Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 4.1888/​95

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Erklärung zu den Tafeln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0072
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

Nr. 23

Erkläi'inig der Tafcln.

dünnem vergoldetein Silberdlech, in reicher Ab-
wechSlung geprügt. Jn der oberen Bordüre
sind auS mehreren Gvldblechen verschiedener Form
14 Rosctten gebildet, zwischen welchen die Brust-
bilder Christi, Mariä und vvn 11 Aposteln in
Perlen gestickt vertheilt sind. Jn den rothen
Seidenstreifen, welche diese obere Bordüre und
die beiden rundbogigen Arkadenreihen trennen,
sind eine Menge sotcher als Bnchftaben gc-
prägten und ausgeschnittenen Goldblechen von
10 — 12 mrn Höhe ausgenäht, welche aber
jetzt lückenhaft nnd nicht zusammenlesbar sind.
Jn den Arkadenbogen jedoch und den sie unter-
stützenden Säulen sind die Namen der unter den
Bogen stehenden Heiligcnfiguren vollständig aus
solchen geprügten Metallbuchstaben in die Perl-
stickerei, vermischt mit Rosetten eingesetzt.

Die Figuren stellen außer der Muttcr Gottes
und einigeu Aposteln, obglcich dieselben vollzählig
schon in der vberen Bordiire als Brustbilder vor-
kommen, meistens weibliche Heilige dar; auch
einige Martyrer befinden sich darunter. Bei der
germgen Hvhe der Figürchen zu circa 27 em ist
es klar, daß die Umrisse nur sehr einfach, die
Köpfe wcnig oder gar nicht modellirt sein können;
die Augen sind aus einer schwarzen grvßeren
Perle, die gerötheten Wangeu aus je ö rothen
Corallen gebildet. Dennoch hat die ganze Stickerei
das Feierliche und Monumentale, waS wir an
den die Wünde der alteu Basiliken schmückenden
Mosaiken bewundern — es ist wirklich die Technik
und damit auch die Wirkung der Mosaik auf das
Gebiet der Stickerei übertragen, eine Spezialität,
die biS jetzt in diesem großen Maßstabe unüüer-
troffen dastehen dürfte.

Der eigenartige Charakter dieser Mvsaik-
stickerei hat denn auch Beranlassung gegeben, die
gleichc Technik bei dem auf unserer Tafel 143
dargestellten Antipendium anzuwenden. Freilich
ist dieselbe äußerst nüihsam, wenn auch nicht
gerade schwierig. Der ganze Carton sowohl
zu dem Border- als zu den Seitenfrontalicn
wurde zuvor in natürlicher Größe nüt Tusch in
krästigen Linien auf Papier gezeichnet, kolorirt
und bildete sv die eigentliche Vorlage für die
Stickereieu. Jede einzelne Figur, Arkade, Süule,
sowie die laufenden Bordüren wurden dann eigens
in gleicher Weise auf das der Stickerei als Unter-
grund dicnende Pergament gczeichnet, und die
Farbentöne mit Aquarellfarben eingesetzt, so daß

die Stickerin nur die betreffenden Perlen in ihren
dem gcmalten Pergamentbilde entsprecheiiden Far-
ben auszusuchen und aufzunähen brauchte. Die
fertig gestickten Figuren und Ornamente wurden
auf den aus doppelter starker Leinwand gebildeten
Fond über den den Hintergrund bildendcn,
applizirten Goldstoff aufgenäht und mit Gold-
schnüren eingefaßt. Figur n stellt auf unserer Tafel
die Vorderseite des Antipendiums dar, b nnd >:
die beiden Seitenfrvntalien.

Tafel k44.

a Caselkreuz in spätgothischem Style. Der
Hintergrund wird im Gobelinstich am beften mit
Chenillen ausgefüllt, die Blumen und Blätter
bleiben in der Farbe des Stoffes (goldgelb, weißlich
gelb, roth oder violett, grünk stehen.

b, o, ä, e und t' sind verschicdene Muster für
Blumen in Goldstickerei, uin damit durch rauten-
förmige Versetzung auf glattem Grundstoffe ein
Dessin zu bilden, besvnders gut verwendbar für
größere Ornate, Pluvialien rc.

A Zeichnung zu einer Bursa.

b Einfaches Rauchfaß nach altem Muster, in
Messingguß oder getriebener Arbeit herzustellen.

Tafel 147).

Zeichnung zu Linnenstickerei für Altartücher,
Alben, Chorröcke u. dgl. Wenn die Blätter,
Blumen und Ranken ganz (mit weißem Leinen-
faden) überstickt uud farbig eingefaßt werden, ist
die Wirkung bedeutend besser, als wenn bloß die
Cvnturen im Tambour- vder Stielstich ausgeführt
werden.

Tafel 146 u. 147.

Mvnstranz in spätgvthischem Style. Dieselbe
wurde jüngst in der Werkstätte des Hrn. Gürtler-
meisters Götz in Regensburg für die Psarrkirche
in Kelheim ganz in Silber, vollständig in ge-
triebener Arbeit und mit Ausschluß jeglichen Gußes
hergestellt, so daß selbst die kleinsten Fialen aus
Silberblech durch Treiben und Zusammenlöthen
gebildet, alle Blümchen aus freier Hand getrieben
und aufgesetzt wurden. Jn Folge dieser Technik
ist die Monstranz sehr leicht geworden, während
bei Ausführung der Architekturtheile sicher das
3—4sache Gewicht erzielt und damit die Btonstranz
für Prozessionen fast unbrauchbar geworden wäre.

Tafel 148.

Lausende Verzierung zu gleicher Ausführung
und Verwendung wie die Bordüre auf Tafel 145.
 
Annotationen