlage applizirt, die
applizirten Stoffe mit golddurchwirkten Schnürchen
eingefaßt würden.

Tafel 132.

Romanisches Muster sür Tambourstich und
Applikationsarbeit, nach einer alten Borte in den
Gewändern des deutschen Kaiserornats gezeichnet.
Pfau grün, gold und blau, die Konturen mit Gold-
fäden hergestellt und die ganze Figur damit ein-
gefaßt; ebenso wäre auch die untere Borte in an-
derer Farbe, wie die obere Borte zu appliziren,
die schneckenartigen Linien in doppelten Goldfäden
herzustellen.

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